Biohandel

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Bio-Marktentwicklung

BÖLW: „Das Einkaufsverhalten ändert sich wieder“

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln 2022 leicht zurückgegangen. Doch vor allem mit Blick auf das Vor-Corona-Jahr 2019 sieht sich die Branche auf der Biofach auf einem guten Weg.

Bio hat eine „Delle“. 2022 wurden mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln in Deutschland 15,3 Milliarden Euro umgesetzt, 3,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Kontext der extrem gestiegenen Lebensmittelpreise und Kaufzurückhaltung ist diese „Delle“ im Umsatz, wie es Diana Schaack von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft bei der Präsentation der Zahlen zum Bio-Markt am Eröffnungstag der Biofach nannte, schon fast eine gute Nachricht.

Umso mehr, wenn man die aktuellen Zahlen mit denen aus 2019 ins Verhältnis setzt: Im Vergleich zum Jahr, bevor der coronabedingte Bio-Boom einsetzte, legte der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln um 25 Prozent zu. „Trotz der Rückkehr der Menschen in Restaurants und Kantinen, in denen es zumeist kein Bio-Angebot gibt, kann Bio also neu gewonnene Kunden aus der Pandemiezeit halten“, ordnete der Bundesverband Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) diese Entwicklung ein.

„Das Einkaufsverhalten ändert sich wieder“, sagte die BÖLW-Vorstandsvorsitzende Tina Andres. Das liege auch an den politischen Rahmenbedingungen wie beispielsweise der Strom- und Gaspreisebremse, mit der die Bundesregierung die stark gestiegen Energiepreise für Unternehmen und Verbrauchende abfedert.

Treibende Kraft beim Bio-Umsatz war im vergangenen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel, der den AMI-Zahlen zufolge seine Erlöse um 3,2 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro erhöhte. Zwei Drittel des Bio-Marktes entfallen damit auf den Lebensmitteleinzelhandel. Insbesondere die Discounter lockten die Kunden mit einem vergrößerten Angebot in die Läden, auch wenn dort die Preise für viele Bio-Produkte deutlicher anstiegen als in anderen Handelsbereichen.

Bei den Vollsortimentern blieben der Bio-Umsatz und die Bio-Verbraucherpreise weitgehend stabil. Günstigere Handelsmarken waren mit Abstand die Umsatzgewinner. Das Geschäft mit Bio-Markenprodukten ging nach zwei starken Vorjahren in allen Verkaufskanälen zurück.

Stärkste Absatzzuwächse bei Milch und Fleischersatz

Der Naturkostfachhandel, dessen Umsatz 2022 um 12,3 Prozent zurückging, erwirtschaftete einen Umsatz von 3,14 Milliarden Euro. Das entspreche 20 Prozent des gesamten Bio-Umsatzes, teilte der BÖLW mit.

In Zeiten hoher Inflationsraten wurden auch Bio-Lebensmittel teilweise teurer. Allerdings deutlich weniger als konventionelle Lebensmittel. Der AMI-Verbraucherpreisindex zeigt für Bio-Frischeprodukte eine Preissteigerung von 6,6 Prozent, fast doppelt so viel wie konventionellen Produkten mit 12,1 Prozent.

Die stärksten Zuwächse beim Absatz erzielten ein weiteres Jahr in Folge Bio-Milch- und Fleisch-Ersatzprodukte: 2022 wurden vier Prozent mehr pflanzliche Bio-Drinks gekauft und vier Prozent mehr Haushaltsbudget dafür ausgegeben. Der klare Gewinner ist hier der Haferdrink. Zudem stieg die Absatzmenge von Bio-Fleischersatzprodukten um vier Prozent. Verbraucher gaben dafür genauso viel Geld aus wie im Vorjahr.

Auch in der Landwirtschaft tat sich im vergangenen Jahr etwas: Die ökologische bewirtschaftete Fläche vergrößerte sich um 3,7 Prozent auf 1,87 Millionen Hektar. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den Bio-Höfen. Ihre Zahl stieg um 3,5 Prozent auf 36.548. „Jeder siebte Hof wirtschaftete 2022 ökologisch“, sagte Andres. Dem BÖLW zufolge betrug der Öko-Anteil an der Landwirtschaftsfläche im vergangenen Jahr rund 11,3 Prozent.

Die BÖLW-Vorstandsvorsitzende erneuerte bei der Vorstellung der Zahlen die Forderungen der Bio-Branche an die Politik: Null Prozent Mehrwertsteuer auf Bio-Lebensmittel, eine Pestizidabgabe für konventionelle Betriebe, ein klares Votum gegen eine Deregulierung der Gentechnik und mehr Geld für Bio-Forschung. Solange das ökologische Wirtschaften mit seinen Vorteilen für Mensch und Natur nicht für seinen finanziellen Mehraufwand, der damit einhergeht, entlastet werde, gebe es eine Verzerrung im Wettbewerb mit konventionellen Produkten, sagte Andres.

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