Nach den Zahlen der FÖL wuchs der Bio-Umsatz in der Metropolregion Berlin-Brandenburg um zehn Prozent gegenüber 2018. Gesellschaftlicher Nährboden für diese Marktentwicklung seien die anhaltenden Diskussionen um Tierwohl, Insektensterben oder die Klimakrise. In all diesen Disziplinen böte der ökologische Landbau konkrete Lösungsansätze. „Immer mehr Menschen sehen diesen Zusammenhang und sind auch bereit, den Preis für die bessere Prozessqualität zu akzeptieren“, schreibt die Fördergemeinschaft.
Bio-Supermärkte sind Wachstumsmotor
Der Aufwärtstrend im regionalen Fachhandel werde wesentlich von den Bio-Supermärkten dominiert. Deren Anzahl sei erneut von 126 auf aktuell 131 gewachsen. Regionaler Marktführer bleibe die BioCompany (52 Filialen), gefolgt von denn’s Biomarkt (44), Alnatura (20) sowie der LPG (9 Filialen).
Bio-Dynamik im LEH ungebrochen
Aber auch der gesamte konventionelle Lebensmitteleinzelhandel erweitere sein Bio-Sortiment. Wie im Vorjahr sei davon auszugehen, dass der Bio-Umsatz sowohl bei den Discountern als auch bei den Vollsortimentern wie Edeka oder Rewe sogar noch höhere Wachstumsraten aufweist als der Fachhandel. So habe Rewe einen Umsatzsprung bei seiner Bio-Eigenmarke in Höhe von 20 Prozent gemeldet.
Bio + regional gehört die Zukunft
Regionalität allein bedeute bestenfalls eine nachvollziehbare Herkunft, sei ist aber noch keine Qualitätsgarantie, so die FÖL. So habe sich im gesamten Handel die Erkenntnis durchgesetzt, dass Regionalität zwar einen gesellschaftlichen Mehrwert suggeriert, diesen aber oftmals nicht erbringt. So verbergen sich möglicherweise hinter dem Label „regional“ Betriebe mit fragwürdigen Tierhaltungsbedingungen. Die „Mehrkampfdisziplin“ Bio produziere dagegen einen klaren gesellschaftlichen Mehrwert und biete darüber hinaus ein etabliertes Kontrollsystem, das den Zusatznutzen für Boden, Wasser, Luft, Insekten und Tierwohl und damit auch die positiven Effekte in Bezug auf den Klimawandel kontrolliert und garantiere.
Bio hat strukturellen Vorteil
Hinzu komme ein struktureller Vorteil von Bio: Die Bio-Branche sei nicht nur seit jeher regional ausgerichtet, sondern verfüge auch über die dazugehörige mittelständische Struktur. In der Metropolregion Berlin-Brandenburg sei dies am auffälligsten bei der Frischmilch: Während in den letzten Jahrzehnten die konventionellen Milchverarbeitungskapazitäten immer größer und größer wurden und letztlich fast völlig aus Brandenburg verschwanden, werde dieser Platz mittlerweile fast ausnahmslos von Bio-Molkereien besetzt.
An Bio-Frischmilch kommt keiner vorbei
Neben der Gläsernen Molkerei in Münchehofe, der Lobetaler Bio-Molkerei und der Brodowiner Meierei habe im Jahr 2019 die Luisenhof-Milchmanufaktur in Velten ihre Produktion begonnen. Mit einer Anfangskapazität von 20 Millionen Kilogramm ergänze sie das mittelständische Rückgrat der Brandenburger Bio-Milchverarbeitung. Da im vergangenen Jahr auch noch die ODW Frischprodukte GmbH in Elsterwerder die Frischmilch-Linie auf Bio umstellte, gelte seit diesem Jahr die Losung: Wer in Berlin-Brandenburg heute eine regionale Frischmilch sucht, kommt an Bio nicht vorbei.
Gute Entwicklung des ökologischen Landbaus in Brandenburg
Lag das Flächenwachstum ökologisch bewirtschafteter Nutzflächen 2015 noch bei 0,87 Prozent, betrug es im Jahr 2018 laut FÖL 4,65 Prozent. Eine zunehmende Zahl an Umstellern halte das Flächenwachstum hoch. Im Jahr 2019 sei die Ökofläche im Land Brandenburg nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministerium um 7.500 Hektar auf rund 170.000 Hektar und damit auf 12,8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche gewachsen. Dies entspreche einem Zuwachs von von 4,6 Prozent zum Jahr 2018.
Brandenburg: Positive Weichenstellung im Koalitionsvertrag
Mit konkreten und umfangreichen Festlegungen im rot-schwarz-grünen Koalitionsvertrag reagiere die Landesregierung auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen in der Landwirtschaft und weise dem Ökolandbau eine besondere Rolle zu. Bemerkenswert sei, dass besonders die (nachhaltig wirksame) Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen für den ökologischen Landbau im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund stehe.
Die wichtigsten Stellschrauben im Koalitionsvertrag für mehr Bio lauten:
- Einführung einer Umstellungsprämie für den Einstieg in den zukunftsträchtigen Bio-Markt
- Eine spezifische Erhöhung der Förderprämien für Gemüse und Dauerkulturen
- Ausarbeitung eines Aktionsplans Ökolandbau
- Auflage eines eigenen Förderprogramms für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten
- Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Beratung
- Einführung eines Kontrollkostenzuschusses für Bio-Betriebe (max. 600 Euro pro Betrieb/Jahr)
- Förderung von Bio & regional in öffentlichen Einrichtungen
- Abschaffung landesspezifischer Zusatzauflagen
„Damit werden wichtige Hürden zur Umstellung auf Bio gesenkt und notwendige Förderungen aufgestockt bzw. eingeführt“, lob die FÖL. Die Landesregierung strebe an, den Anteil der ökologischen Landwirtschaft deutlich zu erhöhen. Zu diesem Zweck solle bis Ende 2021 ein Aktionsplan Ökolandbau erarbeitet werden. Die FÖL und die Anbauverbände freuen sich, für die Ausarbeitung dieses Plans vom Ministerium eingeladen worden zu sein.
Dass nunmehr Axel Vogel (Grüne) als Minister und Silvia Bender (Grüne) als Staatssekretärin das Agrar- und Umweltministerium führen, nähre die Hoffnung, dass die anspruchsvollen Aussagen im Koalitionsvertrag dieses Mal beherzigt und umgesetzt werden.
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