Zum Jahresende 2022 hat sich der rückläufige Umsatztrend im Bio-Fachhandel fortgesetzt. Nach dem zweistelligen Minus im ersten Halbjahr und einer etwas abgeschwächten Negativentwicklung im dritten Quartal sind die Tagesumsätze in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres wieder stärker geschrumpft.
Nach einem Vorjahresminus von 11,5 Prozent sanken die Tagesumsätze im Oktober 2022 um 5,7 Prozent – bei zwei Verkaufstagen weniger als im Vorjahr. Im November gingen sie um 13,1 Prozent zurück, im Dezember 2022 resultierte ein Umsatzminus von 12,4 Prozent.
Wegen der Verschiebungen der Verkaufstage betrug die Entwicklung der Monatsumsätze im Oktober minus 13 Prozent, im November und im Dezember sind sie identisch mit den Tagesumsatzentwicklungen.
Im vierten Quartal verbuchte der Naturkostfachhandel bei den Tagesumsätzen ein Minus von 10,6 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum. Auf Jahressicht sanken die durchschnittlichen Tagesumsätze der am Umsatzbarometer BioHandel teilnehmenden Betriebe damit um 12,3 Prozent gegenüber 2021. 2021 betrug das Minus noch 3,3 Prozent im Vergleich zu 2020.
Seit dem Ende des Corona-Booms 2021 sind die Umsätze im Naturkostfachhandel rückläufig. Inzwischen liegen sie für die Läden und Märkte, die an der regelmäßigen Auswertung teilnehmen, etwa zwei Prozent unter dem Niveau von 2019, dem Jahr, bevor der pandemiebedingte Run auf Bio einsetzte.
Spätestens seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine sorgen stark gestiegene Preise bei Lebensmitteln, Energie und anderen Gütern dafür, dass weniger Kunden im Bio-Fachhandel einkaufen als früher. Und diejenigen, die weiterhin in den Bioladen gehen, lassen dort weniger Geld. Im vergangenen Jahr ist die durchschnittliche Anzahl der Kassiervorgänge um fast acht Prozent gesunken, die Bon-Summen waren im Schnitt um fünf Prozent geringer.
Berücksichtigt man, dass Lebensmittel insgesamt im vergangenen Jahr mehr als 20 Prozent teurer geworden sind – wobei die Preissteigerung bei etlichen Bio-Produkten geringer ausfiel als bei konventioneller Vergleichsware –, wird klar, dass die Läden 2022 deutlich weniger Ware abgesetzt haben als in den Jahren zuvor.
Laut Daten von Nielsen IQ gingen die Bio-Verkäufe auch im konventionellen Lebensmittelhandel zurück. Für den LEH und Drogeriemärkte gemeinsam ermittelten die Marktforscher ein Absatzminus von 0,9 Prozent im vergangenen Jahr. Aufgrund der höheren Preise stieg der Umsatz dort jedoch um 3,8 Prozent auf rund 6,7 Milliarden Euro.
Am wenigsten vom Umsatzschwund im Naturkostfachhandel betroffen waren im vierten Quartal die Geschäfte mit einer Fläche von unter 100 Quadratmetern. Sie schnitten mit einem Minus von 4,9 Prozent wirtschaftlich noch am besten ab. Alle größeren Betriebe verzeichneten Rückgänge von mehr als zehn Prozent.
Aufgeschlüsselt nach Betriebstypen verbuchten die Bio-Supermärkte und Bioläden Umsatzrückgänge von jeweils 10,7 Prozent; die Hofläden schnitten etwas besser ab mit einem Rückgang von 8,9 Prozent.
Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung in den unterschiedlichen Umsatzklassen, verfestigt sich eine Beobachtung aus den vorangegangenen Quartalen: Die geringsten Umsatzrückgänge verzeichneten die umsatzschwächsten Betriebe, die weniger als eine Millionen Euro pro Jahr umsetzen. Das größte Minus hatten die Betriebe zu verbuchen, die bis drei Millionen Euro Umsatz jährlich machen.
Zur Auswertung
Die Ergebnisse des BioHandel-Umsatzbarometers stellen flächenbereinigte Entwicklungen im Einzelhandel auf Tagesumsatzbasis dar: Es werden nur solche Betriebe berücksichtigt, die sich bei der Umsatzmeldung im Vorjahreszeitraum in derselben Konstellation von Standort und Verkaufsfläche befunden haben. So können Aussagen über durchschnittliche betriebliche Wachstumsraten gemacht werden.
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