Biohandel

Wissen. Was die Bio-Branche bewegt

3. Quartal 2024

Umsatzbarometer – Wieder echtes Wachstum im Bio-Fachhandel

Erstmals seit 2021 liegen die Umsatzzuwächse wieder über der Inflationsrate – besonders kleine Läden legen zu. Simon Döring von der Kommunikationsberatung Klaus Braun wagt die These: Für den Fachhandel geht es zurück in die Nische. Ein Laden, der diese erfolgreich für sich nutzt, ist die Dinkelähre in Neumarkt.

Der Fachhandel verzeichnet auch im dritten Quartal des Jahres mit einem Plus von 2,4 Prozent steigende Umsätze. Damit bleibt die Umsatzentwicklung seit Ende 2023 stabil und weil die Zuwächse über der Inflationsrate liegen, kann man erstmalig seit Anfang 2021 wieder von einem tatsächlichen „Wachstum“ sprechen. Das ist das Ergebnis des aktuellen Umsatzbarometers, das die Kommunikationsberatung Klaus Braun für den BioHandel erstellt. 

Wie auch im zweiten Quartal – mit einem Plus von 2,5 Prozent – reichen die Zahlen zwar nicht an das erste Quartal 2024 mit einer Steigerung um 6 Prozent heran. Das ist aber damit zu erklären, dass in diesem Jahr das lukrative Ostergeschäft komplett in den März fiel und die Umsätze folgerichtig deutlicher nach oben ausschlugen.

Tages-Umsatzentwicklung im Naturkosteinzelhandel Januar bis September 2024 zu 2023

Im September brachen die Umsatzzuwächse ein

Während die Monatsumsätze im Juli und im August bei über fünf Prozent lagen, brachen sie im September regelrecht ein – in diesem Monat verzeichnete der Fachhandel lediglich einen Zuwachs von 0,2 Prozent. 

Woran dieser Rückgang lag, darüber lässt sich nur spekulieren, wie Simon Döring von der Kommunikationsberatung Klaus Braun sagt. „Auf unseren aktuellen Erfa-Tagungen hören wir immer wieder, dass der vergangene September ein schwieriger Monat war. Eine echte Begründung dafür hatte aber bisher niemand.“

 „Man muss die kommenden Monate abwarten um zu sehen, ob sich die Stabilisierung der letzten Quartale nachhaltig bestätigt – oder ob wir es nur mit einer kurzzeitigen Erholung in einer andauernden Krisenphase zu tun haben“, so Döring. 

Kleine Läden legen mehr zu als die großen

Ein Trend, der sich schon seit 2022 beobachten lässt ist, dass besonders die kleinen Läden etwas stärker an Umsatz zulegen – je größer die Verkaufsfläche, desto geringer fallen die prozentualen Zuwächse aus. Im Durchschnitt legten die kleinen Läden zwei bis drei Prozent mehr an Umsatz zu, als die großen. 

Das lässt sich laut Simon Döring zum einen mit einer größeren Anzahl an Stammkunden in den kleineren Läden erklären und auch mit ihrer Atmosphäre, die dem Idealbild eines Bioladens näher kommt als die in den großen Supermärkten. Zum anderen haben die letzten Krisen-Monate im Fachhandel ihre Spuren hinterlassen, sagt Döring: „Es findet eine Marktbereinigung statt. Besonders kleine Läden mussten schließen oder haben das Geschäft aufgrund fehlender Nachfolgeregelungen aufgegeben.“

Das bestätigt auch die aktuelle BioHandel-Ladenstatistik: 2023 schlossen so viele Läden wie noch nie, nämlich 115, davon 98 mit unter 400 Quadratmetern Verkaufsfläche. Das führt dazu, dass vor allem die Läden bestehen bleiben und in die Umsatz-Statistik einfließen, die gut laufen und steigende Umsätze verzeichnen.

Umsatzwachstum nach Kategorie  

Umsatzwachstum nach Fläche  

Quartalswachstum nach Umsatzklassen  

Für den Fachhandel geht es „zurück zu den Wurzeln“

Dörings These: Der Fachhandel insgesamt wird zunehmend wieder zurück in seine ursprüngliche Nische gedrängt. „Zurück zu den Wurzeln“ als Strategie? Die originäre Zielgruppe mit dem expliziten Anspruch an Lebensmittel-Fachgeschäfte entwickelt sich zwar nicht so dynamisch wie das Wachstum der allgemeinen Nachfrage nach „Bio“, aber eben auch stabil. 

