Biohandel

Erfolgreich mit Bio handeln.

3. Quartal 2025

Umsatzbarometer: Die kleinsten Läden zeigen Stärke

Der Fachhandel kann wieder ein kleines reales Wachstum vorweisen – die Umsatzzuwächse lagen über der Inflationsrate. Allerdings gibt es bemerkenswerte Unterschiede, wenn man die Ladengrößen miteinander vergleicht.

Seit sechs Quartalen wächst der Fachhandel durchschnittlich zwischen zwei und drei Prozent. Er hält sich damit relativ stabil im Plus, was angesichts der unterschiedlichen Widrigkeiten im Marktumfeld durchaus positiv bewertet werden kann.

Diese Entwicklung setzt sich im dritten Quartal des Jahres weiter fort, wobei die Schere innerhalb der Branche weiter auseinandergeht – wie die Zahlen von Simon Döring zeigen, der das Umsatzbarometer für den BioHandel erhebt: Mit einem Umsatzwachstum von 2,5 Prozent liegt die Steigerung erneut knapp über der Inflationsrate. Das bedeutet, dass der Fachhandel weiterhin ein reales Wachstum erzielt.

Tages-Umsatzentwicklung und Inflationsrate im Naturkosteinzelhandel: Januar bis Juni 2025 im Vergleich zu 2024

Erhöhte Bonwerte für das Wachstum verantwortlich

Der Grund für das Umsatzplus liegt dabei in leicht erhöhten Bonwerten, während sich bei der Anzahl der Bons und der verkauften Artikel pro Kunde kaum Bewegung zeigt. Simon Döring interpretiert das so: "Die Bioläden können ihre Stammkunden halten, diese gehen die derzeit moderaten Preiserhöhungen offensichtlich überwiegend mit."

Die monatlichen Schwankungen bei den Tages- und Monatsumsätzen im 3. Quartal erklären sich laut Döring durch wieder gegenläufig verschobenen Verkaufstage im August und September. Der Juli lag in beiden Kategorien bei 3,5 Prozent, während der August – mit einem Verkaufstag weniger als 2024 – bei den Tagesumsätzen ebenfalls ein Wachstum von 3,6 Prozent verzeichnete, beim Monatsumsatz jedoch 0,2 Prozent verlor. Im September, mit einem Verkaufstag mehr als im Vorjahr, war es genau anders herum: Dort legten die Tagesumsätze nur um 0,3 Prozent zu, beim Monatsumsatz waren es 4,3 Prozent.

Insgesamt zeigt sich das laufende Jahr im Vergleich zu 2024 schwächer: Für die ersten neun Monate des Jahres ergibt sich ein Plus in Höhe von 2,5 Prozent – im Vorjahreszeitraum waren es 3,6 Prozent. „Schaut man in die Einzelauswertungen zeigt sich, dass von den Teilnehmern im aktuellen Jahr etwa die Hälfte gewachsen ist, die andere Hälfte ist geschrumpft“, so Döring. 

Umsatzentwicklung im Naturkosteinzelhandel nach Quartalen

Kleine Läden holen pro Quadratmeter viel raus

Auffällig dabei sei, dass die besten Werte bei den sehr kleinen Läden unter 100 Quadratmetern und bei den großen Märkten über 400 Quadratmetern zu finden sind. Und das nicht nur bei den prozentualen Umsatzsteigerungen, sondern auch, was die Flächenleistungen angeht – also beim Umsatz, den ein Laden pro Quadratmeter erzielt. Auch hier holen die kleinsten und größten Geschäfte am meisten heraus.

Umsatzwachstum nach Fläche

Mittlere Läden mit weniger Umsatz pro Quadratmeter

So kommen die kleinen Läden unter 100 Quadratmetern dieses Jahr bisher hochgerechnet auf eine Flächenleistung von 7.220 Euro pro Quadratmeter und durchbrechen damit erstmalig seit dem Corona-Hoch wieder die 7.000 Euro-Schwelle. Darüber liegen nur die großen Märkte ab 400 Quadratmetern, die mit 7.663 Euro Umsatz pro Quadratmeter weiterhin an der Spitze liegen. Die Standorte mit 100 bis 200 Quadratmetern erreichen mit 6.314 Euro deutlich weniger, und auch die Geschäfte mit 200 bis 400 Quadratmetern sind mit 6.764 Euro pro Quadratmeter in Bezug auf die Fläche weniger effizient als die kleinen Läden.

Laut Döring könnten zwei verschiedene Wachstumsstrategien eine Erklärung für den Erfolg besonders kleiner wie großer Geschäfte sein. Zum einen setzen kleine Läden in vielen Fällen bewusst auf das Profil „Fachhandel in der Nische“. Sie sind noch der klassische kleine Bioladen, der mit viel Liebe und Leidenschaft geführt wird, und überzeugen ihre Kundschaft primär durch Persönlichkeit und Qualität, also nicht über den Preis.

