Der Umsatz mit Produkten aus fairem Handel in Deutschland hat im vergangenen Jahr erstmals die Schwelle von zwei Milliarden Euro überschritten. Das teilte der Verband Forum Fairer Handel (FFH) am Dienstag mit. 2,18 Milliarden Euro gaben die Verbrauchenden demnach 2022 für fair gehandelte Lebensmittel, Textilien, Kosmetik, Blumen und Kunsthandwerk aus. Im Vergleich zum Vorjahr legte der Umsatz damit um 11,5 Prozent zu.
„Trotz der hohen Inflation im vergangenen Jahr ist das eine solide Entwicklung“, bewertete FFH-Geschäftsführer Matthias Fiedler das Ergebnis. Der Organisation zufolge ist der Umsatz mit fair gehandelten Produkten seit 2015 um 70 Prozent gestiegen. Die über 900 Weltläden in Deutschland, in denen es faire Ware zu kaufen gibt, feiern in diesem Jahr ihr fünfzigstes Jubiläum.
Einer Umfrage im Auftrag des FFH zufolge greifen 38 Prozent der Menschen in Deutschland bei ihrem Wocheneinkauf gelegentlich gezielt zu fair gehandelten Produkten. 8,9 Prozent tun das immer, 6,9 Prozent antworteten mit „nie“ auf die Frage, wie häufig sie bei einem typischen Wocheneinkauf ganz gezielt fair gehandelte Produkte kaufen. Für etwa ein Drittel der Befragten ist dabei eine faire Entlohnung der Produzenten und der Verzicht auf Kinder- und Zwangsarbeit bei der Herstellung besonders wichtig.
FFH fordert ein gesetzliches Verbot für den Einkauf unterhalb der Produktionskosten
Trotz der positiven Entwicklung fristen fair erzeugte Produkte noch ein Nischendasein. Laut FFH liege der Marktanteil von fairem Kaffee, der einen gewichtigen Anteil am Gesamtumsatz hat, gerade einmal bei 5,6 Prozent.
Das FFH machte bei der Vorstellung der Zahlen auch auf die zunehmende Wichtigkeit fairer Lieferketten aufmerksam. „Wo sinkende Erträge in Folge der Klimakrise auf horrend gestiegene Lebenshaltungskosten treffen, eröffnen faire und verlässliche Handelspartnerschaften Zukunftsperspektiven, die immer mehr Menschen verweigert werden", so Andrea Fütterer, Vorstandsvorsitzende des FFH.
Noch immer seien viele Erzeugerinnen und Erzeuger gezwungen, Lebensmittel zu Dumpingpreisen an marktmächtige Konzerne zu verkaufen. Das FFH fordert deshalb im Rahmen der Initiative „Faire Preise“ ein gesetzliches Verbot für den Einkauf unterhalb der Produktionskosten. Auf die Klimakrise reagiere das FFH mit einem verstärkten Engagement seiner Mitgliedsorganisationen vor Ort, das Mensch und Natur „in den Mittelpunkt stellt“, teilte der Verband mit. (mis)
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