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Edekas Naturkind soll wachsen

Zwei Jahre nach Eröffnung der ersten Naturkind-Märkte soll das Bio-Fachmarkt-Konzept von Edeka wieder Fahrt aufnehmen. Mit weiteren Läden und Shop-in-Shop-Systemen zielt Edeka auf die Kunden des Naturkostfachhandels ab.

Nach der Eröffnung der beiden Naturkind-Läden Ende 2019 war es still geworden um die Bio-Läden von Edeka. In den vergangenen zwei Jahren hat der Handelskonzern laut eigenen Angaben einen Schwerpunkt auf den Ausbau des Sortimentsprofils und der Gewinnung neuer Lieferanten gelegt. Jetzt soll das offenbar vielerorts sichtbar werden.

Ende November kam zu den beiden Naturkind-Märkten in Hamburg und Dinkelsbühl die erste Naturkind Welt unter Führung einer selbstständigen Kauffrau in einem Edeka-Markt in Jena hinzu. Man wolle damit an das Bio-Fachmarkt-Konzept Naturkind anknüpfen „und auch das Bio-Profil der Edeka-Märkte weiter (…) schärfen“, teilte Edeka auf Anfrage mit.

Als Shop-in-Shop-Konzept seien die Naturkind-Welten für die selbstständigen Edeka-Kaufleute ein attraktiver Sortimentsbaustein, um sich von ihren lokalen Wettbewerbern abzuheben und zusätzliche Wachstumspotenziale zu erschließen.

Weiling beendet Belieferung

Welches Format sich durchsetzt – Shop-in-Shop oder eigenständige Märkte – ist noch nicht absehbar. Bislang haben die Naturkind-Märkte die Nase vorn. So wurde der erst Ende 2020 von der Heilbronner Edeka-Marktbetreiberfamilie Uetzhöfer eröffnete Biomarkt Bioruebe mit einer Verkaufsfläche von rund 700 Quadratmetern kürzlich in einen Naturkind-Markt umgewandelt. Und laut Lebensmittelzeitung ist auch in Freiburg mit einem eigenständigen Markt zu rechnen. Für die Region Nord werden unterdessen engagierte Unternehmer für die Neueröffnung von Naturkind-Märkten im Großraum Hamburg gesucht.

So sieht Edekas erste Naturkind-Welt aus

In den Naturkind-Welten, die quasi ein Naturkostfachgeschäft im Supermarkt ist, stehen auch bekannte Bio-Marken wie zum Beispiel Davert, Bauckhof, Bio Planète oder Voelkel. [Zum Interview: Voelkel bei Edeka]

Mit integrierten Bioläden schafft Edeka mehr Platz für Bio: Die erste „Naturkind-Welt“ eröffnete im November in Jena. Dort bietet Edeka Büto auf 100 Quadratmetern rund 1.300 zusätzliche Bio-Produkte an, auch von Davert, Bauckhof, Bio Planète und Voelkel, wie Edeka dem BioHandel mitteilte.

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Die Entscheidung für einen Naturkind-Markt bei Edeka Uetzhöfer hatte allerdings Konsequenzen: Der Naturkostgroßhändler Weiling stellte die Belieferung „im gegenseitigen Einvernehmen“ ein. „Weiling beliefert bewusst nur den inhabergeführten Biofachhandel. Diese Voraussetzung war mit einer eigenständigen wirtschaftlichen und räumlichen Einheit sowie eigener Geschäftsführung der Bioruebe in der Vergangenheit erfüllt“, teilt Annette Thul, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Weiling, mit. „Durch die Neuorientierung unter der Marke Naturkind und damit Einbindung in das Edeka-Konzept, ist diese notwendige Abgrenzung für eine Belieferung durch Weiling nicht mehr gegeben.“

Fachhandelsmarken kommen per Cross-Docking

Damit ist die Versorgung von Edeka mit Fachhandelsmarken aber nicht vorbei. Neben Grell im Norden, sorgen vor allem Naturkost Nord, Claus Reformwaren und Logibio für die Ausstattung des LEH mit der begehrten Ware.

Favorit bei Edeka ist nach Informationen aus der Branche der Großhändler Naturkost West. Mit ihm wurde Cross-Docking vereinbart. Das bedeutet: Naturkost West kommissioniert die Ware für den Endabnehmer vor, liefert sie jedoch an die regionalen Edeka-Zentrallager. Von dort werden sie am Folgetag, passgenau zum Liefertag des jeweiligen Einzelhändlers, von Edeka-Fahrzeugen mit der übrigen Bestellung ausgeliefert.

Durch Cross-Docking sparen die Edeka-Marktbetreiber einen beachtlichen Teil an Transportkosten ein, weil sie nicht von zwei Fahrzeugen angefahren werden müssen. Außerdem bleiben die Lagerkosten für Edeka gering, weil die Collis mit fertig kommissionierter und adressierter Bio-Ware praktisch nur weitergereicht werden müssen. Für Schnelldreher lohnt sich dagegen die Direktanlieferung durch Bio-Hersteller in die Zentrallager, weil auch hier die Durchlaufzeiten gering sind.

Naturkind-Märkte die bessere Wahl, um Fachhandelskunden abzuwerben

Über den Erfolg (oder Misserfolg) der beiden Naturkind-Pioniermärkte wollte Edeka keine Auskunft geben. Auch die Frage, ob es sich bewährt hat, wie in Hamburg einen Naturkind-Markt direkt neben einem Edeka-Markt zu platzieren, blieb unbeantwortet.

In Bezug auf One-Stop-Shopping wären Naturkind-Welten als Shop-in-Shop-System eigentlich sinnvoller. Aber mit dem System, mit dem Edeka „bioaffine Kundengruppen begeistern“ und „Zugang zu einem vielfältigen Sortiment an Bio-Produkten von bekannten Biomarken“ bieten will, haben offenbar einige Fachhandelsmarken Schwierigkeiten, denn der Fachhandelscharakter ist dort nicht gegeben. Edeka nennt als Referenzmarken für diese Vertriebsform „Biomarken wie z.B. Davert, Bauckhof, Bio Planète oder Voelkel“.

Um vom Naturkostfachhandel Kunden abzuwerben, dürften Naturkind-Märkte deshalb grundsätzlich die bessere Wahl sein. Immerhin geht es um rund 22 Prozent Bio-Marktanteil des Naturkostfachhandels, die Edeka theoretisch noch „erobern“ könnte, wenn das Konzept Naturkind-Markt aufgeht. Und diese „Luft nach oben“ scheint den Genossenschaftskonzern anzutreiben. Der originäre Bio-Fachhandel ist also einmal mehr gefordert, seine Alleinstellungsmerkmale zu schärfen und stärker zu kommunizieren.

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