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Ramon Stroink: "Fünf Milliarden Smartphone-Besitzer sind potenzielle Kunden"

Der Weleda-Geschäftsführer für Naturkosmetik in der DACH-Region über Chancen und Herausforderung der Digitalisierung.
BioHandel: Herr Stroink, den Zahlen und Trendanalysen des IKW zufolge ist Naturkosmetik weiterhin der Treiber des Kosmetikmarktes - können Sie das aus Sicht von Weleda für die D-A-CH-Märkte bestätigen?

Ramon Stroink: Ja, Naturkosmetik bleibt ein Wachstumsmarkt. Das gilt vor allem für das europäische Ausland und die Märkte in Übersee. Der größte Naturkosmetikmarkt in Europa, der deutsche Markt, leidet jedoch unter dem Preiskampf der Drogeriemarktketten, die ihren Marktanteil noch einmal ausdehnen konnten.

Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf. Welche Rolle spielt der E-Commerce für Naturkosmetik im europäischen und im außereuropäischen Raum?

Global gesehen ist der E-Commerce ein guter Vermarktungskanal für Marken, die auf dem internationalen Parkett aktiv sind. Vor dem Hintergrund, dass Convenience beim Einkaufen sehr wichtig geworden ist, die permanente Verfügbarkeit von Ware ein Bedürfnis von Vielen ist, und angesichts der Tatsache, dass es fünf Milliarden Smartphones weltweit gibt, müssen wir anerkennen, dass die Konkurrenz in jeder Tasche ist und nicht mehr nur in den Regalen am POS.

Welche Herausforderungen ergeben sich für Naturkosmetik-Unternehmen durch den Online-Handel?

Diese fünf Milliarden Smartphone-Besitzer sind potenzielle Kunden. Die digitalen Geräte sind ein neuer Vertriebsweg. Für Naturkosmetik-Unternehmen ist es aus meiner Sicht insbesondere wichtig zu verstehen, dass es heute nicht mehr ausreicht, im Internet nur präsent zu sein, man muss auch aktiv sein. Das erwarten die Konsumenten einfach. Wir müssen uns bewusst machen, dass die klassischen Vertriebswege dadurch nivelliert werden, beziehungsweise über kurz oder lang zum Teil ganz wegfallen werden. Damit müssen Hersteller und der stationäre Handel umgehen lernen.

Welche Chancen sehen Sie – beispielsweise auch im Marketing?

Die digitale Gesellschaft nutzt ihr Smartphone nicht nur zum Shoppen sondern auch als Informationsportal. Die Kunden sind heute sehr gut informiert, sie recherchieren und teilen ihr Wissen über die sozialen Medien. Das sehe ich beispielsweise als Chance. Wenn man sich als Unternehmen auf den Kern und die Werte seiner Marke besinnt und diese auch kommuniziert, macht das die Marke resilienter.

In welche Bereiche müssen Unternehmen investieren, um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein?[nbsp]

Man arbeitet heute mehr intuitiv als strategisch, mehr interdisziplinär, mit Multiplikatoren und Influencern in den sozialen Medien – das ist keine klassische Werbung mehr. Das muss auch im Unternehmen intern umgesetzt werden und zieht Strukturveränderungen nach sich. Ein attraktiver, gut gepflegter Webshop mit vielen Bildern, Beratungsangeboten und intuitiver Bedienung, das ist gefragt. Auf jeden Fall ist es wichtig offen und flexibel zu bleiben.

Was ist ihre Prognose für die nächsten Jahre in Bezug auf die Digitalisierung für die Branche?

In den USA werden bereits 20 Prozent des Kosmetikumsatzes online gemacht. Dies bezieht sich zwar auf den Gesamtkosmetikmarkt, doch wenn man auf Deutschland schaut, fallen auch hier die Prognosen für die Entwicklung des E-Commerce recht dynamisch aus. Und Naturkosmetik ist erstaunlich weit vorne in der Gunst der Online-Shopper. Es gilt auch, auf Events und Fachmessen wie der Vivaness diese Entwicklungen aufzunehmen und entsprechende Akzente zu setzen. Das ist der Messeleitung mit Bloggerevents beispielsweise schon ganz gut gelungen. Der verbale und nicht nur digitale Austausch unter Fachleuten behält ja auch noch eine nicht zu unterschätzende Wichtigkeit.

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