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Insolvenz

Biomammut vor dem Aus

Der angeschlagene Bio-Filialist aus Süddeutschland verkauft zwei Standorte an Bodan. Für die drei verbliebenen Märkte hat sich kein Investor gefunden. Nun steht die Auflösung der Supermarktkette bevor.

So viele Filialen und Arbeitsplätze wie möglich erhalten – das war das Ziel von Peter Raab für die angeschlagene Biomammut GmbH. Am Ende konnte der Sanierungsexperte und aktuelle Geschäftsführer des süddeutschen Bio-Filialisten zwei Standorte mit insgesamt 18 Mitarbeitenden vor dem Aus bewahren. Drei Märkte werden geschlossen, nachdem die Geschäftsführung gemeinsam mit ihren Beratern bundesweit vergeblich nach möglichen Käufern gesucht hatte, wie Biomammut mitteilte.

„Wir haben bis zuletzt gekämpft, haben alle infrage kommenden Bio-Anbieter angesprochen, um sie als Investoren zu gewinnen. Leider vergeblich“, betonte Peter Raab. „Das Klima in der Bio-Branche ist äußerst angespannt. Angesichts dieser Situation war niemand bereit, in die drei verbliebenen Filialen zu investieren.“ Dass in letzter Minute doch noch ein Käufer für die drei verbliebenen Standorte gefunden wird, halten Beobachter für unwahrscheinlich.

Damit steht die Biomammut GmbH, die sich seit dem Herbst des vergangenen Jahres in einem Sanierungsprozess befindet, vor der Liquidierung. Grund für die finanzielle Schieflage waren die stark gestiegenen Preise für Lebensmittel, die bei den Kunden zu einer Kaufzurückhaltung geführt haben. Gleichzeitig belasteten den Filialisten, der im März 2021 von der ebenfalls in einem Sanierungsprozess steckenden Basic AG übernommen wurde, die massiv gestiegenen Kosten für Energie.

Biomammut-Filialen laufen unter anderem Namen weiter

Bei den drei Filialen, die geschlossen werden sollen, handelt es sich um die Märkte in Heilbronn, Böblingen und Mössingen. Die dort beschäftigten 29 Mitarbeitenden haben bereits ihre Kündigungen erhalten. Sie werden für den Räumungsverkauf noch für rund zwei Wochen weiterbeschäftigt.

Die Geschäftsführung hat laut eigenen Angaben bereits Kontakt zu anderen Bio-Anbietern in der Region aufgenommen, um die Fachkräfte bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz zu unterstützen. „Jeder Einzelhändler kann sich glücklich schätzen, die Kollegen zu seinen Beschäftigten zu zählen. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass die betroffenen Mitarbeiter bald einen neuen, gleichwertigen Arbeitsplatz in der Region finden“, so Raab.

Käufer der beiden Standorte in Eppingen und Lauffen am Neckar ist Bodan, zu dessen Kunden seit vielen Jahren Biomammut gehörte. Für die Übernahme zum 1. Februar hat der Bio-Großhändler erst vergangene Woche eine neue Gesellschaft gegründet: Unter der Bodan Einzelhandelsgesellschaft mbH werden die beiden Märkte künftig unter den Namen „Echt! Bio-Markt Eppingen“ und „Echt! Bio-Markt Lauffen“ weitergeführt. Alle 18 Mitarbeitenden bleiben an Bord, teilte Bodan mit.

Bodan wolle mit dem Kauf der beiden Filialen „dazu beitragen, dass über lange Jahre aufgebaute, gute Bio-Handelsbeziehungen erhalten bleiben und sich weiterentwickeln können. Wir sehen in der aktuellen Krise die Notwendigkeit, diese Strukturen soweit uns möglich zu unterstützen und sie in neue Formen zu überführen“, begründete Volker Schwarz, Geschäftsführer der Bodan Einzelhandelsgesellschaft, die Übernahme der Standorte. Beide Märkte seien in der Region geschätzt, und außerdem gut aufgestellt mit Blick auf Lage, Ausstattung, Mietverhältnis und Kostenstruktur.

Bodan will nicht zum Filialisten werden

Bodan betreibt nach der Übernahme der Biomammut-Filialen nun drei Bio-Märkte. Im November übernahm das Unternehmen einen Laden in München-Harlaching, der perspektivisch ebenfalls in die frisch gegründete Einzelhandelsgesellschaft überführt werden soll, wie Bodan-Geschäftsführer Sascha Damaschun dem BioHandel sagte. „Es kann durchaus sein, dass im Rahmen von Geschäftsaufgaben noch weitere Märkte hinzukommen", so Damaschun.

Zu einer Biomarkt-Kette solle der Großhändler jedoch nicht werden. „Es war und ist nicht das Ziel von Bodan, ein eigenes Filialnetz aufzubauen. Aber wir wollen dazu beitragen, dass über lange Jahre aufgebaute, gute Bio-Handelsbeziehungen erhalten bleiben und sich weiterentwickeln können. Wir sehen in der aktuellen Krise die Notwendigkeit, diese Strukturen soweit uns möglich zu unterstützen und sie in neue Formen zu überführen“.

Damaschun möchte bei seinen Läden Individualität und Vielfalt in den Fokus stellen. Geplant ist ein „stark auf Regionalität ausgerichtetes, zukunftsfähiges“ Laden-Konzept. „Es soll Menschen ermöglichen, sich selbst aktiv zu beteiligen und Verantwortung zu übernehmen für ihre Bio-Lebensmittelversorgung und für nachhaltige Wertschöpfungskreisläufe in ihrem Lebensumfeld. Das können Bürger:innen und Mitarbeitende sein genauso wie Bio-Höfe oder Herstellbetriebe“, so Damaschun.

In einem ersten Schritt plant Bodan eine enge Partnerschaft mit dem Handelskontor Willmann im nahegelegenen Vaihingen an der Enz, um regionale Lieferbeziehungen zu stärken, insbesondere beim Einkauf von frischem Obst und Gemüse. Für Synergieeffekte bei Aktions-Angeboten, Werbemitteln und Kommunikationstools sorgt die Teilnahme der beiden Läden an „Echt Bio“, der Marketing-Kampagne des Großhandelsverbunds „Die Regionalen“, über die unter anderem Flyer mit Aktions-Angeboten an Konsumenten ausgespielt werden.

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