Wer hätte das gedacht: Nach Jahren der Werteorientierung nimmt jetzt die Preisorientierung einen großen Raum im Bio-Fachhandel ein. Zuvor hatte man angesichts fast ständig steigender Umsatzzuwächse und üppiger Margen geglaubt, es ginge immer so weiter. Erst als der LEH mehr Bio listete und die Ware im Preis attraktiver machte, gab es Zweifel an der ewigen Treue der Kunden. Jetzt haben Krieg und Inflation eine (frei nach Bertold Brecht) schmerzhafte Gewissheit gebracht: Erst kommt das Fressen und dann die Moral.
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Vor diesem Hintergrund erweist sich das schon in Friedenszeiten von Alnatura ersonnene Partnerschaftsprojekt als Glückfall. Denn nicht nur mit ihrer preisgünstigen Eigenmarke kann die Produktions- und Handelsgesellschaft selbstständigen Ladenbetreibern unter die Arme greifen, sondern auch mit weiteren Produkten, die dem Vernehmen nach deutlich unter dem Verkaufspreis traditioneller Bio-Großhändler liegen sollen. Hinzu kommt die Expertise durch eigene Läden, mit der herausgearbeitet werden konnte, welcher Preis zu welchem Produkt passt.
Möglich ist das preisgünstige Angebot durch effiziente Logistik: Trockenware wird zum Beispiel nur einmal pro Woche auf Paletten per Spedition geliefert. Das entlastet auch Läden von der andauernden Beschäftigung mit Bestellungen und täglicher Bereitstellung von Einräumpersonal.
Möglich ist das Angebot auch durch gute Verhandlungen beziehungsweise durch „Druck auf die Hersteller“, wie in der Branche kolportiert wird. Unterm Strich ist es jedoch besser, mit weniger Marge zu verkaufen, als gar nicht zu verkaufen. Wenn die schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eines Tages überstanden sind, darf es auch gern wieder entspannter sein. Vorerst gilt: Den Fachhandel erhalten und zukunftsfähig machen!
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