Die Umsätze des Bio-Fachhandels zum Jahreseinstieg 2022 setzen nahtlos die Entwicklung vom Jahresende 2021 fort: Im Januar sind die durchschnittlichen Tagesumsätze im Vergleich zum Vorjahr um 9,6 Prozent zurückgegangen. Im Januar 2021 waren sie noch um 14,6 Prozent gestiegen. Im Februar und März war das Minus mit 12,1 beziehungsweise 18,4 Prozent noch deutlicher.
Ein Teil der März-Rückgänge lässt sich mit Ostern erklären: 2021 fand das Fest und damit das gesamte Vor-Oster-Geschäft im März statt. Dieses Jahr fielen die Feiertage vollständig in den April.
Die Zahlen zum Jahresanfang zeigen außerdem zwei weitere Auffälligkeiten: Angesichts steigender Lebensmittelpreise – die Inflationsrate im ersten Quartal lag im Schnitt bei sechs Prozent – sind die Umsatzrückgänge ein Zeichen für einen drastisch rückläufigen Stückabsatz. Mit anderen Worten: der Naturkost-Fachhandel verkauft deutlich weniger Ware. Und: Die Umsatzrückgänge beruhen in etwa gleichstarkem Umfang auf einer rückläufigen Anzahl von Käufen beziehungsweise Kunden auf der einen und sinkenden Bon-Summen auf der anderen Seite.
Das Einstiegsquartal 2022 zeigt einen Rückgang von 13,4 Prozent. Im ersten Quartal 2021 hatte das Tagesumsatzwachstum noch bei plus 4,6 Prozent gelegen. In den darauffolgenden Quartalen verzeichnete der Naturkostfachhandel Rückgänge von 2,1, 5,1 und 10,5 Prozent. Unter dem Strich stand für das Jahr 2021 damit ein Minus von 3,3 Prozent.
Die Geschäfte unter 100m² verbuchten im ersten Quartal ein Minus von 12,7 Prozent. Bei Betrieben mit Verkaufsflächen von 100 bis 199m² betrug das Minus 10,9 Prozent. Am stärksten zurück gingen die Umsätze bei Läden mit einer Quadratmeterzahl zwischen 200 und 399m². Hier lag das Minus bei 14,9 Prozent. Das Geschäft der flächenstärksten Betriebe mit 400m² und mehr schrumpfte im ersten Quartal um 13 Prozent.
Bei den unterschiedlichen Betriebstypen fällt auf, dass die Hofläden und besonders die Lieferdienste besser abschnitten als die Bioläden und Biomärkte. Die Hofläden, die im gesamten Vorjahr um 5,2 Prozent gewachsen waren, vermeldeten in den ersten drei Monaten einen Rückgang von 10,1 Prozent. Die Rückgänge bei den Bio-Lieferdiensten waren mit minus 3,7 Prozent vergleichsweise moderat. 2021 wuchsen sie im Schnitt noch um 7,2 Prozent. Bei den Bio-Supermärkten, den kleinen Naturkostläden und Naturkostfachgeschäften betrug das Minus im ersten Quartal 13,7 Prozent.
Aufgesplittet nach Umsatzklassen zeigt sich, dass zum Jahresanfang die Betriebe mit einem Jahresumsatz unter einer Million Euro mit minus 10,8 Prozent die geringsten Rückgänge zu verzeichnen hatten. Die Betriebe in den höheren Umsatzklassen verzeichnen Rückgänge zwischen 13,1 und 14,6 Prozent.
Fazit: Das aktuelle politische und wirtschaftliche Umfeld setzt auch dem Naturkostfachhandel zu; die positiven Effekte der Corona-Zeit sind Vergangenheit, die Umsätze sinken seit Monaten und nähern sich dem Niveau von 2019. Da es derzeit wenige Argumente gibt für eine kurzfristige Erholung, sollte sich der Naturkosteinzelhandel auf ein wirtschaftlich schwieriges Jahr 2022 einstellen.
Zur Auswertung
Die Ergebnisse des BioHandel-Umsatzbarometers stellen flächenbereinigte Entwicklungen im Einzelhandel auf Tagesumsatzbasis dar: Es werden nur solche Betriebe berücksichtigt, die sich bei der Umsatzmeldung im Vorjahreszeitraum in derselben Konstellation von Standort und Verkaufs-fläche befunden haben. So können Aussagen über durchschnittliche betriebliche Wachstumsraten gemacht werden.
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