Lidl stellt im Rahmen seiner Bioland-Werbung einen seiner Bioland-Eierlieferanten vor. Rund sechs Minuten ehrliche Info über Bio – sowas würde sich BioHandel-Autor Leo Frühschütz auch mal für den Fachhandel wünschen.
Große Planierraupen, die eine grüne Wiese platt machen. Ein riesiger Betonmischer mit Pumpe. Ein Laster vollgepfercht mit Hühner in Käfigen. Und eine Bäuerin, die stolz ist und sich riesig freut auf ihre Bio-Zukunft. Wir bauen das neue Bioland – das ist die Botschaft dieses Films. Sie kommt authentisch und ehrlich rüber, weil sie neben den üblichen idyllischen Bildern auf einer dokumentarisch aufgemachten Ebene zeigt, wie Bio-Landwirtschaft heute funktioniert. Anders als damals bei Petersson.
Quelle: Lidl / Youtube
Es fängt mit ein bisschen grüner Landschaft, weißen Hühnern und
Geigenmusik an, dann das Luftbild einer Stallanlage – nicht sehr schön.
Eier auf dem Fließband und eine weibliche Stimme: „Wir haben unseren
konventionellen Landwirtschaftsbetrieb 2017 umgestellt“. Natürlich auf
Bioland, „weil wir wollten, dass es den Tieren gut geht“.
Die Stimme gehört Stefanie Neumeyer, der frischgebackenen
Bioland-Bäuerin aus Groß Wüstenfelde bei Rostock. Sie ist die
Idealbesetzung für einen solchen Video: authentisch, zupackend, aber mit
fühlbarem Tiefgang. Am Anfang stapft sie hochschwanger über die acht
Hektar große Wiese, auf der bald die Ställe stehen werden. Und dann
geht’s los: Baupflöcke einschlagen, Pläne zeigen, Raupen und Kieslaster
dirigieren, dazu Steel-Gitarren Rhythmen. Wilder Osten, Pioniere packen
an.
In der nächsten Szene liegt der Nachwuchs schon im Babysitz, der
Stall wird fertiggebaut und da wo eben noch die Bodenplatte gegossen
worde sitzt jetzt die Bäuerin im Auslauf und streut den Hühnern
Getreide. „Uns war wichtig, dass wir mit den Tieren leben und nicht von
den Tieren“, sagt sie. Und das wars schon wieder an Idylle.
Der Blick geht über die großen hofeigenen Getreidefelder. Die Futtermühle wird kurz gezeigt und der große Laster, der das fertig gemischte Futter bringt und es in die Silos pumpt. Lieferschein abzeichnen, Rückstellproben entgegennehmen, passt. Kurze Schnitte ins Kotlager und auf den Acker. Der Kot kommt wieder auf die Felder, „damit wir eine gute Ernte haben“. Kreislaufwirtschaft im Schnelldurchgang.
Erst zum Schluss fällt der Name Lidl
Zurück zur Bodenplatte. Bob der Baumeister in Hochform: Da wird gebohrt, getackert, gemauert und geflext, dass es eine Freude ist. Ein Schwerlaster bringt den vorgefertigten Holzdachstuhl und schon sind die zwei Ställe fertig. Dazwischen wieder ein paar schöne Hühnerbilder mit Strohballen und Sandbad, dazu die Zwergziegen, die Raubvögel abhalten sollen.
Endlich der Höhepunkt: In einer verregneten Morgendämmerung kommt der
Lkw samt Hänger voll mit jungen in Käfigen verstauten Legehennen.
Kennzeichen OS für Osnabrück, die haben eine lange Reise hinter sich.
Mit hör- und sichtbarer Euphorie verteilt Stefanie Neumeyer die Tiere in
die Volieren und erzählt von den Hähnnen, die mit dazukommen „weil die
Mädels einen Mann brauchen“.
Als Chefin kann sie sich so einen flapsigen Spruch leisten. Vor einem Schlussfeuerwerk schöner Bilder lobt sie die Verbraucher, die mit ihren Einkäufen dazu beitragen, „dass immer mehr Landwirte die Tiere so halten können, wie sie es verdienen.“ Erst ganz zum Schluss, als sie eine ganze Palette Eier mit dem Hubwagen in den LKW wuchtet, fällt zum ersten Mal der Name Lidl.
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