Rehn hatte zunächst argumentiert, dass der Kauf von Bio-Produkten die Chance böte, ohne Verzicht das Klima zu schützen, möglichst sauberes Grundwasser zu gewährleisten und die Artenvielfalt zu erhalten: „Dieser Konsum trägt also dazu bei, die Situation auf der Erde zu verbessern. Insofern müssen wir uns alle bemühen, mehr Bio in die Welt zu bringen.“
Auf die Frage der Frankfurter Rundschau (FR), ob er denn mit den entsprechenden Bemühungen der Bundesregierung zufrieden sei, antwortete der Alnatura-Chef: „Nein, die Wachstumsraten im deutschen Bio-Markt sind meiner Ansicht nach viel zu klein. Und angesichts der Klimakrise sind die diesbezüglichen Ziele der Bundesregierung viel zu kurz gesteckt: In zehn Jahren sollen 20 Prozent aller Anbauflächen ökologisch bewirtschaftet werden. Derzeit liegen wir bei zirka acht Prozent. Länder wie Dänemark wollen komplett auf ökologischen Anbau umstellen.“
11.000 Hektar auf Bio umgestellt
Alnatura hat in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund nach Angaben von Rehn selbst dafür gesorgt, dass 11.000 Hektar Bio-Flächen durch Umstellung auf ökologischen Landbau hinzugewonnen wurden. Mit bis zu 60.000 Euro pro Hof werde die Umstellung im Rahmen der Bio-Bauern-Initiative „Boden gut machen“ gefördert.
Noch viel Potenzial für den Fachhandel
Auf die Frage der FR nach einer möglichen Verdrängung aus dem Bio-Markt durch die Macht der konventionellen Handelskonzerne antwortete der Alnatura-Chef mit einem Verweis auf ein großes Potenzial, das der Markt noch böte: „Im vergangenen Jahr sind in Deutschland elf Milliarden Euro mit Bio-Produkten umgesetzt worden. Der gesamte Lebensmittelmarkt ist jedoch 180 Milliarden Euro schwer. Der Bio-Anteil ist also nicht so groß wie gemeinhin angenommen und auch zu wünschen wäre. Da besteht noch sehr großes Entwicklungspotenzial. Die Zahl der Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit, Umwelt und Soziales legen, steigt.“
Verdienstplakette für Götz Rehn
In seiner Ansprache würdigte Oberbürgermeister Jochen Partsch Rehns Beitrag zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben Darmstadts. Dieses sei mit dem neuen Alnatura-Campus „um einen bedeutenden Standort erweitert worden“, sagte Partsch. Alnatura verlegte den Firmensitz im vergangenen Jahr von Bickenbach nach Darmstadt. „Die Kooperation mit dem Unternehmen sichert der Stadt die besten Zukunftsaussichten – der Alnatura-Campus ist nicht nur ein Ort des Arbeitens, sondern richtet sich als nachhaltige Gesamtkonzeption mit seinem Kindergarten, dem grünen Umfeld und den Erlebnisgärten an Schulen, Mitarbeiter und interessierte Bürgerinnen und Bürger.“ Mit diesem Lern-, Bildungs- und Arbeitscharakter werde, so Partsch, „eine besondere gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen, die Unternehmertum breit definiert und über den Zweck der reinen Gewinnerzielung weit hinausgeht“.
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.