Eigentlich hätte das vierte Quartal mit seinem traditionell stärkeren Weihnachtsgeschäft das Sahnehäubchen auf einer insgesamt positiven Entwicklung in 2024 werden können. Doch: „Der Dezember lief ziemlich schlecht“, konstatiert Fabian Ganz von Biovista. Mit Blick auf die Bonkennzahlen des zweiten Halbjahres spricht er von einer „verpassten Chance“ für den Fachhandel.
Denn wie schon die Zahlen des Umsatzbarometers BioHandel zeigten, ist das Weihnachtsgeschäft für den Fachhandel quasi ausgefallen. Bonwert und gekaufte Artikel bewegten sich im Dezember sogar leicht im Minusbereich.
Bei Naturkosmetik haben Drogerien inzwischen die Nase vorn
Zwar sind 0,1 Artikel weniger im Einkaufswagen noch kein dramatischer Einbruch, betont Fabian Ganz. Doch die Kundschaft hat insbesondere vor Weihnachten nicht mehr so wertvoll eingekauft wie früher. Das kann auch an den typischen Weihnachtssortimenten wie Adventskalendern, Tee und alkoholischen Getränken liegen – Wein und Tee hatten laut Ganz 2024 insgesamt kein gutes Jahr. Und auch bei Naturkosmetik-Geschenksets performt der Fachhandel nicht mehr gut – hier haben ihm die Drogerien den Rang abgelaufen.
Ein weiterer Grund für das schwache Abschneiden des Dezembers könnte laut Ganz in der Verfügbarkeit bestimmter Waren liegen und im Einkaufsverhalten der Kundschaft. Denn seit LEH und Discounter ihr Bio-Angebot immer mehr ausweiten, lohnt sich für manch einen der zusätzliche Weg in den Fachhandel nicht mehr – da wird das Bio-Fleisch eben auch im LEH eingekauft, zusammen mit allem anderen, was man für die Feiertage so braucht. Der Preis spielt dabei auch eine Rolle, denn angesichts der nach wie vor hohen Preise für Lebensmittel sitzt der Kundschaft selbst vor Weihnachten das Geld nicht mehr so locker, glaubt auch Marktforscher Ganz.
Kundenzahlen stiegen vor allem bei Supermärkten
Das macht sich auch daran bemerkbar, dass die Bonwerte – ebenso wie die Anzahl der gekauften Artikel – weiterhin stagnieren. Dafür stiegen im zweiten Halbjahr 2024 die Kundenzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an, was sich vor allem bei den großen Bio-Supermärkten bemerkbar machte. Sie hatten pro Tag im Schnitt 13 Kunden mehr als im zweiten Halbjahr 2023. Doch auch hier senkt der schwache Dezember den Durchschnitt: Kamen im Juli beispielsweise 22 Kunden mehr in die Supermärkte und im November immerhin 19 mehr, war es im Dezember nur ein Plus von vier Kunden gegenüber dem Dezember 2023.
Das Schlusslicht bilden bei den Kundenzahlen die Naturkost-Fachgeschäfte mit einer Fläche zwischen 100 und 199 Quadratmetern. Sie verloren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum durchschnittlich zwei Kunden pro Tag. Laut Fabian Ganz stellen sie eine „schwierige Zwischengröße“ dar. Sie sind nicht mehr so individuell, wie die ganz kleinen Geschäfte, können den Kunden aber auch kein so breites Sortiment bieten wie die großen.
Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 sind die Kundenzahlen in der zweiten Jahreshälfte zurückgegangen. So lag der Durchschnitt für den gesamten Fachhandel bei 317 Kunden pro Tag im ersten Halbjahr gegenüber 308 in der zweiten Jahreshälfte. Das liegt unter anderem daran, dass die Sommerferien immer im zweiten Halbjahr liegen und die Monate Juli und August dadurch generell weniger Kundenzahlen aufweisen.
Immerhin verzeichnet der Fachhandel insgesamt wieder ein leichtes Wachstum – und wurde nicht vom LEH verdrängt, der allerdings auf weit höhere Wachstumsraten blicken kann. Ganz verweist aber auf den Wettbewerb, der im LEH und bei den Discountern herrscht und sagt: „Man muss schauen, wie lange dieses Wachstum anhält.“
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