Fachhandelstreue ade: Einige Bio-Hersteller platzieren ihre Produkte mittlerweile im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Im April wollten wir von Ihnen wissen, was Sie davon halten. Die Antworten waren sowohl positiv („Das ist gut so.“) als auch negativ („Finde es schrecklich.“) und hielten sich in etwa die Waage.
„Das ist gut so.“
Diejenigen, die „kein Problem“ damit haben, wenn Bio-Hersteller ihre Produkte und Marken nicht mehr exklusiv dem Bio-Fachhandel anbieten, befürworten, dass dadurch mehr Menschen einen Zugang zu Bio erhalten, und beziehen sich dabei häufig auf den Gedanken „Bio für alle“. Sie finden außerdem, dass der Fachhandel sich neu profilieren muss – Marken und Produkte Alleinstellungsmerkmal reichen nicht aus. Drei Zitate:
„Die Verkaufsstellen im Fachhandel werden weniger und der Mengendruck bei den Erzeugern größer. Es ist natürlich eine Spirale, die in Gang gesetzt wurde durch die Präsenz von Bio im LEH. Aber es ist ein Trend der nicht aufzuhalten, allenfalls zu verlangsamen ist. Bio wird somit auch einer breiten Masse an Endverbrauchern zugänglich, die nicht gleich ums Eck einen Bioladen haben. Ich persönlich finde die Öffnung gut, da ich mir 15km beim Einkauf spare.“
„Es ist ihr gutes Recht. Der Bio-Fachhandel hat kein Alleinstellungsmerkmal (mehr). Außerdem wollten wir ‚Bio für alle‘! Der Fachhandel sollte sich nicht durch Marken profilieren, sondern mit neuen (alten) Ideen. So zum Beispiel wieder (mehr) ökologisch verpackungslos, regional und saisonal verkaufen und kleine regionale Hersteller ins Boot holen.“
„Warum sollten gute und nachhaltige Produkte einem dogmatischen und mittlerweile nach demselben System funktionierendem Bio-Fachhandel vorbehalten sein? Der Fachhandel muss sich über Leistung differenzieren und nicht durch abgeschottete Sortimente darin bestärkt werden, nicht innovativ zu sein.“
„Finde es schrecklich.“
Der Fachhandel hat die Marken groß gemacht, so das Argument vieler, die sich daran stoßen, wenn Bio-Hersteller mit ihren Produkten in den LEH gehen. Manche Bio-Ladner listen sogar Produkte aus, wenn die Fachhandelstreue gebrochen wird. Bio und LEH – das passt für sie einfach nicht zusammen. Drei Zitate:
„Fachhandelsware gehört in den Fachhandel, Allerweltsware in den Allerweltsladen. Wenn jetzt Biohersteller, die wir als Fachgeschäfte erst groß gemacht haben, meinen, sie könnten den Hals nicht voll genug kriegen, dann degradieren sie sich zu Allerweltsherstellern und können mit Preisgedrücke und Werteverfall, der in den nächsten Jahren folgen wird, ohne uns die Folgen ausbaden.“
„Es ist sehr bedauerlich das einige Hersteller ihre Waren unter ihrer Erstmarke in dem LEH platzieren, anstatt unter einer Zweitmarke, wenn sie das schon unbedingt wollen. Aktuell haben sie damit einen Erfolg, aber bald müssen auch dort Bio-Produkte ihre Zahlen bringen, wenn es nicht mehr nur für das Image ist und dann geht das große Auslisten los. Zusätzlich werden die Eigenmarken der Handelsketten weiter ausgebaut, die ihnen dort das leben auch noch erschweren werden. Aber jeder ist seines Glückes Schmied ... “
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