Der bewusste Fokus auf dieses Klientel ließe zwar nicht zwingend großen Umsatzzuwächse zu erwarten, so Döring, aber diese Nische biete dem Fachhandel auch einen möglichen Ansatz, um im zunehmenden Konkurrenzkampf mit dem LEH und dessen inzwischen breitem Bio-Angebot zu bestehen.

Bioladen Dinkelähre nutzt die Nische

Ein Laden, der diese Nische erfolgreich für sich nutzt, ist beispielsweise die Dinkelähre in Neumarkt, die auch an der Erhebung des BioHandel-Umsatzbarometers teilnimmt. Das Geschäft wird von den Geschwistern Teresa Häußinger und Florian Märtel geleitet, die den Betrieb von ihren Eltern übernommen haben. Seit vergangenen Sommer stiegen hier die Umsätze um durchschnittlich fünf bis acht Prozent, wie Florian Märtl berichtet. 

Darauf ruhten sich die beiden aber nicht aus, vielmehr entschlossen sie sich, ihren 500 Quadratmeter großen Laden umzubauen und noch attraktiver für die Kundschaft zu machen. Mehr als fünf Wochen lang war das Geschäft dafür geschlossen, am 19. September wurde die Wiedereröffnung gefeiert – mit einer „sehr positiven Resonanz“ von Seiten der Kundinnen und Kunden, wie Märtl berichtet. 

Kundenzahlen steigen, die Bonwerte nicht

Zum allgemeinen Umsatzrückgang im September kann Märtl mit der Dinkelähre also keinen Vergleich ziehen, da der Laden mehr als den halben Monat geschlossen war. Dennoch sagt auch er: „Der September ist immer ein schwacher Monat“. Generell kämen jedoch wieder mehr Menschen in den Laden, die Bonwerte seien allerdings immer noch niedriger als vor der Krise.

Damit liegt die Dinkelähre im allgemeinen Fachhandels-Trend. So zeigte sich bei der jüngsten Auswertung der Bonkennzahlen durch bioVista, dass die Bonwerte im ersten Halbjahr 2024 mit einem Durchschnitt von 20,27 Euro stagnierten und bis einschließlich April – trotz des Oster-Monats März – sogar leicht rückläufig waren. Aber es kommen wieder mehr Kundinnen und Kunden zurück in die Bioläden. Im Schnitt waren es im ersten Halbjahr sieben mehr pro Tag, im März waren es sogar 20 mehr als im Jahr zuvor.

Bonzahlen

Wieder mehr Kunden in den Bioläden: Diese Märkte profitieren am stärksten

Die Anzahl der Kunden pro Tag nimmt weiterhin stetig zu. Diese kaufen aber nicht mehr ein als in den Monaten zuvor – die Bonwerte verharren auf dem Niveau des 1. Halbjahres 2023.

Infografik

Aktionen, Werbung und Sponsoring gehören dazu

Um auf sich und ihr Sortiment aufmerksam zu machen, gibt es in der Dinkelähre regelmäßig Aktionen mit Verkostungen und individuelle Aktionen mit einzelnen Herstellern, berichtet Märtl. Außerdem schalten sie regelmäßig Werbung über Dennree, Anzeigen in den örtlichen Medien und sind auf Social Media aktiv. Auch das Thema Sponsoring gehört für Teresa Häußinger und Florian Märtl dazu: Sie unterstützen die Tafel mit Lebensmittelspenden und beliefern eine örtliche Grundschule für das Schulfrühstück.

All diese Maßnahmen schärfen das Profil der Dinkelähre – vor allem im Bewusstsein der lokalen Kundschaft. Der Laden zeigt, wie der Bio-Fachhandel gegen die Konkurrenz großer Marktplayer bestehen kann, indem er sich auf seine Kernkompetenzen besinnt und dabei auf Kundennähe und ein besonderes Einkaufserlebnis setzt. „Zurück zu den Wurzeln“ ist dabei kein Rückschritt, sondern eine Strategie, die Authentizität bewahrt und die Kundenbindung stärkt.

Umsatzbarometer: Sie sind noch nicht dabei?

Das Projekt der Kommunikationsberatung Klaus Braun ermöglicht Einzelhändlern eine Bewertung des eigenen Wachstums im Vergleich zur Marktentwicklung.

Die Teilnahme für Einzelhändler ist kostenfrei!

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