Am Donnerstag stimmt der EU-Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) über die weitere Zulassung des Herbizids Pendimethalin ab. Der Unkrautvernichter steht unter dem Verdacht, ungeborene Kinder im Mutterleib zu schädigen, krebserregend und hormonell wirksam zu sein. Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL) und das Umweltinstitut München appellieren daher in einem offenen Brief an Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffi Lemke, sich gegen eine erneute Zulassung des Stoffes einzusetzen.
Laut einer Pressemitteilung des BEL soll die Zulassung für das gefährliche Pestizid voraussichtlich um ein weiteres Jahr verlängert werden, weil eine abschließende Neubewertung des Stoffes durch die zuständige Behörde noch aussteht. Allerdings hat das Herbizid dem BEL zufolge höchst schädliche Umweltauswirkungen und steht auf der Liste der Stoffe, die die EU durch weniger giftige Alternativen ersetzen soll. „Einem solchen Stoff ohne aktuelle Risikoprüfung eine Zulassungsverlängerung zu erteilen, widerspricht klar dem Vorsorgeprinzip und den Schutzzielen in der Europäischen Pflanzenschutzmittelverordnung“, erklärt Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer des Umweltinstitut München.
Abdrift auf Felder von Öko-Betrieben
In einer deutschlandweiten Studie hatten BEL und Umweltinstitut die Verbreitung von Pestiziden durch die Luft untersucht. Pendimethalin, eines der meistverkauften Pestizide in Deutschland, wurde an fast 90 Prozent der Standorte nachgewiesen. „Durch Abdrift und Ferntransport kontaminiert Pendimethalin immer wieder die Felder von Bio-Betrieben und verursacht unverschuldete, schwere Einbußen“, sagt Anja-Marie Voß, Geschäftsführerin des BEL.
Die beiden Organisationen fordern daher, jede weitere Zulassung für den Stoff umgehend zu stoppen und sich dafür einzusetzen, sogenannte „technische Verlängerungen“ für EU-Substitutionskandidaten in Zukunft zu unterbinden. Dazu Fabian Holzheid: „Die Bundesregierung hat uns bereits 2020 versprochen, sich für schnellere Verbote von Substitutionskandidaten einzusetzen. Passiert ist bisher nichts, manche gefährliche Stoffe werden bereits seit über einem Jahrzehnt immer wieder jahresweise verlängert. Diese Praxis muss endlich ein Ende haben.“
Klage für Pendimethalin-Verbot
Unabhängig von dem offenen Brief kündigte das BEL Ende Mai an, auf juristischem Weg ein Pendimethalin-Verbot erwirken zu wollen. Um eine Klage umsetzen zu können, benötigte das Bündnis eigenen Angaben zufolge zu diesem Zeitpunkt noch mindestens 30.000 Euro, die es mithilfe einer Spendenaktion sammeln wollte.
Auf Nachfrage von BioHandel signalisierte BEL-Sprecherin Julia Schumacher, dass das Bündnis davon ausgeht, „die ersten juristischen Schritte gegen Pendimethalin vornehmen zu können“. Es sei davon auszugehen, dass die Forderung laut des offenen Briefs nicht erfüllt werde. In diesem Fall plant das BEL im September einen Antrag gegen die technische Verlängerung des Herbizids zu stellen.
„Dennoch geht unsere derzeitige Spendenaktion weiter“, sagt Schumacher. Es sei deutlich, dass das Bündnis in dieser Sache finanziell einen längeren Atem brauche. „Wir freuen uns also weiterhin über jedes Unternehmen, dass uns unterstützen kann; gerne auch längerfristig, zum Beispiel als Mitglied oder Partner in unserem Bündnis“, so die BEL-Sprecherin.
Mehr Informationen auf www.enkeltauglich.bio oder www.enkeltauglich.bio/fuer-unternehmen und auf Nachfrage unter info@enkeltauglich.bio.
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