Für das zweite Halbjahr 2023 hat Fabian Ganz von bioVista eine sehr erfreuliche Botschaft zu vermelden: „Es kommen wieder deutlich mehr Kunden in den Bio-Fachhandel als im Vorjahr“, lautet sein Fazit nach der Auswertung der Bonzahlen. Die Werte der Bons haben sich im Vergleich nicht sehr verändert – im Durchschnitt lagen sie im zweiten Halbjahr 2023 bei 20,88 Euro, ein Jahr davor bei 20,72 Euro –, dennoch ist auch hier eine positive Tendenz sichtbar.
Diese geht Hand in Hand mit den leicht gestiegenen Umsätzen im vergangenen Jahr, die sich am Umsatzbarometer von Klaus Braun ablesen lassen. Zeitgleich ging die Anzahl der eingekauften Artikel pro Kunde um 0,3 etwas zurück. Eine Ausnahme bildeten die kleinen Naturkostläden bis 99 Quadratmeter, bei denen die Anzahl der gekauften Artikel mit 6,4 gleich geblieben ist. „So drückt sich der Kaufkraftverlust infolge der Inflation aus“, erklärt Ganz.
Turnaround bei Kundenzahlen nach hohem Minus in 2022
Diese Entwicklung lässt sich fast im gesamten Halbjahr beobachten. Nur der Gesamtumsatz im Dezember 2023, der in der Auswertung nicht enthalten ist, liegt etwas niedriger als im Dezember 2022. Das liegt daran, dass der Dezember 2023 zwei Verkaufstage weniger hatte als der Dezember im Vorjahr.
Die Kernbotschaft der Auswertung lautet für Fabian Ganz jedoch: „Es kommen wieder mehr Kunden, da hat sich was getan“. Denn im Durchschnitt kamen im zweiten Halbjahr neun Kunden mehr in die Läden, als im Vorjahreszeitraum. Schon im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres hatte sich ein Turnaround bei den Kundenzahlen abgezeichnet. In diesem Zeitraum kam durchschnittlich ein Kunde mehr in die Läden – nach einem Minus von 17 Kunden pro Laden im zweiten Halbjahr 2022 schon ein Grund zum Jubeln. Und Fabian Ganz geht „fest davon aus, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzen wird“.
Stärkster Anstieg bei den Bio-Supermärkten
Am deutlichsten stieg die Kundenfrequenz bei den Bio- Supermärkten, zu denen im Durchschnitt 19 Kunden mehr kamen. Bereits im ersten Halbjahr verzeichneten sie den größten Anstieg bei den Kundenzahlen – in diesem Zeitraum waren es allerdings nur fünf Kunden mehr. Fabian Ganz erklärt das mit den besonders wechselbereiten Kunden der Supermärkte, die zwar schnell zum LEH gehen, ebenso schnell aber wieder zurück in den Fachhandel kommen. Die kleinen Naturkostläden verzeichneten dagegen den geringsten Anstieg an Kundschaft. Sie hatten aber 2022 ihre Stammkundschaft erfolgreicher halten können und damals das geringste Minus verzeichnet.
Welche Gründe für die zunehmende Kundenfrequenz ausschlaggebend sind, darüber lässt sich nur spekulieren. Zum einen ist es gut möglich, dass sich die Kundschaft inzwischen an die höheren Preise gewöhnt hat. Vielleicht haben aber auch ehemalige Fachhandelskunden, die zu Beginn des Ukraine-Krieges in den LEH und zu den Discountern wechselten, gemerkt, dass diese doch nicht das Wahre sind und kommen wieder öfter zurück in die Bioläden.
Einkaufsverhalten normalisiert sich
Ein anderer Grund könnte aber auch sein, dass sich die Einkaufsgewohnheiten aus Corona-Zeiten allmählich wieder ändern. Denn während der Pandemie etablierte sich das One-Stop-Shopping – man versorgte sich bei einem großen Wocheneinkauf mit allem, was man brauchte. Auch das zweite Halbjahr 2022 stand noch unter dem Eindruck der Pandemie. Jetzt hat Corona seinen Schrecken verloren, viele gehen wieder regelmäßig ins Büro und kaufen nach der Arbeit wieder öfter spontan ein – ebenfalls ein Trend, der sich bereits in der ersten Hälfte des Jahres abzeichnete und nun verstärkt zu haben scheint. Eine Chance, die der Fachhandel unbedingt nutzen sollte.
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