„Wir haben einen Turnaround bei den Kundenzahlen“, vermeldet Markforscher Fabian Ganz von bioVista für das erste Halbjahr 2023. Und das lässt hoffen. Zwar kam in diesem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich genau ein Kunde mehr in den Laden – das hört sich erst einmal nicht viel an. Doch im zweiten Halbjahr 2022 verzeichnete der Fachhandel im Schnitt 17 Kunden weniger. Und die hatten dann auch noch acht Prozent weniger Artikel in ihren Einkaufswägen.
Der freie Fall in den Monaten zuvor, der vor allem durch die Krisen im Zuge des Ukraine-Krieges ausgelöst wurde, ist erst einmal ausgebremst. Das spiegelt sich auch in den Umsatzzahlen des zweiten Quartals 2023 wieder, die zum ersten Mal seit langem wieder leicht im Plus liegen, wie das Umsatzbarometer BioHandel zeigt.
Inflation spielt eine Rolle
Doch das Kaufverhalten ist nun ein anderes als in den Corona-Jahren. Zum einen normalisiert es sich weiter: „Die Kunden kaufen nicht mehr so intensiv ein wie in den Jahren zuvor“, erklärt Fabian Ganz. Ein noch gravierender Punkt ist jedoch, dass sich viele gezwungen sehen zu sparen, was in erster Linie auf die Inflation und gestiegene Energiepreise zurückzuführen ist.
Also greifen viele auch im Fachhandel lieber zu den günstigeren Artikeln, vor allem den Eigenmarken. „Obwohl also die Kunden wieder etwas häufiger in den Bio-Fachhandel kommen, so bleibt in Summe weniger Umsatz hängen, da die Kunden weniger intensiv einkaufen und beim Einkauf auf den Preis achten“, fasst es der Marktforscher zusammen.
Die Zahlen belegen diese Aussage: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist der durchschnittliche Bonwert noch einmal um 0,77 Euro zurückgegangen und lag bei 20,85 Euro. Aber von Januar bis Juni ging es fast kontinuierlich bergauf – von -1,66 Euro zu Jahresbeginn auf -0,05 Euro im Juni, im Mai wurde sogar ein kleines Plus von 0,12 Euro erzielt.
Fabian Ganz weist allerdings darauf hin, dass bei den durchschnittlichen Bonwerten auch die Inflation berücksichtigt werden muss. Das wird an der durchschnittlichen Zahl der Artikel deutlich, die in den Einkaufswägen landen. Waren es im ersten Halbjahr 2022 noch 7,7 Produkte, lag der Durchschitt in diesem Jahr nur noch bei genau 7,0.
Große Läden gewinnen
Eine deutliche Veränderung ist zwischen kleinen Läden und großen Bio-Supermärkten zu beobachten. Während die kleinen Läden ihre Kundschaft im Halbjahr zuvor noch am besten halten konnten, kommen bei den Großen nun wieder deutlich mehr Kunden.
Das liegt laut Ganz zum einen daran, dass kleine Läden viele treue Stammkunden haben, die Supermärkte hingegen eher wechselwillige Kundschaft. Die ist schneller bereit, in den LEH zu wechseln, kommt aber auch eher wieder. Und für neue Kunden stellen sie eine niedrigere Eintrittshürde dar.
Zum anderen können Bio-SUpermärkte gerade jetzt mit einem größeren Sortiment im Preiseinstiegsbereich punkten. „Das ist für kleine Läden wirtschaftlich nicht darstellbar“, so Ganz. Geschäfte mittlerer Größe tun sich derzeit noch am schwersten. Denn sie haben oft nicht die enge Bindung zu einer treuen Stammkundschaft, können aber auch mit den günstigen Preisen der Bio-Supermärkte nicht mithalten.
Kommentare
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Guten Tag,
bei den Zahlen für Kleine Naturkostläden scheint etwas nicht zu stimmen: Da werden fürs erste Halbjahr Juli - Dezember dargestellt. Und Werte aus 2012/2013. Könnt ihr das bitte korrigieren? Die Zahlen sind wichtig für mich. Danke!
Herzliche Grüße
Frank Reichenbach
Hallo Herr Reichenbach,
vielen Dank für den Hinweis. Daten und Zahlen sind jetzt korrekt.
Viele Grüße
Die Redaktion