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Edeka nutzt MSC-Siegel für Preiseinstiegsware

Das gesamte Thunfisch-Eigenmarkensortiment von Edeka ist jetzt, wie seit einiger Zeit beim Wettbewerber real, MSC-zertifiziert.

Nachdem real vor knapp einem Jahr seine Thunfisch-Konserven im Preiseinstiegsbereich auf MSC-Ware umgestellt hat, zieht Edeka jetzt nach. Ab März soll der Marine Stewardship Council (MSC)-Fisch in vielen Edeka-Märkten unter der Eigenmarke Gut & Günstig erhältlich sein. In den Filialen von Tochter Netto Marken-Discount steht er unter der Eigenmarke Dreimaster bereits seit Januar in den Regalen. Umgestellt worden sei auch die Thunfisch-Eigenmarkenpizza. Alle Thunfischkonserven verfügen außerdem über einen QR-Code, über den der Kunde die Herkunft, die Fangmethode und die Zertifizierung direkt zurückverfolgen kann.

Nachhaltige Ausrichtung der Fischerei gefördert

Die Umstellung auf MSC-Ware sei für Edeka schwierig gewesen: „Es gab zunächst keine nennenswerten Mengen mit einer anerkannten Umweltzertifizierung. Zusammen mit dem WWF hat Edeka seit 2009 aber den Dialog mit Lieferanten geführt, um die nachhaltige Ausrichtung von Thunfisch-Fischereien zu fördern“, schreibt das Unternehmen. Edeka habe außerdem WWF-Meeresschutzprojekte zur Förderung nachhaltiger Thunfisch-Fischereien unterstützt.

Laut MSC-Thunfisch-Bericht machen Konserven am deutschen Markt mit 71 Prozent generell die größte Menge an verkauftem Thunfisch aus. In der Fisch-Beliebtheitsskala der deutschen Verbraucher liegt er auf Platz vier. Mit dem MSC-Siegel ist bei Edeka und Netto offenbar keine Preiserhöhung verbunden. Nutzer des Siegels müssen eine Gebühr an den MSC entrichten, die Zertifizierung ist dagegen kostenlos.

Dauerkritik an MSC-Siegel von Greenpeace

Die Kritik von Greenpeace am MSC-Siegel hat jüngst der NDR in einem Beitrag ergründet: Demnach vergebe der MSC seine Zertifikate zu früh - allein auf die Aussicht hin, dass eine Fischerei künftig nachhaltige Kriterien anwenden werde. „Beim MSC reicht das Versprechen, dass sich etwas verbessert für die Zertifizierung. Wir sind der Meinung, es muss sich erst etwas verbessern“, zitiert der NDR Sandra Schöttner, Meeresexpertin bei Greenpeace.

Außerdem erhielten auch Fischereien eine Zertifizierung, die weiter problematische Fangmethoden einsetzten. „Es gibt MSC-zertifizierte Fischereien, die nicht nachhaltig sind“, so Schöttner in dem NDR-Beitrag weiter. Ein Beispiel dafür sei der Alaska-Seelachs, der zu den beliebtesten Speisefischen der Deutschen zähle und unter anderem zur Herstellung von Fischstäbchen verwendet werde. Zwar seien die Bestände momentan nicht gefährdet. Die MSC-zertifizierten Fischereien setzten aber Fangmethoden ein, die am Meeresboden große Schäden anrichten.

Gegenrede vom MSC im NDR-Ratgeber

„Greenpeace spricht generelle Kaufempfehlungen für ganze Fischarten aus, beziehungsweise rät von ihnen ab“, entgegnet Gerlinde Geltinger vom MSC im NDR-Beitrag mit Blick auf das rot-grüne Ampelsystem, mit dem Greenpeace in seinem Ratgeber arbeitet. „Der MSC bewertet dagegen immer den Einzelfall. Jede Fischerei, die sich um das MSC-Siegel bewirbt, wird dabei einzeln bewertet“. Dieser Vorgang dauere im Durchschnitt 18 Monate. Zudem arbeite Greenpeace mit K.O.-Kriterien. Ein solches K.O.-Kriterium sei für Greenpeace beispielsweise die Fischerei mit Grundschleppnetzen. Diese sei aber, je nach Ökosystem, in manchen Fällen durchaus vertretbar, so Geltinger. Ein Beispiel dafür sei etwa die Schollenfischerei in der Nordsee.

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Anonym

Ein fatales Signal in Zeiten, in denen ein Bewusstsein für die Kosten der Nachhaltigkeit entwickelt werden sollte: Diesem kritischen Rohstoff wird fälschlicherweise gleich mit zwei Siegeln bescheinigt, dass Nachhaltigkeit zum Schleuderpreis zu haben sei... man sollte sich überlegen, ob die hohe Eigenmeinung der zwei Zertifizierer gerechtfertigt ist... Hans Bartelme

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