Viele Menschen kaufen Lebensmittel aus ökologischem Anbau und vertrauen auf Verbands- oder EU-Bio-Siegel. Um eine solche Zertifizierung zu erhalten, müssen Erzeugnisse eine Reihe wichtiger Anforderungen erfüllen – unter anderem müssen sie aus pestizid- und gentechnikfreier Landwirtschaft stammen.
Um das Verbrauchervertrauen in die Qualität von Öko-Lebensmitteln zu stärken, führt ein Gemeinschaftsprojekt der vier Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter des Landes Baden-Württemberg (CVUA) zusammen mit der zuständigen Ökobehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe seit 2002 das sogenannte „Ökomonitoring“ durch.
Im Jahr 2023 wurden neben konventionell produzierten Erzeugnissen gezielt biologisch hergestellte Lebensmittel unter anderem auf Gentechnik- und Pestizidspuren getestet. Insgesamt rund 560 Proben verschiedener Lebensmittel wurden dafür im vergangenen Jahr unter folgenden Gesichtspunkten untersucht:
- Mikrobiologische Qualität von Käse aus Ziegen-, Schaf- und Büffelmilch
- Gentechnisch veränderte Organismen in Honig, Mais- und Sojaerzeugnissen
- Echtheit von Milch, Milchprodukten und rohen Eiern
- Pflanzenschutzmittel und bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs
Laut den CVUAs haben die Untersuchungen im Jahr 2023 den positiven Trend der vergangenen Jahre bestätigt. Lediglich in Einzelfällen waren weitere Recherchen und Maßnahmen erforderlich. Insgesamt konnte „das Vertrauen in Bio-Produkte auch in diesem Jahr voll bestätigt werden: Öko-Lebensmittel verdienen das Verbrauchervertrauen zu Recht“, bilanzierte der baden-württembergische Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts. Die Beanstandungsquote von Öko-Ware lag 2023 bei 2,5 Prozent – zwar ist sie damit im Vergleich zum Vorjahr (1,9 Prozent) leicht gestiegen, aber noch immer „auf konstant sehr niedrigem Niveau“.
Ergebnisse aus den verschiedenen Untersuchungskategorien
Pestizide:
355 Proben pflanzlicher Lebensmittel aus ökologischem Anbau untersuchte das CVUA Stuttgart auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln und bestimmten Kontaminanten. Die Ergebnisse zeigen, dass die ökologischen Erzeugnisse signifikant geringer mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet sind als konventionelle Ware.
Bei 77 Prozent der Obst- und Gemüseproben aus Bio-Anbau waren keine Pestizidrückstände nachweisbar. Festgestellte Rückstände lagen laut dem Ökomonitoring überwiegend im Spurenbereich – unter 0,01 Milligramm pro Kilo. Die Beanstandungsquote für Öko-Obst lag bei 2,4 Prozent, für Öko-Gemüse bei 0,8 Prozent und für verarbeitete pflanzliche Erzeugnisse bei 3,6 Prozent. Bei neun der untersuchten Proben wurde die Bezeichnung „Öko“ wegen erhöhter Rückstände an Pflanzenschutzmitteln als irreführend beurteilt.
Gentechnisch veränderte Organismen (GVO):
Auf gentechnisch verändertes Material hat das CVUA Freiburg 2023 160 Proben Soja-Erzeugnisse (davon 98 Bio-Proben), 71 Proben Mais und Mais-Erzeugnisse (davon 15 Bio-Proben) sowie 42 Honige (davon 18 Bio-Proben) untersucht. Hierbei waren nur in einer Bio-Soja-Probe Spuren (unter 0,1 Prozent) von GV-Soja nachweisbar, während bei den Bio-Mais-Erzeugnissen und den Bio-Honigen alle Proben negativ getestet wurden.
Verglichen dazu wurden bei 7,1 Prozent der Mais-Erzeugnisse und bei 26 Prozent der Soja-Erzeugnisse aus konventioneller Landwirtschaft GVO nachgewiesen. Dazu wird im Ökomonitoring angemerkt, dass die Anteile an GV-Material in den positiven Proben in der Regel nur sehr gering waren.
Echtheit von Bio-Milch, -Milchprodukten und -Eiern:
Das CVUA Freiburg hat insgesamt 30 Proben verschiedener Bio-Milch und Bio-Milchprodukte wie Schlagsahne, Butter, Käse und Crème fraîche mittels Stabilisotopen- und Fettsäureanalytik daraufhin untersucht, ob sie tatsächlich aus ökologischer Erzeugung stammen. Zwischen konventioneller und biologischer Milch zu differenzieren, ist aufgrund der unterschiedlichen Futtergrundlage der Milchkühe möglich. Laut den Untersuchungsergebnissen waren alle Bio-Proben typisch für eine ökologische Erzeugung.
Auch bei den 41 Hühnereiproben aus ökologischer Haltung gab es den CVUA zufolge keine Auffälligkeiten. Insgesamt 90 Proben (davon 49 aus konventioneller Erzeugung) wurden auf synthetische Carotinoide untersucht. Bei keiner Öko-Ei-Probe war ein Zusatz der Futtermittelzusatzstoffe Canthaxanthin und beta-apo-Carotinsäureethylester nachweisbar – zum Vergleich: Bei den konventionellen Eiern wurden die Stoffe in 45 Proben festgestellt. Auch die Auswertung des sogenannten „chemischen Fingerprints“ zeigte bei den Öko-Ei-Proben keine Auffälligkeiten.
Keime in Käse aus Schaf-, Ziegen- und Büffelmilch:
62 Käseproben (28 Ziegenkäse, 20 Schafkäse, acht Käse aus einer Mischung von Schaf- und Ziegenmilch sowie sechs Käse aus Büffelmilch) wurden im Rahmen des Ökomonitorings vom CVUA Stuttgart auf krankmachende Keime untersucht. Diese Keime können beispielsweise durch das Melken oder aus der Stallumgebung in die Milch gelangen.
Bei zehn Proben handelte es sich um Käse aus ökologischer Erzeugung. Das Ergebnis fiel insgesamt positiv aus: Krankheitserregende Keime und Viren waren kaum nachweisbar. Nur zwei konventionell hergestellte Weichkäse aus Ziegenrohmilch waren auffällig.
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