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Sanierung

Chiemgauer Naturfleisch stellt sich breiter auf

Der Bio-Hersteller befindet sich auf der Zielgeraden seiner Sanierung. Um krisenfester in die Zukunft zu gehen, setzt Chiemgauer Naturfleisch neben dem Naturkostfachhandel künftig auf zwei weitere Vertriebswege.

Wie das Geschäft für Chiemgauer Naturfleisch nach der Insolvenz weitergehen soll, zeigte das Unternehmen vergangene Woche auf der Biofach in Nürnberg. In einem Kühlschrank am Messestand des Herstellers von Fleisch- und Wurstwaren präsentierte Chiemgauer mit „Chiemgau Bio“ erstmals eine Marke für den LEH.

Bio-Rindersalami, -Leberkäse, -Paprikalyoner, -Nussschinken und weitere Produkte im Preiseinstiegssegment soll es zum Start bei selbstständigen Edeka-Kaufleuten in Bayern geben. Zusätzlich will Chiemgauer in der Außer-Haus-Verpflegung Fuß fassen und bietet Fachhandels-Produkte und LEH-Ware in größeren Gebinden für Kantinen und Gastronomiebetriebe an.

Neben dem Naturkostfachhandel stellt Chiemgauer sein Geschäft damit künftig auf zwei weitere Säulen. Die breitere Aufstellung am Markt ist eine Lehre aus der Insolvenz, in die der Bio-Pionier aufgrund der Umsatzeinbrüche im Bio-Fachhandel geraten war. Gleichwohl liege der Fokus nach wie vor auf dem Geschäft mit dem Naturkosteinzelhandel, versicherte Marketingleiter Matthias Weger im Gespräch auf der Biofach.

„Die vergangenen Monate waren sehr anstrengend. Wir haben alles auf den Prüfstand gestellt und unsere zum Teil ineffizienten Prozesse überarbeitet“, so Matthias Weger. Betriebsabläufe wurden geändert, die Prozesse vereinfacht, Kosten gesenkt. Durch die effizienteren Strukturen kann Chiemgauer nun beispielsweise auf den Einsatz von Leiharbeitern verzichten. „Den Umsatz der Vergangenheit erzielen wir jetzt mit weit weniger Personal“, sagte die Insolvenzverwalterin Birgitt Breiter im Gespräch mit BioHandel. Auch die Produktion wurde optimiert. Für die Verpackungen seiner Fachhandelswaren etwa setzt der Hersteller noch weniger Material ein. Gleichzeitig wurde das Design aufgefrischt und der Inhalt durch größere Fenster sichtbarer gemacht.

Auch bei den Preisen hat sich etwas geändert: „Bislang gab es keine vernünftige Preiskalkulation“, sagte Birgitt Breiter. Diese sei im Zuge der Sanierung ebenfalls überarbeitet worden. Darauf basierend habe Chiemgauer die Mengen in den Verpackungen angepasst, Preise erhöht, und teilweise auch gesenkt. „Wir wissen jetzt genau, was wir für unsere Produkte verlangen müssen und verlangen das auch. Und unsere Kunden verstehen das und unterstützen uns“, sagte Breiter.

Bio-Supermärkte wurden verkauft

Im Zuge des Insolvenzverfahrens hat sich Chiemgauer Naturfleisch auch von seinen zwei unter dem Namen „Artgerecht“ geführten Bio-Supermärkten getrennt. Der Standort in Bad Endorf wurden an Dennree verkauft, der Markt in Traunstein an Tagwerk. In Holzkirchen betrieb Chiemgauer im Bio- Terra Markt zudem eine Wursttheke, die von dem Markt übernommen wurde. „Das war alles nicht unser Kerngeschäft und hat ziemlich viele Ressourcen gebunden“, sagte Breiter. Ihr zufolge konnten sämtliche Arbeitsplätze erhalten werden. „Die Verhandlungen mit Dennree, Tagwerk und Bio-Terra waren sehr angenehm“, betonte Birgitt Breiter.

Laut der Insolvenzverwalterin könne sich Chiemgauer Naturfleisch aktuell wieder selbst tragen. Angepeilt wird, dass der Betrieb Anfang April aus der Insolvenz geholt wird. „Wir sind derzeit noch mit drei Investoren am Verhandeln und in der glücklichen Lage, dass wir es uns aussuchen können, wie es weitergeht“, sagte Breiter. Alle drei Unternehmen seien „vernünftige Interessenten, die gut zu uns passen würden“ und keine sogenannten „Heuschrecken“, die ausschließlich auf Profit aus seien.

Ende Januar hatte die Gläubigerversammlung beschlossen, dass der Betrieb der Chiemgauer Naturfleisch GmbH fortgeführt werden soll. Noch nicht entschieden ist, ob das nach der Insolvenz unter der jetzigen GmbH oder unter dem Dach einer neuen GmbH passieren soll. „Egal wie die Entscheidung ausfällt – es wird ein eigenständiger Betrieb bleiben, der genauso weiterläuft wie bisher“, so Birgitt Breiter.

Seit Anfang des Jahres steht Chiemgauer unter neuer Leitung. Die langjährigen Mitarbeitenden Maria Dobler und Marcus Viertel haben die Geschäftsführung im Januar von Cordula Gschlössl und Thomas Reiter übernommen. Der Wechsel war schon länger geplant und wurde im Zuge der Sanierung vorgezogen. Die beiden neuen an der Spitze bei Chiemgauer werden an der künftigen GmbH beteiligt sein, sagte Birgitt Breiter. Schließlich seien sie „ein wichtiger Baustein für die Zukunft der Chiemgauer Naturfleisch“.

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