Umsatzwachstum nach Kategorie

Kleine Geschäfte nutzen den Raum effizienter

Dabei wird in diesen kleinen Bioläden jeder Quadratmeter für Ware genutzt, Inhaberinnen und Inhaber stehen oftmals einen Großteil der Zeit selbst im Laden und leben den Öko- beziehungsweise Genuss-Lifestyle. Laut Döring haben diese Geschäfte seit dem Loch nach Corona mit durchschnittlich 4,8 Prozent die besten Wachstumsraten – "sofern sie noch mit Leidenschaft getragen werden können, denn wirklich viel Geld verdient man in kleinen Läden nur schwer". Aber die Kunden honorieren es offensichtlich und gehen seitdem wieder etwas häufiger in den kleinen Laden um die Ecke.

Eine andere Strategie ist die bewusste Öffnung der großen Bio-Supermärkte mit hoher Frequenz: Sie präsentieren sich in vielen Fällen als hochwertiger "Bio-Anbieter für alle" und können aufgrund der gegenüber dem LEH größeren Bio-Auswahl auch leichter bei jenen neuen Zielgruppen punkten, die den Besuch eines typischen kleinen Bioladens aufgrund der damit verbundenen Klischees eher meiden würden. Der Kundschaft bieten sie ein Wohlfühl-Einkaufserlebnis mit viel Platz für Einkaufswägen. Ihr breites und in Teilen günstiges Angebot eignet sich sehr gut für Großeinkäufe.

Diese großen Läden arbeiten ebenfalls flächeneffizient und haben seit dem Einbruch nach Corona mit durchschnittlich 3,1 Prozent die zweitbeste Entwicklung genommen. Diese Zuordnung von Konzepten anhand der Größe ist natürlich eine vereinfachte Interpretation, denn mittlere Läden können ebenfalls erfolgreich ähnliche Wege einschlagen.

Quartalswachstum nach Umsatzklassen

Mittlere Märkte drohen eher unterzugehen

Oft stünden sie jedoch konzeptionell eher dazwischen. Und so sei für mittelgroße Märkte die Gefahr am größten, irgendwo zwischen den Konzepten der Kleinen und Großen unterzugehen. Die Strategien der Mittleren gingen oft in Richtung Feinkost und große Theken – "aber je nach Standort und Umsetzung reicht es von Auswahl und Platz her dann eben nicht ganz für den regelmäßigen Großeinkauf, ist dafür vielleicht vielen potenziellen Neukunden auch zu teuer", so Döring.

Andersherum müssen sie aber alles anbieten, was die Kundschaft von einem Vollsortimenter erwartet. Und das kostet Platz, ist also diesbezüglich weniger effizient. Das zeigt sich auch an den Wachstumszahlen: Die beiden mittleren Laden-Gruppen sind seit 2023 mit durchschnittlich 0,4 Prozent (100 bis 200 Quadratmeter) und 2,5 Prozent (200 bis 400 Quadratmeter) überwiegend unter der Inflationsrate geblieben.

Es braucht Veränderung und neue Konzepte

Simon Dörings Fazit: "Der Markt gibt aktuell beides her – Läden, die funktionieren und Läden, die aussterben“. Der Unterschied sei neben dem Standort vor allem die Unternehmerperson selbst: "Macht man diesen Job aktiv und gut, besteht eine bessere Chance, dass es nach vorne geht. Aber quasi von alleine – wie früher – klappt inzwischen nur noch wenig", so Döring.

Im Grunde sei diese Entwicklung eine Fortführung der Marktbereinigung, die sich schon seit Jahren beobachten lasse und laut Döring noch nicht abgeschlossen ist. "Die Zeiten mit planbarem stabilen Wachstum für alle sind eben offensichtlich vorbei – es braucht Veränderung und neue Konzepte", sagt er. Unabhängig von der Größe brauche es ein klar ausgerichtetes Profil, das die entsprechenden Zielgruppen vor Ort tatsächlich anspricht. Döring: "Das ist an sich nichts neues, aber es bleibt eben auch dauerhaft richtig – und wird aus Zahlen ableitbar immer offensichtlicher.  

Umsatzbarometer: Jetzt teilnehmen und profitieren!

Das Kooperationsprojekt Umsatzbarometer ermöglicht Einzel­händlern eine objektive Bewertung des eigenen Wachstums im Vergleich zur Marktentwicklung. Die Teilnahme für Einzelhändler ist kostenfrei!

Aktive Teilnehmer profitieren zusätzlich durch den exklusiven Zugang zur Live-Präsentation der jeweils aktuellen Quartals-Zahlen mit zusätzlichen Einschätzungen und Impulsen von Branchenexperten. Die nächste Live-Veranstaltung findet am 28. Januar um 13 Uhr statt. Die Einladung geht im Vorfeld an alle bis dahin registrierten Teilnehmer. Mehr Infos und Anmeldung finden Sie hier.

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