Das 4. Quartal 2024 haben die am Umsatzbarometer BioHandel teilnehmenden Läden mit einem Plus von 3,0 Prozent angeschlossen, für das gesamte Jahr lag das durchschnittliche Wachstum somit bei 3,5 Prozent. Damit zeichnet sich nach den Umsatzrückgängen in 2021 und besonders in 2022 – mit einem Minus von 12,3 Prozent – und einem minimalen Plus von 0,2 Prozent in 2023 wieder eine positive Entwicklung im Fachhandel ab. Zumal man für das gesamte Jahr diesmal von einem „echten“ Wachstum sprechen kann, da das Umsatzplus über der Inflationsrate lag.
Dieses gute Gesamtergebnis ist zum einen einem starken ersten Quartal mit einem Umsatzplus von 6 Prozent zu verdanken – in den darauffolgenden Quartalen lagen die Steigerungen nur noch bei 2,5 und 2,4 Prozent. Zum anderen machten vor allem die Läden im Osten des Landes mit einem starken 4. Quartal die schwächeren Umsätze im Westen wieder wett.
Das Weihnachtsgeschäft ist praktisch ausgefallen
Der Oktober mit 3,4 und der November mit 5,8 Prozent Umsatzsteigerung hatten eigentlich Anlass gegeben, auf einen starken Jahresausklang zu hoffen. Doch es kam anders. Mit einem Plus von nur noch 0,5 Prozent fiel das Weihnachtsgeschäft für den Fachhandel im vergangenen Jahr praktisch aus. „Das letzte Quartal war anders als die anderen davor“, resümiert auch Klaus Braun, dessen Unternehmensberatung das Umsatzbarometer für den BioHandel erstellt.
Da die Zahlen aus den Läden im Osten immer etwas früher vorlägen, hatte Klaus Braun mit einem wesentlich stärkeren vierten Quartal gerechnet. „Aber der Dezember ist regelrecht abgeschmiert“, so der Unternehmensberater. Es gäbe keine fundierte Erklärung für das schlechte Abschneiden im Dezember – im Jahr zuvor hatte das Umsatzplus noch bei rund zehn Prozent gelegen.
Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Menschen in diesem Winter wieder mehr verreist sind. Denn die Weihnachtsferien waren diesmal teilweise länger als in den vergangenen Jahren und viele verfügen auch wieder über mehr Einkommen. Zahlen aus der Tourismusbranche bestätigen laut Braun diese Einschätzung, die zwar recht plausibel, aber dennoch hochspekulativ sei. Eine andere Erklärung drängt sich aber nicht auf. Betrachtet man die einzelnen Laden-Kategorien, hat sich weder bei Größe, Fläche noch Umsatzstärke erkennbar etwas verändert.
Läden im Osten auch im Dezember stark
Dass im Dezember überhaupt ein Plus von 0,5 Prozent erwirtschaftet werden konnte, liegt vor allem an den Läden in Ostdeutschland. Wie etwa dem von Saskia Ender, die seit 2016 ihren Bioladen im thüringischen Meiningen betreibt. Sie berichtet von einem guten Weihnachtsgeschäft 2024, es sei jedoch „auch nicht so viel mehr als in den Jahren zuvor“ gewesen. Auffällig war für sie: „Vor allem vor Weihnachten ging Fleisch wieder besser. Da merkte man, dass sich die Leute doch mal was gönnen wollten.“
Auch die derzeit stattfindende Marktbereinigung macht sich in ihrem 150 Quadratmeter großen Laden bemerkbar, denn in der Nähe wurde ein Geschäft aufgegeben, für das sich keine Nachfolge fand. „Das hat neue Kunden zu uns gebracht“, so Saskia Ender. Bei aller Freude über steigende Umsätze betont sie auch die gestiegenen Kosten – nicht nur beim Einkauf, sondern beispielsweise auch für Serviceleistungen und natürlich für die Mitarbeitenden.
Aber ihr Motto lautet: „Nicht aufgeben!“ Deshalb beteiligte sie sich im vergangenen Jahr mit einem Stand auf verschiedenen Events in der Stadt, etwa beim Weinfest und dem Bühnenball des Theaters. „Wir überlegen immer, was wir noch machen können“, berichtet die Inhaberin, die auch besonders viel Wert auf ihre Käsetheke sowie knackfrisches Obst und Gemüse legt und die Grundschulen im Stadtgebiet mit Schulobst beliefert. Die vergangenen Jahre seien teilweise wild gewesen, sagt sie. Jetzt dürfe man „mal ganz kurz inne halten, sich besinnen und überlegen, wie man weitermacht. Es bleibt spannend, wo die Reise hingeht“.
Wachstum durch steigende Zahl an Einkäufen
Derzeit ist das Umsatzwachstum im Fachhandel in erster Linie auf eine steigende Zahl an Einkäufen zurückzuführen – wobei man hier nicht sagen kann, ob nun neue Kunden in die Läden kommen, oder die „Bestandskunden“ öfter einkaufen. Die Bonwerte stagnieren weiter. Ein Grund dafür ist, dass, wie im LEH auch, die Kundschaft häufiger zu den günstigeren Handelsmarken greift. Besonders deutlich war das laut Klaus Braun zufolge beim Einsetzen der Inflation zu beobachten – die Anzahl der gekauften Artikel stieg etwas, während die Bonwerte im Durchschnitt geringer ausfielen. Hier zeichnet sich jedoch eine leichte Trendwende ab.
Eine Prognose für das laufende Jahr will Klaus Braun jedoch nicht abgeben, viele Faktoren könnten das Kaufverhalten beeinflussen und kurzfristig verändern. Deshalb sagt er: „Wir können zufrieden sein, wenn wir ein Wachstum von 3,5 Prozent auch in diesem Jahr halten.“
Liebe Biohändlerinnen, liebe Biohändler,

Klaus Braun
dieses Umsatzbarometer ist das letzte unter meiner Verantwortung – ab sofort werden Jüngere diese Arbeit tun! Ich möchte mich bei euch allen herzlich bedanken für die regelmäßige Datenlieferung und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich verknüpfe dies mit der Bitte, dass ihr zukünftig mit derselben Bereitschaft eure Umsatzzahlen an Simon Döring (www.bioberater-sds.de) liefert, der das Umsatzbarometer erstellen und gemeinsam mit BioHandel weiterentwickeln wird. Ich verabschiede mich in einen „aktiven Ruhestand“ – dem Bio-Fachhandel werde ich weiterhin gewogen bleiben.
Klaus Braun
Umsatzbarometer: Sie sind noch nicht dabei?
Das Kooperationsprojekt Umsatzbarometer ermöglicht Einzelhändlern eine objektive Bewertung des eigenen Wachstums im Vergleich zur Marktentwicklung. Die Teilnahme für Einzelhändler ist kostenfrei!
Aktive Teilnehmer profitieren zusätzlich durch den exklusiven Zugang zur Live-Präsentation der jeweils aktuellen Quartalszahlen mit zusätzlichen Einschätzungen und Impulsen von Branchenexperten. Die nächste Live-Veranstaltung findet am 30. April statt. Die Einladung geht im Vorfeld an alle bis dahin registrierten Teilnehmer.
Kommentare
Registrieren oder anmelden, um zu kommentieren.
lieber Klaus,
danke für die letzten 40 Jahre aktiven nicht-Ruhestand
momo-raoul