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Werbelüge des Jahres kommt von Zwergenwiese

Der Bio-Hersteller erhält für seine „Kinder-Tomatensauce“ den „Goldenen Windbeutel“ der Verbraucherorganisation. Als Reaktion auf den Negativpreis zeichnete Zwergenwiese im Gegenzug Foodwatch mit der „Goldenen Mütze“ aus.

Der Goldene Windbeutel 2019 geht an Zwergenwiese: Bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation Foodwatch wählten 53,2 Prozent der fast 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die „Kinder-Tomatensauce“ des Bio-Herstellers zur dreistesten Werbelüge des Jahres. Die für Kinder beworbene Tomatensauce enthält Foodwatch zufolge mehr als doppelt so viel Zucker wie die Erwachsenen-Version – dabei empfehle die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Saucen für Kinder gar keinen zugesetzten Zucker enthalten sollten.

„Eltern kaufen Bio-Produkte, um ihren Kindern etwas Gutes zu tun – aber Zwergenwiese jubelt Kindern eine Extra-Portion Zucker unter und nutzt das Vertrauen der Eltern aus", erklärte Manuel Wiemann von Foodwatch. „Der Bio-Pionier sollte sich an die Empfehlungen von Kinderärzten halten und nur Saucen ohne Zuckerzusatz als Kinderprodukte bewerben.“

„Goldene Mütze“ als Zeichen für einen „konstruktiven Dialog“

Zwergenwiese hatte nach der Nominierung für den Goldenen Windbeutel sein Produkt damit verteidigt, dass „kein zugesetzter Kristallzucker“, sondern Apfeldicksaft enthalten sei. Doch die WHO definiert Foodwatch zufolge auch Zucker aus Fruchtsaftkonzentraten wie Apfeldicksaft als freien beziehungsweise zugesetzten Zucker, dessen Konsum reduziert werden müsse.

Zwergenwiese nahm den Negativpreis entgegen und nutzte dabei die Gelegenheit, Foodwatch wiederum mit der „Goldenen Mütze“ auszuzeichnen „als Zeichen für einen konstruktiven Dialog“, wie der Bio-Hersteller mitteilte. Die Kritik am Zuckergehalt der Kinder-Tomatensauce nehme man sehr ernst. Allerdings hätte sich Zwergenwiese von Foodwatch „im Vorfeld einen konstruktiven Dialog gewünscht“, heißt es in der Pressemitteilung.

Zwergenwieses Kinder-Tomatensauce enthält laut Foodwatch elf Prozent Zucker. „Das macht pro Portion umgerechnet ganze sechseinhalb Zuckerwürfel – und ist alles andere als kindergerecht“, urteilte die Verbraucherorganisation. Die Tomatensauce Traditionale des Herstellers komme hingegen mit nur 4,6 Prozent Zucker aus.

Die Platzierungen

  1. Platz: „Kinder-Tomatensauce“ von Zwergenwiese (36.721 Stimmen, entspricht rund 53,2 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen)
  2. Platz: Yakult Original von Yakult (18.036 Stimmen, 26,1 Prozent)
  3. Platz: „100% Bio Direktsaft Karotte“ von Hipp (5133 Stimmen, 7,4 Prozent)
  4. Platz: Wasabi Erdnüsse von Rewe Beste Wahl (4635, 6,7 Prozent)
  5. Platz: „Corny Protein Lower Carb“ von Schwartau (4477, 6,5 Prozent)

Foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel zum neunten Mal. Die erste Wahl fand 2009 statt. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und ein überzuckerter Babykeks von Alete (2017). Vergangenes Jahr gewann das „Smart Water“ von Coca-Cola den Negativpreis.

Foodwatch engagiert sich für eine gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings als einen Baustein im Kampf gegen Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten. Gemäß den Empfehlungen der WHO für Kindermarketing sollten nur ausgewogene Produkte an Kinder beworben werden dürfen. Marktstudien haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass ein Großteil der an Kinder beworbenen Lebensmittel zu viel Zucker enthält.

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