In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat der Naturkostfachhandel teilweise turbulente Umsatzentwicklungen erlebt. Zuwachsraten von bis zu knapp sieben Prozent in den Jahren 2018 und 2019 konnten die Händler während der Corona-Pandemie 2020 mehr als verdoppeln. Insgesamt verzeichneten die Bioläden in diesem Zeitraum eine kumulierte Umsatzsteigerung von mehr als 33 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist es ein positives Signal, dass sich die Branche auch im ersten Halbjahr 2021 stark entwickelt hat.
Die Fachhändler im Osten (Nielsen 5, 6 und 7) wuchsen zuletzt eher durchschnittlich. Im ersten Halbjahr 2021 verbuchten sie jedoch mit 4,2 Prozent das stärkste Umsatzwachstum aller Regionen. Damit erreichen die Bio-Ladner in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für die vergangenen dreieinhalb Jahre mit einem kumulierten Umsatzzuwachs von 39 Prozent einen Wert, der deutlich über dem Durchschnitt liegt.
Starkes Wachstum im Norden, Westen und Südwesten
Nach jeweils fast zehnprozentigen Zuwächsen in den Jahren 2018 und 2019 haben die Naturkost-Einzelhändler aus Nordrhein-Westfalen sowohl im Vorjahr als auch im ersten Halbjahr 2021 erneut ein stärkeres Umsatzwachstum erreicht als ihre Kollegen in den meisten anderen Regionen. Sie haben damit in den vergangenen dreieinhalb Jahren ihre Erlöse um 45 Prozent erhöht.
Nach einem überdurchschnittlichen Jahreswachstum 2018 und einem unterdurchschnittlichen 2019 erzielten die beiden Regionen Nielsen 1 und 3a (Norden und Südwesten) mit 17,4 beziehungsweise 19 Prozent die stärksten Zuwächse im Coronajahr 2020. Und auch im ersten Halbjahr 2021 liegen sie mit einem Plus von jeweils rund drei Prozent fast gleichauf und über dem Branchendurchschnitt. Die Bioläden und -märkte in Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg und Niedersachsen erreichen in der Auswertung für die vergangenen dreieinhalb Jahre eine kumulierte Steigerungsrate von 38 Prozent, die Betriebe in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland kommen auf 39 Prozent.
Süden entwickelt sich weiter unterdurchschnittlich
Die Betriebe im Süden der Republik konnten über viele Jahre
überdurchschnittliche Umsatzzuwächse vorweisen. 2018 veränderte sich die
Entwicklung: Mit Tagesumsatz-Zuwächsen von 4,2 beziehungsweise 3,8
Prozent hatten Baden-Württemberg und Bayern die schwächsten Zuwächse.
2019 lagen sie im Bundesdurchschnitt; Baden-Württemberg schaffte das auch 2020, während Bayern im Coronajahr 2020
mit 15,4 Prozent den geringsten Wert aller Regionen erzielte.
Diese Entwicklung hält 2021 an: Im ersten Halbjahr verzeichnen die Biohändler in Bayern einen minimalen Umsatzzuwachs von 0,1 Prozent. Insgesamt kommt der Bio-Fachhandel in Baden-Württemberg in den letzten dreieinhalb Jahren bei den Tagesumsätzen auf eine kumulierte Steigerung von 32 Prozent, in Bayern sind es 27 Prozent.
Regionale Unterschiede werden größer
Der Gesamtmarkt hat sich in den vergangenen Jahren eher einheitlich entwickelt. Doch es zeigen sich zunehmend regionale Unterschiede: Der Westen marschiert weiter vorneweg, im Süden wird die Entwicklung langsamer.
Eine mögliche Ursache: Der Fachhandel in Baden-Württemberg und Bayern befindet sich in einem immer stärkeren Wettbewerb. Einerseits haben LEH-Ketten und Discounter ihre Bio-Angebote massiv augebaut und beworben. Andererseits steigt dort der brancheninterne Wettbewerb durch die anhaltende Expansion der Bio-Filialisten, was die Wachstumspotenziale der inhabergeführten Fachgeschäfte beschneidet.
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