Nachdem das Weihnachtsgeschäft für den Fachhandel Ende des vergangenen Jahres in großen Teilen ausgefallen war, durfte man gespannt sein, wie sich die Umsätze weiter entwickeln würden. Tatsächlich gaben die Zahlen des BioHandel-Umsatzbarometers zu Jahresbeginn dann wieder Anlass zu optimistischer Stimmung: Im Januar verzeichneten die an der Erhebung teilnehmenden Läden ein Plus von 4,4 Prozent, im Februar immerhin noch von 3,1 Prozent. Im Jahr zuvor hatten die Zuwächse noch bei 3,5 Prozent im Januar gelegen und bei 3,1 Prozent im Februar.
Doch dann kam der März und mit ihm ein gravierender Einbruch – 7,8 Prozent verloren die Läden im Fachhandel an Umsatz. Zum Vergleich: Im Jahr davor verzeichneten sie ein Plus von 11,2 Prozent. Diese Diskrepanz lässt sich in erster Linie mit dem Ostergeschäft erklären. Denn 2023 lagen die Ostertage Ende März, das Vor-Ostergeschäft fand also komplett im März statt. In diesem Jahr hingegen wurde Ostern erst spät im April gefeiert, das Ostergeschäft ging dem dritten Quartalsmonat somit verloren.
Erste Anzeichen einer schwächeren Entwicklung?
Für Simon Döring, der die Zahlen für den BioHandel erhebt, sind die Umsätze im März dennoch „etwas zu viel im Minus“. Man könne die Zahlen mit dem fehlenden Ostergeschäft zwar sehr schnell gut erklären, und die minus 0,4 Prozent im 1. Quartal als verträglich darstellen. „Das ist sicher auch nicht falsch und passt zur aus meiner Sicht überwiegend optimistischen Stimmung der Händler“, so Döring.
Die Entwicklung der Monatsumsätze (4,4 Prozent im Januar, -1,0 Prozent im Februar und -4,1 Prozent im März) könne laut Döring aber auch als erstes Anzeichen einer schwächeren Entwicklung interpretiert werden. „Das stimmt mich aktuell vorsichtig“, erklärt Döring, in Alarmstimmung müsse man jedoch noch nicht geraten.
Kleine Läden stehen auf den ersten Blick besser da
Welche Gründe zu den schwächeren Umsätzen im März beigetragen haben, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. So bleibt etwa die wirtschaftliche Gesamtentwicklung angespannt, was sich auch auf den Fachhandel auswirkt.
Andere Faktoren wie Unsicherheit nach der Bundestagswahl und durch die amerikanische Zollpolitik können sich ebenfalls auf das Konsumverhalten auswirken. Simon Döring rät aufgrund dieser Unwägbarkeiten, erst einmal abzuwarten: „Wie immer sind wir nach den nächsten Zahlen etwas schlauer. Der April – dieses mal mit Ostern – wird dann vermutlich zeigen, in welche Richtung die Entwicklung weitergeht.“
Auffällig ist auch im ersten Quartal dieses Jahres, dass die kleinen Läden zwar immer wieder größeren Schwankungen unterliegen – sich aber tendenziell besser entwickeln als die übrigen Kategorien. Dazu sagt Döring: „Das ist schön zu lesen, zeigt aber auch nur einen Teil der Wahrheit.“ Denn hier zeige sich auf den zweiten Blick, dass die Marktbereinigung im Fachhandel weiter in vollem Gange ist.
Läden – vor allem die kleineren –, die sich aufgrund schwacher Umsätze wirtschaftlich nicht rentieren, schließen nach und nach. Ihre (negativen) Umsatzzahlen fließen also nicht mehr in die Erhebung ein und gehen in der Auswertung schrittweise verloren.
Übrig bleiben die Geschäfte, die gut laufen, was unter dem Strich zu positiven Zahlen im Umsatzbarometer führt. Umso wichtiger sei es, dass sich möglichst viele Läden an der Erhebung beteiligen. „Insgesamt sehe ich die schmerzliche Marktbereinigung noch nicht als beendet an“, so Döring. Als Beispiel nennt er den Bioladen in einer kleinen Gemeinde. Dort haben in den Nachbarorten zwei Fachhändler geschlossen – und der Laden dadurch neue Kundschaft gewonnen.
Mit Qualität und Frische zu mehr Profil
Wie man auch ohne die Aufgabe anderer Geschäfte neue Kundschaft gewinnt, zeigt ein Laden, dessen Umsatzergebnisse mit zu den besten der aktuellen Erhebung gehören: Bei Bioladen Ganesha in Oberursel setzen die Inhaber Andrea Feige und Wilfried Günther auf ein Konzept, dass sich deutlich vom Wettbewerb abgrenzt. „Unser Schwerpunkt liegt eindeutig bei Frische und Feinkost“, so Andrea Feige. „Die Kunden sagen, dass wir bei Obst und Gemüse eine unschlagbare Auswahl haben“, erklärt sie. Und die Käsetheke bietet eine Auswahl von bis zu 150 verschiedenen Sorten, darunter auch besonders hochwertige Produkte.
Mit mehreren Mitbewerbern in der Nähe mache es keinen Sinn, nur auf das Trockensortiment zu setzen, denn das gibt es dort auch. Zwar sei die Nachfrage nach hochwertigen und damit auch hochpreisigen Produkten mit Einsetzen der Inflation stark zurückgegangen, sagt Wilfried Günther, der immer die Zahlen im Blick hat. "Und wir sind auch noch nicht wieder da, wo wir einmal waren“, so die Mitinhaberin. Aber Bonwerte als auch Kundenfrequenz zeigen wieder nach oben.
Die beiden Inhaber sehen das als Bestätigung, am hochwertigen Sortiment festzuhalten und nicht dem Trend zu immer günstigeren Preisen nachzugeben. „Viele Läden machen den Fehler, immer günstiger werden zu wollen“, so Wilfried Günther. „Aber sie schneiden sich damit selbst die Lebensader durch, das geht nach hinten los.“ Bioläden sollten stattdessen den Mut haben, auch höherpreisige Produkte anzubieten.
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