Zum neunten Mal hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seinen jährlichen Ernährungsreport „Deutschland, wie es isst“ veröffentlicht. Demnach sprechen sich 88 Prozent der Befragten für einen Ausbau des Öko-Landbaus aus. Außerdem achten seit 2015 deutlich mehr Menschen darauf, ob ein Produkt das EU-Bio-Logo trägt. Ihr Anteil wuchs von 47 auf 59 Prozent. Dabei ist das Siegel für mehr als zwei Drittel der Frauen wichtig, bei den Männern sagen das etwas mehr die Hälfte der Befragten.
Tierwohl ist für die Verbraucherinnen und Verbraucher ebenfalls wichtiger geworden. Fast doppelt so viele Menschen wie 2015 achten beim Einkaufen auf das Tierwohllabel – ihr Anteil stieg von 36 auf 65 Prozent. Damit sich die Tierhaltung verbessert, würden 91 Prozent der Befragten mehr Geld für Fleisch ausgeben, vorausgesetzt, die Abgabe käme den Bauern zugute. 39 Prozent der Befragten greifen inzwischen häufiger zu vegetarischen oder veganen Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert noch bei 29 Prozent.
„Die Bürgerinnen und Bürger haben die Ernährungswende (…) eingeläutet, die Politik muss endlich nachziehen“, kommentierte Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) die Ergebnisse des neuesten Ernährungsreports. „Bauernhöfe brauchen unbürokratisch gestaltete Fördermaßnahmen, um auf Bio umzustellen, mittelständische Verarbeiter in den ländlichen Regionen brauchen aktive Unterstützung. Kantinen, Mensen, Kliniken, Schulen und Kitas brauchen Beratung und Vernetzung, um regionales Bio auf die Tische zu bringen“, forderte sie.
Geschmack und Gesundheit sind wichtigste Kriterien
Konstant hoch geblieben ist die Bedeutung des Geschmacks beim Essen: Seit 2015 geben 98 oder 99 Prozent der Befragten an, dass ihnen guter Geschmack (2024: 99 Prozent) sehr wichtig ist. „Gesundheit“ belegt traditionell den zweiten Platz, mit Werten zwischen 89 und 92 Prozent (2024: 91 Prozent). Frauen achten dabei mit 97 Prozent deutlich stärker auf gesunde Ernährung als Männer, bei denen dieser Anteil bei 85 Prozent liegt.
Laut dem Ernährungsreport 2024 konsumieren 71 Prozent der Befragten täglich Obst und Gemüse. Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 Prozent täglich auf dem Speiseplan. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023. Beim Fleisch- oder Wurstkonsum gibt es mit 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Seit 2015 ist jedoch ein deutlicher Rückgang erkennbar: Damals lag der Anteil der täglichen Fleisch- und Wurstesser bei 34 Prozent, heute sind es elf Prozentpunkte weniger.
Den Nutri-Score auf Lebensmittelverpackungen haben 88 Prozent der Befragten bereits wahrgenommen. Bei der erstmaligen Erhebung dieser Frage im Jahr 2021 lag dieser Wert noch bei 44 Prozent. 37 Prozent geben an, dass der Nutri-Score ihre Kaufentscheidung beeinflusst.
Neben den Labels achten viele der Befragten außerdem auch auf die Saisonalität von Obst und Gemüse (80 Prozent) und auf die regionale Herkunft der Produkte (77 Prozent). 68 Prozent schauen auf Sonderangebote, fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Eine breite Mehrheit (92 Prozent) hält es für sehr wichtig oder wichtig, dass die Politik bessere Bedingungen in der Tierhaltung schafft. Fast ebenso viele (91 Prozent) sind der Meinung, dass in Haushalten und Betrieben weniger Lebensmittelabfälle anfallen sollten. Den Ausbau des ökologischen Landbaus befürworten 88 Prozent. 42 Prozent der Befragten empfinden Obst und Gemüse als zu teuer, bei Fleisch- und Wurstprodukten sind es 25 Prozent. (mis)
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