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Trend „Biomat“ – das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft

Über Automaten lassen sich nicht nur Milchprodukte verkaufen – den Ideen sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Hier ein paar Knopfdruck-Erfahrungen.

An Weihnachten vor zwei Jahren hatte Marie-Christin Ecker, Inhaberin des Ulmer Bioladens Erdapfel-Naturkost, eine Idee: Sie bescherte ihren Kunden einen Verkaufsautomaten. „Ich hab‘ das Gerät im Werbeblättchen meines Ladenausstatters gesehen. Es war Coronazeit und dazu die Weihnachtsfeiertage. Da habe ich mich dann recht spontan für diese Investition entschieden.“ Und? „Die Einschätzung war richtig: Der Automat wurde sofort angenommen, vor allem Milch und Eier laufen gut.“

Wer sich nicht anstellen will, ist schnell fertig. Heute würde sie ein anderes Modell wählen mit höheren Fächern, dann hätten auch Milchflaschen Platz. Das Gerät steht auf dem eigenen Grundstück im Arkadengang, direkt neben der Ladentür. Sobald er installiert war, postete sie ein Foto auf der Facebook-Seite – und die Kundschaft kommentierte begeistert. Bisher ist das Fachgeschäft noch eine Besonderheit, denn in Sachen Vending, wie der Verkauf mit Automaten genannt wird, haben Hofläden die Nase vorn. Dort löst er oft die offene Kasse ab.

Plus für die Kundenbindung

So auch bei Messners Hofladen in Trossingen. Nach dem zweiten Einbruch in die Milchküche schafften sie einen Automaten an und reduzierten die Öffnungszeiten. Gabriele Messner betont: „Unsere Stammkunden sind alle vertrauenswürdig, aber es kamen eben auch andere. Außerdem wollen wir im Trend sein. Der Kunde kauft gern 24 Stunden rund um die Uhr ein.“

Am besten laufen hofeigene Produkte wie Eier und Wurst. Außerdem bestückt sie die Fächer mit „zugekauften Molkereiprodukten, Mehl, ein Päckle Zucker – was halt am Wochenende so fehlt.“ Für Radler auch Getränke und Kekse, denn der Hof liegt an einem Radwanderweg. Ihr Tipp lautet, das Angebot gut auf der Website und vor Ort zu bewerben. „Der Automat hat sofort mehr Einnahmen gebracht. Ob Urlaubszeiten oder Schließtage – wir sind trotzdem präsent. Ein großes Plus für die Kundenbindung.“

Diese Beobachtung kann Sonja Klein vom Bundesverband der deutschen Vending-Automatenwirtschaft bestätigen: „Vending ist ein großer Trend“. Das Potenzial sei noch lange nicht ausgeschöpft. Jüngst habe sie in Frankreich eine Variante entdeckt: „Ein Bäcker hatte in seinem Schaufenster einen Automaten integriert. Da braucht man das Schaufenster nicht dekorieren, hat einen echten Eyecatcher und ein tolles Angebot für die Kunden außerhalb der Öffnungszeiten.“ Beim Bundesverband kann man sich informieren, welche Auflagen man beachten muss und welcher Automatentyp zu welchem Konzept passt.

Vier Automaten-Typen

Prinzipiell gibt es vier Typen zur Auswahl. Bei der Transportbandvariante ist der „Regiomat“ von Stüwer das bekannteste Modell, Klappenautomaten kommen oft von Roesler, Trommelautomaten von Produzenten wie Necta oder Crane, und den Spiralentyp für Snacks und Getränke, den man oft an Bahnhöfen sieht, stellt etwa Sielaff her. Ein Neugerät mit Einbau und Service kostet zwischen 8.000 und 15.000 Euro.

Landwirt Christian Hülsermann vom Tinthof in Voerde hat seit fünf Jahren einen Transportbandtyp, bestückt vor allem mit Milchprodukten, und ist froh, dass er ihn hat. Einzige Anmerkung: „Würde ich jetzt neu kaufen, würde ich einen mit Kartenzahlung nehmen. Allein damit keine Begehrlichkeiten wegen des Bargelds entstehen.“ Der Umsatz sei unterschiedlich, je nach Saison – mal unter 300 Euro, mal 700 Euro in der Woche. Er überlegt, eventuell ein zweites Gerät anzuschaffen: „Den würde ich aufstellen, wo viele Menschen hinkommen. Ich kenne mehrere Bäcker, die dafür offen wären.“

Wer die Kosten im Blick hat, kann ein gebrauchtes Gerät nehmen. Händler bieten überholte Geräte mit Garantie und Service. Robust wie die Geräte sind, kann auch ein Privatverkauf in Ordnung sein. Das zeigt die Erfahrung am Biohof Weller im bayerischen Bergkirchen.

Vor zehn Jahren haben sie einen Trommelautomaten für 2.700 Euro gebraucht gekauft. Für Christine Weller immer noch die richtige Entscheidung: „Der Automat passt genau und hat sich gut rentiert. Er steht direkt bei uns auf dem Hof, so sehe ich, was leer ist und kann problemlos auffüllen.“ Bei einem der bekannten Transportbandhersteller gibt es jetzt eine App, mit der man online bestellen und bezahlen kann. Der (Pfand-)Warenkorb muss dann natürlich gepackt werden und steht im Automaten zur Abholung bereit. Hallo Bio-Zukunft.

Biomat-Basics

  • Ebener Untergrund, 230 Volt-Steckdose, Mobilfunkempfang
  • Extrabauten wie Podest oder Unterstand außerhalb des Ladens erfordern eine Baugenehmigung.∙
  • Straßenverkehrsrecht an Straßen beachten, auch für Werbetafeln.
  • Alle Produkte nach der Lebensmittelverordnung kennzeichnen.∙
  • Jährliche Elektroprüfung durch eine Fachkraft – Betreiber haften für etwaige Schäden.∙
  • Datenschutzgrundverordnung gilt bei Videoüberwachung.∙
  • Jugendschutz: Alkoholisches nur gegen Alterskontrolle.


Mehr Infos und Beratung unter biokreis.de und www.bdv-vending.de.

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