Der Bio-Anbauverband Biokreis ermöglicht es künftig auch Unternehmen des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels, ihre Handelsmarken mit dem Biokreis-Logo auszuloben. Auf der Mitgliederversammlung vergangenen Samstag schlug der Biokreis-Vorstand eine entsprechende Neuausrichtung der Biokreis-Handelspolitik vor und stellte den Fachhandelsbeschluss zur Debatte, teilt der Verband in einer Pressemitteilung mit, die BioHandel vorab vorliegt. Demnach können konventionelle Lebensmittelhändler künftig auch Mitglied im Biokreis e.V. werden.
Im Jahr 2019 hatten sich die Verbandsmitglieder noch dafür ausgesprochen, strategische Partnerschaften im Lebensmittelhandel ausschließlich mit dem Fachhandel und „qualifizierten" Lebensmitteleinzelhändlern wie beispielsweise Tegut einzugehen. Letztere erhielten das Biokreis-Siegel für ihre Handelsmarken nur unter bestimmten Voraussetzungen. Eine Mitgliedschaft des rein konventionellen LEH und von Discountern im Verband wurde durch die Handelsrichtlinie ausgeschlossen.
Nur knappe Mehrheit für Öffnung zum LEH
Biokreis-Erzeuger und -Hersteller konnten bereits in der Vergangenheit ihre mit dem Verbands-Zertifikat versehenen Produkte frei vertreiben – auch im LEH und Discount. Dass sich der Verband nun auch für die Bio-Eigenmarken von Aldi, Rewe und Co. öffnet, begründet Biokreis damit, dass der Fokus auf den Fachhandel „die Marktposition des Biokreis nicht im erhofften Maße stabilisiert und verbessert hat“. Aus diesem Grund habe die Verbandsspitze die Neuausrichtung der Handelspolitik vorgeschlagen, die von der Mehrheit der Mitglieder nach ausgiebiger konstruktiver Diskussion durchgewunken wurde, wie Biokreis mitteilte.
Wie die Webseite „über bio“ berichtete, fiel die Entscheidung mit einer hauchdünnen Mehrheit. Am Ende standen 61 Ja-Stimmen 53 Nein-Stimmen gegenüber, bei acht Enthaltungen. „Das denkbar knappe Ergebnis zeigt, wie sensibel das Thema ist“, sagte der Biokreis-Vorstandsvorsitzende Thorsten Block dem Medium.
Biokreis verabschiedet Gentechnik-Resolution
Neben der Abstimmung über den Fachhandelsbeschluss verabschiedeten die Biokreis-Mitglieder vergangenen Samstag auch eine Resolution, in der sie die Bundesregierung und die deutschen EU-Abgeordneten auffordern, „eine Gentechnikgesetzgebung zu sichern, die die gentechnikfreie Landwirtschaft ermöglicht und schützt“. Die Mitglieder sprechen sich darin klar und eindeutig für eine Wahlfreiheit durch klare Kennzeichnung, Rückverfolgbarkeit durch Standortregister und wirksame Koexistenzmaßnahmen zum Schutz der gentechnikfreien Land- und Lebensmittelwirtschaft aus.
Eine der Initiatorinnen ist Barbara Endraß. Die Biokreis-Bäuerin hatte zuvor schon eine Petition zur Kennzeichnung und Regulierung aller Gentechnik-Pflanzen gestartet, die bereits über 101.000 Menschen unterzeichnet haben.
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