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Bio-Winzer brauchen Phosphonat gegen Mehltau

Die deutschen Biowinzer haben ein schweres Jahr hinter sich. Das nasse Wetter im Frühsommer führte zu einem massiven Befall der Rebflächen mit Falschem Mehltau und zu Ertragseinbußen von 20 bis 30 Prozent im Schnitt.

Die deutschen Biowinzer haben ein schweres Jahr hinter sich. Das nasse Wetter im Frühsommer führte zu einem massiven Befall der Rebflächen mit Falschem Mehltau und zu Ertragseinbußen von 20 bis 30 Prozent im Schnitt, manche Winzer traf es auch deutlich härter. Das hat die Diskussion um einen bis 2012 erlaubten Wirkstoff wiederbelebt: Kalium-Phosphonat.

Kalium-Phosphonat ist ein für Mensch und Umwelt unbedenkliches Mittel, dass die pflanzeneigenen Abwehrkräfte stärkt. Entwickelt wurde es Ende der 80er Jahre für den Bio-Weinbau. Es trug dazu bei, dass die deutschen Winzer den Einsatz von Kupfer als Mittel gegen Pilzkrankheiten wie Falscher Mehltau deutlich reduzieren konnten. Während die EU-Öko-Verordnung 6 Kilogramm Kupfer je Hektar erlaubt, sind es in Deutschland 3 Kilogramm je Hektar. Das reichte aus, um zusammen mit Kalium-Phosphonat den Falschen Mehltau wirkungsvoll zu bekämpfen.

Doch 2012 stufte die EU das bisherige Pflanzenstärkungsmittel Kalium-Phosphonat als Pflanzenschutzmittel ein, wodurch es eine eigene Zulassung für den Öko-Landbau gebraucht hätte. Doch die Bemühungen von des Bio-Winzerverbandes Ecovin und der anderen Bio-Verbänden, eine solche Zulassung für Kalium-Phosphonat im Öko-Landbau zu erhalten, blieben bisher erfolglos. „Eine seit Jahren gut abgestimmte Pflanzenschutzstrategie funktionierte dadurch nicht mehr“, erklärt Ralph Dejas, Geschäftsführer von Ecovin, und spricht von einer Wettbewerbsverzerrung zugunsten südeuropäischer Winzer, die deutlich mehr Kupfer einsetzen dürften.

Agrarminister appellieren an Bund

Angesichts der Ertragsausfälle in diesem Jahr haben die Agrarminister der Bundesländer an den Bund appelliert, sich „bei der EU-Kommission erneut für die Aufnahme von Kaliumphosphonat als für den Ökologischen Weinbau zulässigen Pflanzenschutzmittelwirkstoff in den Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 889/2008 einzusetzen.“ Solange dem Öko-Weinbau keine anderen wirksamen Mittel zur Verfügung stünden, müsste ansonsten „in extremen Ausnahmejahren“ die zulässige Kupferaufwandmenge auf 6 kg/ha/Jahr erhöht werden, heißt es im Protokoll der letzten Agrarministerkonferenz.

„Wir hoffen, das wir im nächsten Jahr das Mittel wieder nutzen können“, sagt Ralph Dejas. Er geht davon aus, dass dann auch zahlreiche konventionelle Winzer auf Ökoweinbau umstellen würden. Falls Kalium-Phosphonat jedoch weiterhin verboten bleibt, könnte es sein, dass zahlreiche Bio-Winzer auf ihr Bio-Siegel verzichten. Eine Umfrage unter Öko-Winzern in Deutschland habe ergeben, dass 45 Prozent mit dem Gedanken spielen, wieder konventionell zu produzieren, sollte Phosphonat auf der Verbotsliste bleiben, berichtete die Badische Zeitung. Ralph Dejas bestätigt, dass es solche Überlegungen gebe: „Das ist ein deutliches Zeichen, dass etwas passieren muss.“

Ausführliche Informationen zu Kaliumphosphonat mit zahlreichen weiteren Links finden sich auf der Webseite von Ecovin.

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