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Studie

Auf Ökoflächen leben 21 Prozent mehr Insektenarten

Die ökologische Landwirtschaft bietet einen deutlich besseren Lebensraum für Insekten als die konventionelle. Forscher haben nun mit Hilfe eines speziellen DNA-Verfahrens nachgewiesen, wie umfassend dieser Unterschied ist.

Die ökologische Landwirtschaft bietet mit einer um 260 Prozent höheren Biomasse einen deutlich besseren Lebensraum für zahlreiche Insekten als die konventionelle. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die der Babykosthersteller Hipp gemeinsam mit der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) und den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) durchgeführt hat.

In einer Pressemitteilung schreibt Hipp, dass es sich bei der Studie um die weltweit erste handele, „die über mehrere Jahre mittels DNA-Metabarcoding die Insektenvielfalt qualitativ und quantitativ auf ökologisch und konventionellen Flächen vergleicht“. Hierfür werden Fliegen, Hautflügler, Käfer, Schmetterlinge und zahlreiche weitere Insekten auf den Feldern gesammelt, identifiziert und präpariert. Hierdurch können vom Aussterben bedrohte Insektenarten dokumentiert und gleichzeitig Schutzmaßnahmen definiert sowie realisiert werden.

„Diese Studie erweitert und ergänzt die wissenschaftlichen Erkenntnisse der ‚Krefelder Studie zum Insektenrückgang‘ aus dem Jahr 2017 durch Anwendung modernerer Methoden“, teilte Studienleiter Dr. Axel Hausmann von der ZSM mit. Schließlich sei es den Forscherinnen und Forschern damit weltweit erstmals gelungen, die Auswirkung unterschiedlicher landwirtschaftlicher Nutzungen quantitativ und qualitativ mit molekularen Methoden umfassend zu untersuchen.

Natur erholt sich schnell

Die Forscher fanden auf dem Hipp-Musterbetrieb für biologische Vielfalt, dem Ehrensberger Hof in der Nähe von Pfaffenhofen an der Ilm, bei der Erfassung im Jahr 2018 im Vergleich zum konventionellen Versuchshof 260 Prozent mehr an Biomasse. Sie identifizierten dort 21 Prozent mehr Insektenarten sowie 60 Prozent mehr Schmetterlingsarten. Insgesamt konnten sie der Pressemitteilung zufolge dort von den zirka 25.000 in Bayern bislang erfassten Insektenarten rund 7.500 nachweisen.

Hausmann zufolge sei die Biomasse aller Fluginsekten innerhalb von rund 30 Jahren um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. Da die kleinen Insekten und Bestäuber besonders empfindlich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel reagieren, ist vor allem die konventionelle Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen ein großer Treiber dieser Entwicklung. „Diesen Schwund nur einfach so hinzunehmen wäre fatal“, sagt Hipp-Gesellschafter Stefan Hipp. „Der komplette ökologische Kreislauf, nicht zuletzt wir Menschen, sind von zahlreichen Insektenarten abhängig. Diese Abhängigkeit zeigt sich vor allem in der Nahrungsmittelproduktion“.

Die gute Nachricht der Forscher: Die Natur erholt sich schnell, wenn Landwirte entsprechende Maßnahmen ergreifen. „Bereits nach einem Jahr, in welchem sie beispielsweise auf mineralische Stickstoffdünger verzichten, beginnt sich die Natur spürbar zu erholen und zahlreiche Insekten siedeln sich auf der Wiese oder dem Acker wieder an“, so Wissenschaftler Hausmann. (mis)

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