Beim Bundesverband Naturkost Naturwaren stehen die Zeichen auf Aufbruch und Veränderung. Bis zum Herbst nächsten Jahres will die Organisation ein Zukunftsbild für die Bio-Branche sowie sich selbst entwickeln, teilte der BNN am Mittwoch mit. Demnach wurde der Beschluss vergangenen Freitag auf der Mitgliederversammlung gefasst.
Unter dem Motto „Viva Attacke 2021“ soll ein offener und partizipatorischer Prozess stattfinden, an dessen Ende ein Konzept zur Erneuerung des BNN steht und über das auf der Mitgliederversammlung im kommenden Jahr abgestimmt werden soll. Laut BNN haben die Mitglieder diesen Impuls mehrheitlich befürwortet.
Der Verband reagiert damit auf die Veränderungen am Markt. Der Handel mit Bio-Lebensmitteln boomt und der konventionelle Lebensmittelhandel (LEH) baut sein Angebot an ökologisch erzeugten Nahrungsmitteln stetig aus. Laut Nielsen setzten LEH und Drogeriemärkte im dritten Quartal des Jahres 17,9 Prozent mehr um als im gleichen Vorjahreszeitraum. Beim Fachhandel fiel das Umsatzplus laut aktuellen Daten des BioHandel-Umsatzbarometers – das am 18. November veröffentlicht wird – mit 11,3 Prozent niedriger aus.
Viele Gewissheiten über das, was die Bio‐Branche ist und das, was sie ausmacht, haben sich in den vergangenen Jahren verändert
Verschärft wird der Konkurrenzdruck auch durch weitere Kooperationen von Anbauverbänden mit Supermärkten wie Rewe und auch Discountern wie Lidl und Kaufland. Eine Abgrenzung über Produkte wird damit zunehmend schwerer. Erst vor wenigen Tagen löste mit Marcus Wewer ein Rewe-Manager die ehemalige BNN-Geschäftsführerin Elke Röder als Handelsvorsitzender beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) ab. „Viele Gewissheiten über das, was die Bio‐Branche ist und das, was sie ausmacht, haben sich in den vergangenen Jahren verändert“, heißt es beim BNN. Das stelle aus Sicht der Mitglieder Fragen an die Branche und ihre Interessenvertretung. Der angestoßene Prozess soll darauf nun Antworten finden.
Sascha Damaschun vom Großhändler Bodan ist einer der Initiatoren der Neuausrichtung. Er sagt: „Wir sind eine Branche von Pionieren, die zu den notwendigen ökologischen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen so viel an ideellen, politischen und wirtschaftspolitischen Inhalten beizusteuern hat – es aber noch zu wenig wirklich gemeinsam tut“. Klar ist man sich beim BNN darüber, dass eine nachhaltige Lebensmittelwirtschaft mit 100 Prozent Bio nicht auf den Fachhandel beschränkt sein kann. Laut BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel könne man den Herausforderungen der Klimakrise nur dann wirksam begegnen, „wenn sich die Branche endlich von den Grabenkämpfen über Vertriebswege verabschiedet“.
Vorstandsmitglieder wiedergewählt
2020 stand für den BNN ganz im Zeichen der Klimakrise und der Corona-Pandemie. „Wir haben uns deshalb in der täglichen Arbeit darauf konzentriert, den Austausch innerhalb des Verbandes zu stärken, um alle Kräfte bestmöglich zu bündeln und unsere Mitglieder wirkungsvoll zu unterstützen“, teilte Jäckel auf der Mitgliederversammlung mit. Dort wurde auch noch über Personalien abgestimmt.
Rosi Weber von Biogarten, Friedemann Vogt von Schrozberger und Gerhard Bickel von Ebl-Naturkost wurden nach Ablauf ihrer zweijährigen Amtszeit in ihren Vorstandstätigkeiten bestätigt und mit großer Mehrheit wiedergewählt.
Aus dem Kuratorium schied Manon Haccius von Alnatura aus, da sie sich nicht erneut zur Wahl stellte. Auf Haccius folgt Malte Reupert von Biomare, der mit großer Mehrheit gewählt wurde. Auch Judith Faller-Moog von Bio Planète Ölmühle Moog und Thomas Hölscher von Naturkost Erfurt wurden mit hoher Zustimmung im Amt bestätigt.
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