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Kluft zwischen Angebot und Nachfrage

Bio-Austria befürchtet Ende des Bio-Booms in Österreich

Die Bio-Umsätze in Österreich sind 2020 auf ein neues Rekordhoch geklettert. Und 2021 wird wohl noch besser werden. Doch während die Nachfrage weiter steigt, stellen immer weniger Betriebe in Österreich auf Bio um.

Die Verbraucher in Österreich haben 2020 so viel Bio gekauft wir noch nie. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz mit ökologisch produzierten Lebensmitteln über alle Vertriebskanäle hinweg um 316 Millionen Euro beziehungsweise 15 Prozent auf 2,37 Milliarden Euro. Das teilten die Agrarmarkt Austria Marketing (AMA-Marketing) und der Verband Bio Austria am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit.

„Die Zahlen sind ein deutlicher Beleg für die weiterhin steigende Bedeutung von Bio in der Gesellschaft, die sich immer stärker im Kaufverhalten niederschlägt“, sagte Gertraud Grabmann, Bundesvorsitzende von Bio Austria. Nahezu alle Bewohner Österreichs greifen Erhebungen der AMA-Marketing zufolge zu Bio-Lebensmitteln. Sie kauften in den vergangenen Jahren stetig öfter und mehr Bio ein. Als Gründe für den Anstieg nennt der Bio-Verband Umweltaspekte wie die Klimakrise und den Rückgang der Biodiversität, die immer stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein rückten.

Auch für das Gesamtjahr 2021 werden in Österreich Rekordumsätze und -absätze erwartet. Allein im klassischen Lebensmitteleinzelhandel, wo mehr als 80 Prozent der Bio-Lebensmittel umgesetzt werden, kauften die Verbraucher in den ersten sechs Monaten des Jahres ökologisch erzeugte Produkte im Wert von 420 Millionen Euro ein – knapp 17 Prozent mehr als in der ersten Hälfte 2020. Die Käuferreichweite betrug der AMA zufolge 96 Prozent. Bei durchschnittlich 24 Ladenbesuchen kauften sie 31 Kilogramm an Bio-Lebensmitteln ein. Wertmäßig machte der Bio-Anteil im Einkaufswagen in diesem Zeitraum 11,3 Prozent aus.

Bio Austria: „Drohender Wertschöpfungsverlust für die heimische Landwirtschaft“

Der Bio-Boom in Österreich könnte jedoch seinen Zenit bald überschritten haben. Denn während Bio-Lebensmittel immer stärker nachgefragt werden, droht es auf der Angebotsseite zu Engpässen zu kommen. Von 2019 auf 2020 stellten gerade einmal 235 Landwirtschaftsbetriebe in Österreich auf Bio um. „Hier zeigt sich die Wirkung der Bio-Maßnahme, also der Unterstützung von Bio-Betriebenem Rahmen des Agrar-Umweltprogramms (ÖPUL), sehr deutlich", sagte Grabmann.

Bio Austria zufolge müssen Erzeuger, die neu in die Bio-Landwirtschaft einsteigen möchten, seit 2019 ohne Unterstützung durch die Bio-Maßnahme auskommen. Das scheint viele Betriebe abzuschrecken. Von 2015 bis 2018 konnten Landwirte noch neu in die Maßnahme einsteigen. Damals verzeichnete der Verband einen Anstieg bei den Bio-Höfen in Höhe von 13 Prozent, was 2718 Betrieben entsprach. Von 2018 auf 2019 war dann nur noch ein Umstieg von einer anderen Maßnahme auf die höherwertige Bio-Maßnahme möglich. Seinerzeit stellten noch etwa 800 Betriebe auf Bio um, was ein Plus von 3,3 Prozent bedeutete.

Grabmann bezeichnete diese Entwicklung als eine sich öffnende Schere zwischen Angebot und Nachfrage. „Hier muss man aus unserer Sicht gegensteuern, ansonsten droht ein Wertschöpfungsverlust für die heimische Landwirtschaft“, so die Bio-Austria-Bundesvorsitzende. „Letztlich geht es hier um die Chance für zahlreiche Bäuerinnen und Bauern, auf den erfolgreichen Bio-Zug aufzuspringen – diese Chance sollte nicht ausgelassen werden."

Insgesamt gibt es in Österreich derzeit 24.480 Höfe, die biologisch arbeiten. Das sind 22,7 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe. Sie bewirtschaften 679.872 Hektar beziehungsweise 26,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche.

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