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Ladenportrait

Berghof Schöllkrippen punktet mit Wohnzimmer-Flair

Ziegen, Käse, Leidenschaft: Das sind die Pfeiler des Berghofs Schöllkrippen im Norden von Bayern. In seinem kleinen, atmosphärischen Hofladen gibt es unter anderem über 30 Käsespezialitäten.

Der Berghof liegt am Ortsrand von Schöllkrippen im nördlichen Bayern. 2.500 Einwohner hat das Dorf im Spessart. Seit 20 Jahren produziert die Familie Schudt hier Ziegenkäse. Fährt man in die Hofeinfahrt, sieht man sofort den kleinen Hofladen und nebenan die Käserei, in der jährlich 17 Tonnen Käse handwerklich hergestellt werden.

Monika Schudt ist hauptsächlich für die Vermarktung und den Hofladen verantwortlich. Ihr Mann Wolfgang und Sohn Michel kümmern sich um den landwirtschaftlichen Betrieb. Monika Schudt beschreibt die Erfolgsformel des Berghofs folgendermaßen: „Die Symbiose aus Hof und Hofladen, Käsevermarktung und Partyservice macht's.“ Für die Schudts geht es nicht um schneller, höher, weiter. „Das Besondere an unserem Betrieb und unserem Hofladen ist die Leidenschaft der Familien und Menschen, die hier arbeiten“, so Wolfgang Schudt.

Heimelige Atmosphäre auf 40 Quadratmetern

Seit 1999 gibt es die Ziegenherde, vorher wurde überwiegend Rindfleisch aus eigener Erzeugung vermarktet. 1965 wurde von der Dorfmitte auf die jetzige Hofstelle am Ortsrand ausgesiedelt und 2003 die Käserei auf dem Hof fertiggestellt. Käserei und Hof sind nach Naturland-Richtlinien zertifiziert.

Der heimelige Hofladen hat gerade mal 40 Quadratmeter und seine Bestückung entspricht keinem Category Management. Vielmehr hat man das Gefühl, in ein Wohnzimmer zu kommen. Genau das macht den Charme des Ladens aus. Das äußern auch viele Kunden, die das erste Mal den Laden betreten. „Das ist aber schön hier!“, diesen Satz hört Monika Schudt häufig und ergänzt: „Diese Wohnzimmer-Atmosphäre ist mir wichtig und passt zu mir. Dass es bei uns aussieht wie in einem Supermarkt, könnte ich mir gar nicht vorstellen.“

Kunden bestimmen mit

Der Hofladen ist nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet und in der Regel managt ihn Monika Schudt allein. Zu Beginn wurden dort ausschließlich eigene Produkte, vor allem Fleisch, vermarktet. Dann kam der Käse hinzu, später ein kleines Trockensortiment, vor drei Jahren Obst und Gemüse. Heute ist die Auswahl so gestaltet, dass die Kunden ihren Wocheneinkauf erledigen können.

Im Mittelpunkt stehen nach wie vor die selbst hergestellten Produkte: Käse und Fleisch. Vom Großhändler bezieht Monika Schudt Obst und Gemüse, Brotaufstriche, Tee, Gewürze und Molkereiprodukte. Es gibt keine große Auswahl. Schudt führt ihre persönlichen Lieblingsmarken und ergänzt sie um die Produkte, die sie auf Anregung von Kunden aufnimmt. „Meine Kunden wissen, dass sie in unserem Laden das Sortiment mitbestimmen können und nutzen die Möglichkeit gerne.“

Seit einiger Zeit kocht sie Fleischgerichte und Kraftbrühen selber ein und bietet sie im Einmachglas an. Gulasch, Rouladen – alles aus selbst produziertem Fleisch. „Das geht richtig gut“, berichtet sie und sei beliebt bei älteren Kunden, die nicht mehr selber kochen wollen, aber auch bei Berufstätigen, die sich abends schnell etwas Warmes zubereiten möchten. Die Gläser werden oft schon vorbestellt, so begehrt sind sie. Ein Wunsch wie „Kochen Sie doch mal wieder Rinderbraten“ wird von Monika Schudt umgehend erfüllt. „Man darf nie stehenbleiben und muss immer aktiv sein, dass die Kunden wiederkommen“, ist ihr Credo.

Sonderangebote sind keine Strategie

Der Blickfang im Laden ist jedoch die Kühltheke, in der Käsespezialitäten und Fleisch präsentiert werden. Kommentare zu den Preisen gibt es nur sehr selten. Käsegenießer loben den Geschmack, und der Hofladen hat viele Stammkunden, die auf Vorrat Käse kaufen. „Das macht es auch rentabel, dass die meisten sich regelrecht mit Käse eindecken“, sagt Monika Schudt.

