Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

Die nächste Generation: Die neuen Bio-Unternehmer

Über 40 junge Bio-Unternehmen nahmen die Gelegenheit wahr, sich am geförderten Gemeinschaftsstand „Junge innovative Unternehmen“ auf der BioFach zu präsentieren. Das Spektrum war groß. Alle Fotos © Karin Heinze

Über 40 junge Bio-Unternehmen nahmen die Gelegenheit wahr, sich am geförderten Gemeinschaftsstand „Junge innovative Unternehmen“ auf der BioFach zu präsentieren. Das Spektrum war groß. Es reichte von genussvollen im Trend liegenden Leckereien wie Rohkostschokolade, veganem Konfekt und Riegeln sowie kindgerechten Snack aus Obst und Gemüse bis zu simplen wie höchst sinnvollen Produkten wie Papiertüten mit einem Doppelleben, besonderen Glasflaschen und einer App, die regionale Direktanbieter findet. Was bewegt die neue Bio-Unternehmergeneration? Die Gründer stellen einen Mangel im Angebot, ein Defizit fest und entwickeln eine entsprechende Geschäftsidee. So die drei Gründer der Frimeo-App: Sie kochen gerne mit frischen Zutaten aus der Region und scheierten häufig daran, die Direktanbieter ausfindig zu machen. Die Frimeo-App schafft Abhilfe und listet bis jetzt über 300 Adressen in Südhessen auf. Der Service wird ausgebaut. Weitere Gründer stellen wir Ihnen im Artikel vor.

Bild: Die Firma Erdbär aus Berlin ist bereits einige Jahre auf dem Markt und konnte ihre Marke Freche Freunde schon in verschiedenen Handelskanälen platzieren.

Geförderter Gemeinschaftsstand versammelt die jungen Innovationen

Die neue Bio-Unternehmergeneration war auf der BioFach nicht nur am Gemeinschaftsstand für „Junge innovative Unternehmen“ zu finden. Einige haben bereits den Sprung hin zum eigenen Stand geschafft wie zum Beispiel die Freiburger Firma Baola - The Baobab Pioneers oder das Green Lab Berlin, Gründungsjahr 2013. Nach zweimaliger Teilnahme ist ohnehin Schluss am Gemeinschaftsstand. Die NürnbergMesse bezeichnet den Gemeinschaftsstand als „Schatzkiste an feinen, köstlichen und impulsgebenden Produkten für Trend- und Food-Scouts“. Immerhin kommt, laut Messe, ein Teil der jährlichen Gewinner des Best New Products Awards von den Ausstellern des Gemeinschaftsstandes. Im vergangenen Jahr war es beispielsweise das Kürbisketchup der Firma Georg Thalhammer gewesen. Die Firma war dieses Jahr noch einmal am Gemeinschaftsstand präsent.

Bild: Das Start-up Green Lab Berlin stellte am Berlin-Brandenburg-Gemeinschaftsstand aus.

Messeauftritt als Baustein für den Erfolg

Die Aussteller müssen bestimmten Kriterien entsprechen und bekommen dafür bis zu 70 % des Messeauftritts durch das Förderprogramm des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstattet. Zu den Kriterien zählen unter anderem, dass es sich um ein Kleinunternehmen gemäß der EU-Definition handelt: Unter 50 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz unter 10 Millionen Euro. Die Altersgrenze für die Firmen liegt bei zehn Jahren. Es ist nicht schwer, derzeit solche Firmen im Bio-und Nachhaltigkeitsbereich zu finden, denn das Gründungsaufkommen ist sehr hoch. Besonders in großen Städten wie Berlin, Hamburg und München entstehen sozusagen am Laufenden Band neue Firmen, die sich Bio und Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben. Die Gründungswelle hat schon vor ein paar Jahren begonnen und es sind kleine Unternehmen entstanden, die sich erfolgreich einen Platz am Markt erobern konnten. Der geförderte Messeauftritt ist häufig ein wichtiger Baustein für das Bekanntmachen der Marke und den Erfolg.

Bild: Der geförderte Gemeinschaftsstand versammelte die jungen Innovativen.

Start-ups mit nachhaltigen Ideen

Die Generation zwischen 25 und 35 dominierte den Innovativen-Gemeinschaftsstand. Viele Start-ups kamen aus Berlin und Hamburg. Rund 90 Prozent des Angebots war aus dem Bereich Lebensmittel, doch einige Jungunternehmer hatten sich auch Gedanken zu nachhaltigen Verpackungen und Gebrauchsgegenständen gemacht sowie zu Einkaufsstätten. Verpackungen liegen im Trend, denn Verpackungsmüll haben wir nun tatsächlich mehr als genug.
Apomare heißt die Firma aus dem schwäbischen Dettenhausen, die einen Beitrag dazu leisten will. dass anstelle von Verpackungsmüll Kompost entsteht. Ihr Markenprodukt ist eine Papiertüte mit dem Namen Tütle . Und was ist daran innovativ? Die Ausführung der Tüte und die Philosophie hinter dem simplen Produkt. Es geht um Müllvermeidung und das war der Wirtschaftswoche Green eine Nominierung in der Kategorie Lifestyle in den Top Ten 2015 wert, bei den GreenTec Awards konnte das Produkt ebenfalls punkten und ist unter den Nominierten. Das Tütle wird klimaneutral, aus 100% Altpapier, ohne Frischfaser-Anteil, und komplett in Deutschland hergestellt sowie mit lösungsmittelfreien und Lebensmittelechten Farben bedruckt (individuell). Die Tüten in verschiedenen Größen sind aus nassfestem Papier, so dass sie nicht durchweichen, wenn sie als Komposttüte verwendet werden, ein doppelter Boden garantiert eine hohe Tragkraft. Das Zusatzplus: Für jede gewerbliche Bestellung wird ein Baum bei Plant-for-the Planet gepflanzt.
Bild: Gründer Daniel Birkhofer: Das Tütle sorgt seit 2014 für weniger Plastiktüten.

