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Coronakrise

Die Netzwerke im Bio-Großhandel funktionieren – vor allem regional

Mit zusätzlichen Mitarbeitern und Lkw haben die Großhändler schnell auf den Nachfrage-Boom im März reagiert. Alle loben den starken Zusammenhalt ihrer langjährigen Partnerschaften.

Chaotisch sei die Lage nicht gewesen, aber eine Herausforderung, sagt Hermann Heldberg von Naturkost Elkershausen. Aufgrund der sprunghaft angestiegenen Nachfrage stellte er innerhalb weniger Tage neue Arbeitskräfte von Zeitarbeitsfirmen ein und organisierte zwei zusätzliche Lkw. „Der Vorteil ist, dass wir regional arbeiten, da funktioniert die Nachbarschaftshilfe“, so Heldberg. Nach einem guten Jahresbeginn von zehn Prozent mehr Umsatz, verzeichnete er im März einen Schub von plus 40 Prozent. Einen Teil der Zeitarbeitskräfte hat Elkershausendenn auch – zunächst befristet – übernommen. Heldberg rechnet damit, dass sich der Umsatz längerfristig wieder bei einem Plus von 10 bis 15 Prozent einpendeln wird, geht aber auch davon aus, dass bestimmte Produkte teurer werden könnten. Das liege vor allem an Problemen bei der Beschaffung.

Bei Weiling habe zunächst sowohl der Mitarbeiterschutz im Vordergrund gestanden als auch die Frage, „wie es gelingen kann, die erhöhte Leistung zuverlässig und ohne Überforderung der Mitarbeiter zu gewährleisten“, so Sprecher Hanjörg Bahmann. Die Auslieferleistung sei an Einzeltagen bis zu 80 Prozent gesteigert worden. Insgesamt zeige die aktuelle Situation, wie wichtig langjährige Lieferantenbeziehungen sind. „Genauso wichtig ist auch, dass Weiling mit den beiden Lagerorten zwei unabhängige Lagerbestände führt“, so Bahmann.

Noch keine Prognosen

Auch Dennree hat kurzfristig zusätzliche Arbeitskräfte aus aktuell geschlossenen Betrieben eingestellt, so Lukas Nossol, Leitung Unternehmenskommunikation: „Alle Herausforderungen konnten wir bisher durch den unermüdlichen Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die engen Zusammenarbeit mit unseren langjährigen Partnern und Lieferanten gut meistern.“ Gerade regionale und nationale Lieferstrukturen seien derzeit besonders hilfreich. Zwar könne auch Dennree eine Umsatzsteigerung verzeichnen, der momentan erzielte Absatz drücke allerdings nicht die zusätzliche Arbeitsbelastung der Mitarbeiter und Geschäftspartner aus. Prognosen für die Zukunft möchte Nossol derzeit nicht treffen. Man werde die Entwicklung beobachten und dementsprechend handeln.

Bei Bodan wurde laut Geschäftsführer Sascha Damaschun eine regelmäßig tagende CoronaTaskForce mit Vertretern aller Abteilungen eingerichtet: „Sie hat die Prozesse durchgängig analysiert und wir haben sie entsprechend angepasst.“ Der Geschäftsbetrieb lief an manchen Tagen bis zu 90 Prozent über Vorjahresniveau. Deshalb wurde auch bei Bodan zusätzliches Personal eingestellt, der Fuhrpark erhielt Unterstützung von einem Partner, der sonst BioGastronomen beliefert.

Mangelnde Verfügbarkeit

Inzwischen lägen die Herausforderungen eher in der Beschaffung, so Damaschun: „Wir müssen lernen, in einigen Produktgruppen mit einer mangelnden Verfügbarkeit umzugehen.“ Für das künftige Arbeiten kann er sich flexible Mischlösungen vorstellen, die Home-Office und Stamm-Arbeitsplatz verbinden. „Wir sehen auch, dass wir auf einige Reisen gut verzichten können, weil das Wesentliche auch in einer Videokonferenz ausgetauscht werden kann. Das spart Zeit und CO2.“ Die Sinnlichkeit und die Qualität der persönlichen Begegnung, wie sie Messen ermöglichen, sei zwar durch keine Technik zu ersetzen. Allerdings könnten virtuelle Messen und Konferenzen eine gute Übergangslösung sein, um die Zeit von Kontaktsperren zu überbrücken. „Auch hier suchen wir nach innovativen Lösungen“, so Damaschun.

Der Vorteil ist, dass wir regional arbeiten, da funktioniert die Nachbarschaftshilfe.

Hermann Heldberg, Naturkost Elkershausen
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