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DUH-Verpackungscheck

Verpackungsmüll vermeiden: Wie groß ist das Engagement der Einzelhändler?

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bereits zum zweiten Mal die Versprechen von Discountern, LEH-Ketten und Bio-Supermärkten mit der Realität abgeglichen. Das Ergebnis: Kein Discounter und keine LEH-Filiale konnten überzeugen.

Ob bio oder konventionell: Beinahe im Wochentakt verkünden Lebensmitteleinzelhändler neue Nachhaltigkeitsstrategien zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt. Dabei ist auch die Vermeidung von Verpackungsmüll immer wieder ein Thema. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Versprechen der Unternehmen mit der Realität abgeglichen.

Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zum ersten Mal untersucht, wie groß das Engagement bei Discountern, LEH-Ketten und Bio-Supermärkten in Sachen Verpackungsvermeidung und Nachhaltigkeit ist. Damals erhielten die Bio-Supermärkte Alnatura, Bio Company und Denns die „Grüne Karte“.

Und in diesem Jahr? Was hat sich seither getan? Um sich ein Urteil zu bilden, besuchten die Testkäufer der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation diesmal jeweils vier Filialen

  • der Discounter Aldi Nord und Süd, Lidl, Penny, Netto Marken-Discount, Norma,
  • der LEH-Ketten Rewe, Edeka und Kaufland
  • sowie der Bio-Supermärkte Alnatura, Denns Biomarkt und Bio Company.

In den insgesamt 48 Filialen untersuchten die Tester die Verpackungen von Obst und Gemüse, Getränken, Milch und Joghurt sowie von Produkten an Frische- und Selbstbedienungstheken. Der Fokus der DUH lag dabei auf Lebensmitteln, die regelmäßig und in größeren Mengen von vielen Menschen gekauft werden und bei denen es laut DUH „in vielen Fällen bereits ressourcenschonende und verpackungsarme Lösungen gibt“. Beispiele hierfür wären unter das Weglassen von Verpackung, etwa Obst und Gemüse möglichst lose anzubieten, oder ein höherer Anteil an Mehrwegverpackungen.

Kein Discounter und keine LEH-Filiale konnten überzeugen

Was die Umwelt- und Verbraucherschützer in den Läden der Händler vorfanden, verglichen Sie mit den Versprechen, die diese hinsichtlich Verpackungsvermeidung und Nachhaltigkeit in Pressemitteilungen, Werbespots oder auf ihren Webseiten abgeben. Ein Ergebnis: Die meisten Supermärkte und Discounter machen nach Einschätzung der DUH ihren Kundinnen und Kunden „kein ausreichendes Angebot, mit dem der Verpackungsverbrauch reduziert werden kann“. Insbesondere große Supermarktketten hätten mit ihrer Marktmacht jedoch die Möglichkeit „eine Abfallreduzierung bei Markenartikeln und erst recht bei ihren Eigenmarken herbeizuführen“.

Kein klassischer Supermarkt oder Discounter konnte im DUH-Test bei Abfallvermeidung und wiederverwendbaren Verpackungen überzeugen. Besonders schlecht schnitten die Filialen von Aldi Nord, Aldi Süd, Norma, Penny, Lidl und Netto Marken-Discount ab. Etwas besser, aber für die DUH-Bewertung ebenfalls ungenügend, schnitt Kaufland ab. Sie alle erhielten im DUH-Verpackungscheck die „Rote Karte“. Einzig Edeka und REWE erhielten unter den Supermärkten eine gelbe Karte und erreichten in den jeweils vier untersuchten Filialen im Durchschnitt ein mittelmäßiges Ergebnis.

Die „Grüne Karte“ gab es lediglich für die Filialen von Alnatura, Bio Company und Denns. Laut der DUH schöpften die Bio-Supermärkte in den getesteten Filialen die Möglichkeiten zu Abfallvermeidung und Mehrweg weitestgehend aus. „Besonders bei Obst und Gemüse sowie Getränken setzten sie weitestgehend auf unverpackte Ware und boten Mehrweglösungen an: von der klassischen Mehrwegflasche, dem Mehrweg-Coffee-to-go-Becher bis zur Befüllung mitgebrachter Behältnisse an der Frischetheke an der Frischetheke“, schreibt die DUH in ihrem Untersuchungsbericht.

