Laut der jüngsten Auswertung von bioVista stagnierten die Bonwerte im ersten Halbjahr 2024 und waren bis einschließlich April – trotz des Ostermonats März – sogar leicht rückläufig. Das spiegelt sich auch in der Anzahl der Artikel wieder, die in den Einkaufswägen landeten: Wie im Vorjahreszeitraum wurden im Durchschnitt sieben Artikel gekauft.
Dennoch kann der Fachhandel für das erste Halbjahr eine positive Bilanz ziehen, denn es kommen immer mehr Kundinnen und Kunden zurück in die Bioläden. Im Schnitt waren es sieben mehr pro Tag, im März waren es sogar 20 mehr als im Jahr zuvor.
Gewinner sind die Großen, die Kleinen stagnieren
Gewinner sind vor allem die Bio-Supermärkte. Sie konnten durchschnittlich 19 Kunden mehr anlocken – im Oster-Monat März verzeichneten sie sogar 41 Kunden mehr. Die Bonwerte und die Anzahl der gekauften Artikel veränderten sich allerdings auch bei den Bio-Supermärkten so gut wie gar nicht.
Betrachtet man zum Vergleich die Zahlen aus dem 1. Halbjahr 2019 – also noch vor Ukraine-Krieg und Corona –, zeigt sich, dass keine der vier Betriebstypen heute an die damalige Anzahl von Kundenbesuchen herankommt. Natürlich haben seit damals Veränderungen stattgefunden, so dass sich die Zahlen nicht ganz genau miteinander vergleichen lassen. So ist die Anzahl der gekauften Artikel im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 mit 6,9 identisch, die Kundschaft hat damals jedoch 17,94 Euro dafür ausgegeben und in diesem Jahr 20,75 Euro. Ein Umstand, der nicht zuletzt der Inflation geschuldet ist.
Entwicklung der Bonkennzahlen im Naturkostfachhandel*
Ein großes Defizit besteht bei der Kundschaft: Hier hat der Fachhandel seit 2019 im Schnitt 39 Kunden pro Tag verloren – am meisten die Supermärkte mit 78 Kunden und am wenigsten die kleinen Läden mit 34 Kunden weniger. Doch gerade letztere trifft es wohl am schmerzhaftesten. Denn kleinere Naturkostläden und -fachgeschäfte konnten im 1. Halbjahr 2024 keinen Aufwärtstrend für sich verbuchen: Bei ihnen stagnierten sowohl die Kundenzahlen, als auch die Bonwerte und die Anzahl der gekauften Artikel.
„Große Supermärkte und insbesondere Filialunternehmen konnten auch verstärkt günstigere Preise in den Fokus rücken, das können kleine Bioläden eher nicht“, erklärt Fabian Ganz von bioVista. Zwar hätten gerade kleine Naturkostläden und -fachgeschäfte den Vorteil einer Stammkundschaft, die „ihren“ Läden auch in der Krise treu geblieben sei. Doch für neue Kunden sei die oft sehr persönliche Atmosphäre der kleinen Geschäfte eher eine Hürde, so Ganz.
Aus seiner Sicht müssen gerade die kleinsten Läden aufwachen und alles tun, um neue Kunden zu gewinnen und ihren Umsatz zu steigern. Schließlich hat auch die jüngste Ladenstatistik des BioHandel gezeigt, dass es gerade die Geschäfte mit der geringsten Fläche waren, die endgültig schließen mussten. „Eine eigene Website ist unerlässlich und ebenso ein Google-Eintrag, damit man gefunden wird“, so der Rat von Fabian Ganz: „So ein Eintrag kostet nicht viel Zeit und Arbeit, aber er zahlt sich jahrelang aus.“
Kleine Geschäfte brauchen mehr Werbung
Gerade die kleinen Geschäfte liegen oft nicht direkt in den Haupteinkaufsstraßen. Daher rät Ganz beispielsweise zu kleinen Aufstellern, um auf den eigenen Laden aufmerksam zu machen. „Man kann auch mal bei seinem Großhändler nachfragen, da gibt es meistens schon etwas Passendes. Auch die Hersteller bieten Werbung an, zum Beispiel Fahrradständer mit dem Logo der Marke oder des Ladens drauf. Das erzeugt auf jeden Fall schon mal Aufmerksamkeit“, erklärt der Marktforscher.
Für ihn ist klar, dass sich der Fachhandel darauf einstellen muss, immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert zu werden: „Es braucht neue Konzepte, denn die nächste Krise kommt bestimmt.“
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