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Fachkräfte gewinnen: Mehr Werbung in eigener Sache

der Mangel an Fachkräften. Es braucht junge Profis und mehr Bildungsangebote, so das Fazit einer Podiumsdiskussion auf den zweiten Öko-Feldtagen.

Die Biobranche in Deutschland brummt. Zunehmend Sorgen bereitet allerdings[nbsp]der Mangel an Fachkräften. Es braucht junge Profis und mehr Bildungsangebote, so das Fazit einer Podiumsdiskussion auf den zweiten Öko-Feldtagen.

Die Wirtschaft sucht händeringend qualifiziertes Personal. Längst gilt das auch für die Biobranche. Nicht nur Biounternehmen, sondern auch landwirtschaftliche Betriebe sind deshalb gut beraten, sich aktiv um neue Mitarbeiter zu bemühen. Fakt ist, dass in der landwirtschaftlichen Ausbildung Themen rund um den Ökolandbau viel zu kurz kommen. „Die berufliche Bildung hinkt der Entwicklung in der Landwirtschaft beim Thema Ökolandbau deutlich hinterher“, so Jörg John vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN).

Ökolandbau in Ausbildung

„Viele junge Leuten wissen gar nicht, dass die Biobranche ein interessanter Arbeitsmarkt für sie ist.“

Maike Schmoch, Trainee Ökolandbau

Maßgeblich war Jörg John an einer aktuellen Studie beteiligt. Gefördert mit Mitteln des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) übernahmen das KÖN, der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) gemeinsam die praktische Umsetzung des Projekts. Darin wurde untersucht, inwieweit der Ökolandbau in den einzelnen Bundesländern bereits in die Berufsausbildung integriert ist und mit welchen Maßnahmen eine stärkere Verankerung entsprechender Inhalte erreicht werden kann. [nbsp]

Wer einen Betrieb leitet, kann nach Ansicht von John viel dafür tun, damit angehende Biobauern besser auf ihre zukünftige Tätigkeit vorbereitet sind. Beispielsweise können sie Berufsschulklassen auf ihren Hof einladen. Positiver Nebeneffekt: Auf diese Weise machen Ökobauern auf ihren Betrieb aufmerksam – was natürlich indirekt Werbung für den Betrieb als potenzieller Arbeitgeber bedeutet.

In Prüfungsausschüssen engagieren

Darüber hinaus bestehe für Ökolandwirte die Möglichkeit, sich in Prüfungsausschüssen zu engagieren, erläuterte John: „Die Prüfungsfragen sind letztlich der heimliche Lehrplan. Die Lehrkräfte an den Berufsschulen kommen dann nicht drum herum, Ökoinhalte zu vermitteln.“ Zudem kann der Biolandwirt als Referent für den Berufsschulunterricht tätig sein. Diesen Punkt unterstrich auch Professor Dr. Anna Maria Häring von der[nbsp]Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: „Aus der Kooperation mit Berufsschulen in Brandenburg weiß ich, dass diese durchaus dankbar sind, wenn Externe Ökolandbauthemen vermitteln. Wer selber ausbildet, kann seine Azubis zu Vernetzungstreffen mitnehmen oder im Reih-um-Verfahren auf andere Ökobetriebe schicken.“

Wie es Unternehmen der Branche gelingen kann, Nachwuchs für sich zu gewinnen, dazu brachte Maike Schmoch Ideen ein. Die studierte Kulturanthropologin absolviert derzeit das[nbsp]BÖLN-finanzierte Traineeprogramm Ökolandbau, dessen Ziel es ist, zukünftige Fach- und Führungskräfte für die Biobranche auszubilden und zu vernetzen. Im Vorfeld der Podiumsdiskussion sammelte sie Ideen und Vorschläge von anderen Teilnehmenden des Traineeprogramms zu der Frage „Was macht Arbeitgeber interessant für den Nachwuchs der Biobranche?“.

Attraktive Arbeitsbedingungen ausschlaggebend

Danach sind bei vielen insbesondere attraktive Arbeitsbedingungen ausschlaggebend. Darunter fällt nicht nur ein angemessenes Gehalt, andere Faktoren werden zunehmend wichtiger. Genannt wurden unter anderem flexible Teilzeitmodelle, flache Hierarchien und die Möglichkeit, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen. Des Weiteren wünschen sich die Trainees offene Strukturen und die Möglichkeit, neue Ideen und Lösungsansätze einzubringen.[nbsp]

Mit der zunehmenden Professionalisierung der Biobranche ist der Bedarf an Spezialwissen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Neben agrar- und ernährungswissenschaftlichem Fachwissen ist fachfremdes Know-how zunehmend gefragt, so etwa die Expertise von Kommunikationsexperten oder Betriebswirten. Um auch branchenfremde Bewerber zu erreichen, sollten Biounternehmen ihre Stellenanzeigen nicht nur in den einschlägigen Fachzeitschriften platzieren. Jobportale wie[nbsp]https://goodjobs.eu[nbsp]oder[nbsp]utopia.de[nbsp]erreichten ebenfalls junge Leute, die eine sinnstiftende Tätigkeit ausüben wollen, so Maike Schmoch: „Vielen ist gar nicht bewusst, dass die Biobranche für sie ein interessanter Arbeitsmarkt sein könnte und dort Leute mit ihrer Qualifikation händeringend gebraucht werden.“[nbsp]

Text: Nina Weiler


Infos zur Studie
www.oeko-komp.de/meldungen/fachtagung-oekolandbau-vortraege-und-ergebnisse/

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