Auch bei den Bio-Märkten ist noch nicht alles top

Aber auch bei den Bio-Supermärkten sehen die Umwelt- und Verbraucherschützer noch Optimierungspotenzial. Denn der Biofachhandel setzte bei Milch und Joghurt standardmäßig auf Einweg. Rund ein Drittel der Produkte fanden die Testerinnen und Tester bei Denns und Alnatura in Mehrwegbehältnissen, bei der Bio Company etwas weniger (28 Prozent).

Betrachtet man die Verpackungen für Milch und Joghurt gesondert, so lässt sich im Joghurtsegment der Biomärkte jedoch ein positiver Trend erkennen. Fast die Hälfte der Joghurtsorten wurden in den untersuchten Alnatura-Filialen in Mehrweggläsern angeboten. Die Testergebnisse zeigen aber auch: Gerade bei Frischmilch gebe es „deutlichen Aufholbedarf“ in Sachen Mehrweg.

Besonders gut bewerteten die Tester das Angebot von Mehrwegbechern für Heißgetränke bei Alnatura und Bio Company. Die beiden Bio-Händler standen mit 100 Prozent gegenüber 0 Prozent bei allen Discountern- und Supermärkten – mit Ausnahme von Rewe (25 Prozent). Denns erlangte 75 Prozent.

Gelobt wurde auch das Angebot der Bio Company an Selbstbedienungs- und Frischetheken. In drei von vier Filialen der Berliner Bio-Kette waren Mehrwegspender für Reis, Nüsse und andere Trockenprodukte zu finden. Bei Denns und Alnatura war dies bei nur jeweils einer Filiale der Fall.

Auch das Angebot von Pool-Mehrwegbehältnissen vor Ort konnten neben Bio Company, Alnatura und Denns nur Rewe vorweisen. „Dabei hätten die untersuchten Märkte zum Zeitpunkt der Testbesuche schon auf die 2023 in Kraft tretende Mehrwegangebotspflicht gut vorbereitet sein können“, kritisiert die DUH. In den getesteten Märkten von Bio Company und Denns wurde häufig die Ausgabe von Behältnissen aus Pool-Systemen wie Recup oder PfaBo angeboten.

DUH fordert verbindliche Maßnahmen zur Abfallvermeidung

Die DUH schlussfolgert aus ihrem Test, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Abfallvermeidung nicht ausreicht, um die Verpackungswende zu vollziehen. Immerhin stehen die Rot-Sünder Aldi, die Schwarz-Gruppe sowie Edeka und Rewe inklusive ihrer Discount-Ableger hinter 75 Prozent des Lebensmittelhandels in Deutschland.

„Um eine Verpackungswende zu erreichen benötigen alle Verbraucherinnen und Verbraucher, auch bei Discountern, umweltfreundliche Angebote ohne viel Müll (…) Doch genau daran hapert es gewaltig“, teilte die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz mit. Mehrwegflaschen suche man zum Beispiel bei Aldi und Lidl vergeblich. „Weil der Einzelhandel nicht mitzieht, muss die Politik Abfallvermeidung und Mehrweg verbindlich vorgeben“, so Metz.

Die DUH fordert deshalb, dass „schnell verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen gesetzt werden, die (…) Abfallvermeidung und nachhaltige Verpackungen fördern und diejenigen belohnen, die es richtigmachen“. Hierfür schlägt die Organisation wie bereits im vergangenen Jahr unter anderem vor, ein verbindliches Abfallvermeidungsziel und eine Abgabe auf Einwegplastikflaschen, Dosen und Getränkekartons einzuführen. Des Weiteren sollte es finanzielle Vorteile für diejenigen Unternehmen geben, die sich abfallvermeidend und ressourcenschonend verhalten.

Den Verpackungscheck will die DUH langfristig fortführen, um die Entwicklung des Verpackungsangebots in Supermärkten kontinuierlich zu dokumentieren und mögliche Verbesserungen anzustoßen.

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