Warum brauchen wir Wasser in Plastikflaschen?
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Bleiben wir beim Stichwort Verpackung. Auch bei Soulbottles, Gründung Ende 2011, geht es um weniger Plastik. Die durchdachten Trinkflaschen aus Glas (mit Keramikdeckel, Naturkautschukdichtung, klimaneutral produziert etc) sind u.a.von einer Designerin kreiert, die mit dem reddot Design-Award ausgezeichnet wurde und gingen mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne in Berlin an den Start. Ausgesprochenes Ziel der beiden Firmengründer und Georg Tarne und Paul Kupfer ist es, „ökologisches Verhalten attraktiv zu machen. Sogar sexy“, heißt es auf der Website. Grund für die beiden Jungunternehmer Soulbottles zu starten war ihr Wissen über die vielen dunklen Seiten von Plastik und den Mythos abgefülltes Wasser zu trinken sei besser. Zwei weitere Pluspunkte der Soulbottles sind, dass ihr Design individuell zusammengestellt werden kann und dass eine Spende von 1€ pro Trinkflasche an die Hamburger NGO Viva con Agua geht, die gemeinsam mit der Welthungerhilfe Trinkwasserprojekte in über 16 Ländern realisiert.

Bild: Soulbottles Mitgründer Georg Tarne: Wasser ist ein kostbarer Rohstoff, der nicht in Plastik verpackt werden sollte.

Gesunder Schokoladengenuss

Um Genuss gepaart mit Gesundheit geht es den Anbietern 4Qtrade GmbH mit der Marke ChoQlate, Teufelswerk und Engelsgabe sowie bei Haselherz und Marthomi. [nbsp]

Hinter dem Konzept von ChoQlate steht die Idee, zu Hause aus fünf hochwertigen Bio-Zutaten vegane, zuckerfreie, individuelle Schokolade herzustellen. Das erste Ziel des Gründerteams um Julia Brodbeck, München, 5.000 Euro zu sammeln, wurde auf der One-Planet-Crowd Plattform realisiert . Das nächste Ziel ist 10.000 Euro für die Biozertifizierung einer kleinen Kakaoplantage in Panama zu generieren konnte noch nicht umgesetzt werden. Die Schokoladen-Selbstmachsets sowie die fertigen Schokoladen haben allerdings ihren Weg in den Naturkosthandel bereits gefunden.

Bild: Schokolade als Superfood, zu Hause individuell selbstmachen, das bietet ChoQlate an.

Seit 2012 stellt Katrin Wolff in ihrer kleinen Manufaktur Teufelswerk und Engelsgabe in Hamburg ihr Dattel- und Fruchtkonfekt her. Den handgeformten Kugeln und Stückchen ist anzusehen, dass sie mit viel Liebe zum Detail gemacht wurden, genauso wie der Stand auf der BioFach, wo Katrin Wolff alle Messetage alleine präsent war und die Bio-Leckereien den Besuchern anbot. Das vegane, gluten- und laktosefreie Naschwerk ist in ausgewählten Naturkostgeschäften und Reformhäusern sowie online zu bekommen, eine Liste der Verkaufsstätten ist auf der Homepage zu finden.

Bild: Katrin Wolff entwickelt ihre Produkte aus Überzeugung und mit viel Leidenschaft.

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Bild: Marthomi bietet Leckereien nicht nur für Kinder mit Allergien.

Die junge Firma Haselherz stellt die Haselnuss in den Mittelpunkt der Produktpalette. Gründerin Ebru Erkunt hat ihre Manufaktur in Hamburg Ende 2013 gegründet. Die Auswahl Nussmusen (grob, fein, crunchy, mit Frucht) als an Aufstrich und zum Kochen, hat ihren Weg bereits in die Filialen der Bio-Company und einiger anderer Geschäfte gefunden.

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Bild: Die Bio-Haselnüsse für ihre feinen Aufstriche bezieht Ebru Erkunt aus ihrer türkischen Heimat.

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Eine App für regionale Direktvermarkter


Seit ein paar Wochen ist die Frimeo App im Appstore bei Apple erhältlich. Über 300 Direktvermarkter, von Obst- und Gemüsebauen sowie Hofläden über Metzger, Bäcker, Konditoren, Käsehersteller, Wochenmärkte bis zu Imkern, Schäfern usw. aus Hessen (mit und ohne Bio-Zertifikat) sind über die Frimeo-App zu entdecken. Dazu gibt es Informationen, Neuigkeiten und Rezepte, bald auch die Möglichkeit online zu bestellen oder einzukaufen. Entwickelt haben die App die ehemaligen Darmstädter Studenten Nezar Mahmoud, Jens Liebau (Bild) und Sibylle Geiger. Sie kochen gerne und möchten allen die nach frischen, hochwertigen, regionalen Zutaten suchen, mit ihrer App die Suche erleichtern, gleichzeitig den vielen kleinen Anbietern bei der Vermarktung helfen.[nbsp]

Weitere Infos zum Gemeinschaftsstand hier.

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