Charakteristisch für den Laden ist auch, dass hier fündig wird, wer etwas Schönes für sich oder zum Verschenken sucht. Es gibt erlesene Seifen, Naturkosmetik aus Schafmilch sowie Schafwollartikel wie zum Beispiel Socken, Fingerpuppen für Kinder und Schaffelle. Gerne verschenkt werden auch die selbstgemachten Marmeladen. Sie werden in hübschen Gläsern, per Hand beschriftet, angeboten. Einige wenige Produkte im Laden sind nicht in Bio-Qualität, jedoch von Erzeugern aus der Region. Es sind Produkte, von deren handwerklicher Qualität Monika Schudt überzeugt ist.

Die Kunden kennt sie fast alle persönlich. Oft kommen am Wochenende drei Generationen einer Familie gemeinsam und verweilen dann noch ein bisschen auf dem Hof, verkosten Käse oder besuchen die Ziegen. Die Kunden sind finanziell meist eher besser gestellt und legen großen Wert auf Qualität und Genuss, so die Einschätzung von Monika Schudt. „Ich habe nicht nur einen Laden, der mir vom Konzept gefällt, ich habe auch Kunden, die mir gefallen“, resümiert sie. Zu ihrem Konzept gehört auch, dass sie nicht mit zahlreichen Sonderangeboten arbeitet. „Das passt nicht zu unserem Laden.“ Einen Käse hat sie in der Regel im Angebot, um zum Auszuprobieren anzuregen. Mehr nicht.

Partyservice ist ein wichtiges Standbein

Der Käse macht etwa 70 Prozent vom gesamten Umsatz aus. Außer über den Hofladen wird er noch über den Großhändler Phönix, an eine Reihe Restaurants und im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel vertrieben. Hier sind die Edeka-Märkte im Raum Aschaffenburg Abnehmer und etwa 20 Rewe-Märkte in Hessen.

Auch der Partyservice ist ein wichtiges Standbein. Schon 1991 hat die ausgebildete Hauswirtschaftsmeisterin Schudt ihn als Gewerbe angemeldet. Die größte Investition sei zu Beginn die Einrichtung einer professionellen Küche gewesen. Über die Jahre kam noch ein Auto mit kühlbarem Bereich hinzu, das sie auch für die Auslieferung des Käses verwendet. Angeboten wird alles von der Käseplatte bis zum kompletten Büffet. „Partyservice ist ein Knochenjob, der noch on top zum Hofladen und der Vermarktung dazu kommt,“ fasst Monika Schudt zusammen.

Käseschule für Kunden

Alle Speisen werden in Bioqualität angeboten. „Ich wünsche mir natürlich, dass Kunden Bio nachfragen. Leider sind es in der Realität nur vereinzelt Kunden, die Wert auf 100 Prozent Bio legen.“ Es sei nicht nur eine Frage des Preises, dass Kunden nicht das gesamte Büffet in Bio wünschen. „Wer zu uns kommt, hat das gute Gefühl, dass alles aus der Region und von bester Qualität ist und das ist für viele das Entscheidende.“

Auf Wunsch gibt es auch das Rundum-Sorglos-Paket mit Raumsuche, Dekoration, Geschirrverleih, Service und Koordination. Drei bis vier Aufträge sind es pro Woche, für mehr hat sie keine Kapazität, bei Bedarf holt sie sich Unterstützung.

Der Berghof macht intensives Marketing für seine Produkte. Hierzu gehören Internetauftritt, ansprechende Werbematerialien sowie ein regelmäßiger Newsletter und Postings via Facebook. Neu ist die Käseschule, die der Berghof anbietet. Hier kann der Kunde live erleben, wie aus Milch Käse entsteht. Alle Teilnehmenden haben zu Beginn einen Topf mit warmer Milch und stellen dann unter Anleitung ihren eigenen Käse her.

Zahlen – Daten – Fakten

Inhaber: Monika und Wolfgang Schudt
Mitarbeiter: 6, davon 4 Landwirtschaft (1 Auszubildende), 1 Käserei, 1 Hofladen/Partyservice; 2 Aushilfen
Großhändler: Phönix
Öffnungszeiten: Do und Fr von 10 bis 18 Uhr, Sa von 9 bis 13 Uhr
Vertriebskanäle: Hofladen, Bio-Großhandel (Phönix), Lebensmitteleinzelhandel, Restaurants/Hotelerie, Partyservice
Webseite: www.derberghof.de

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