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Trendreport 2025

Diese zehn Ernährungstrends prognostizieren Experten

Gesellschaftliche Veränderungen und Digitalisierung sind zwei entscheidende Faktoren, die beeinflussen, welche Lebensmittel Menschen einkaufen und essen. Auch die Gesundheit spielt eine immer größere Rolle.

Ernährungstrends entstehen durch gesellschaftliche, technologische und ökologische Veränderungen und haben eine langfristige Wirkung. Das unterscheidet sie von Foodtrends, die meist nur von kurzer Dauer sind – jüngstes Beispiel: die Dubai-Schokolade.

Wie die Kundschaft von heute und morgen tickt und welche Trends sich abzeichnen, haben jüngst bereits mehrere Studien untersucht, beispielsweise „So is(s)t Deutschland“ im Auftrag von Nestlé, deren Ergebnisse auch auf dem jüngsten Marktgespräch der BioHandel Akademie diskutiert wurden.

Für den aktuellen „Trendreport Ernährung“ des Experten-Netzwerks Nutrition Hub (mehr zum Report am Ende des Artikels), wurden 199 Experten aus unterschiedlichen Bereichen – von Ernährungsberatung über Lebensmittelproduktion bis hin zu Kommunikation – dazu befragt, welche Veränderungen bei der Ernährung sie aktuell in ihrem Arbeitsalltag beobachten und was ihnen dabei besonders aufgefallen ist. Daraus leitete der Report zehn Top-Trends ab. BioHandel stellt Sie hier vor. 

Trend 1: Pflanzenbetonte und flexitarische Ernährung

Pflanzliche und flexitarische Ernährung setzt sich als Mainstream-Trend durch, da immer mehr Menschen bewusst weniger Fleisch konsumieren. Die gesundheitlichen Vorteile und die geringere Umweltbelastung fördern die Akzeptanz. Unternehmen entwickeln zunehmend hochwertige pflanzliche Alternativen, um den Verbraucherwünschen gerecht zu werden. 

Auch die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen und Kantinen passt sich diesem Trend an. Der Fokus liegt auf einer ausgewogenen Ernährung, die sich flexibel – und entspannt – an persönliche Bedürfnisse anpassen lässt.

Trend 2: Personalisierte Ernährung

Durch wissenschaftliche Erkenntnisse und digitale Technologien wie Health-Tracking-Apps kann die Ernährung zunehmend individuell angepasst werden – unter Berücksichtigung genetischer Faktoren, Lebensstil und persönlicher Vorlieben zur Optimierung von Gesundheit und Wohlbefinden. 

Besonders im Fokus stehen dabei die Frauengesundheit und chronische Krankheiten. Unternehmen und Forschung entwickeln maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen für spezifische Zielgruppen, so wird Ernährung zum zentralen Baustein für die individuelle Gesundheitsvorsorge.

Trend 3: Nachhaltige und klimafreundliche Ernährung

Nachhaltige Ernährung verbindet Gesundheitsbewusstsein mit ökologischer Verantwortung. Konsumenten bevorzugen zunehmend regionale, saisonale und Bio-Lebensmittel sowie Ersatzprodukte. Von den Unternehmen erwarten sie, dass sie ihre Produktionsweisen transparenter und nachhaltiger gestalten. 

Regenerative Landwirtschaft und die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung gewinnen an Bedeutung. Verbraucher betrachten ihre Ernährung zunehmend als Beitrag zum Klimaschutz, nicht nur als persönliche Entscheidung.

Trend 4: Funktionelle Ernährung

Lebensmittel werden zunehmend als Mittel zur gezielten Gesundheitsförderung genutzt, etwa zur Stärkung des Immunsystems oder zur Unterstützung der mentalen Leistungsfähigkeit. Nahrungsergänzungsmittel und funktionelle Lebensmittel wie probiotische Joghurts oder mit Vitaminen angereicherte Produkte boomen. 

Der Trend zur Selbstoptimierung verstärkt den Markt für sogenannte „Longevity“-Produkte, die das Altern verlangsamen sollen. Gleichzeitig wird die wissenschaftliche Evidenz für solche Produkte hinterfragt. Die Herausforderung besteht darin, zwischen sinnvollen Ergänzungen und übertriebenen Marketingversprechen zu unterscheiden.

Trend 5: Ernährung für den Darm

Die Bedeutung einer gesunden Darmflora wird immer stärker wahrgenommen, da sie mit Verdauung, Immunsystem und mentaler Gesundheit zusammenhängt. Fermentierte Lebensmittel wie Kimchi, Sauerkraut und Kefir sind als natürliche Probiotika beliebt. Verbraucher achten verstärkt auf ballaststoffreiche Ernährung, um ihre Darmgesundheit zu fördern. 

Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Mikrobiom befeuern den Trend und erweitern das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Wohlbefinden. Der Darm wird zunehmend als Schlüsselorgan für eine ganzheitliche Gesundheit gesehen.

Trend 6: Blutzuckerfreundliche Ernährung

Eine stabile Blutzuckerregulation wird als zentrales Gesundheitsziel betrachtet – nicht nur für Diabetiker. Low-Carb- und High-Protein-Ernährungskonzepte gewinnen an Popularität. Technologische Innovationen wie Continuous Glucose Monitoring (CGM) ermöglichen eine Echtzeit-Überwachung des Blutzuckers. 

Die Nachfrage nach zuckerreduzierten Lebensmitteln steigt, während sich auch neue Forschungsansätze zur Blutzuckerregulierung entwickeln. Die Herausforderung besteht laut Experten darin, den Trend wissenschaftlich fundiert zu begleiten und nicht in Extremismus zu verfallen.

Trend 7: Alkoholfreie und alkoholreduzierte Ernährung

Immer mehr Menschen verzichten bewusst auf Alkohol oder reduzieren ihren Konsum zugunsten der Gesundheit. Alkoholfreie Alternativen von Wein, Bier und Spirituosen gewinnen an Qualität und Marktanteilen. 

Der Trend wird vor allem von der jungen Generation vorangetrieben, die achtsamer mit ihrer Gesundheit umgeht. So investieren Unternehmen verstärkt in neue Getränke ohne Alkohol, um den veränderten Konsumgewohnheiten gerecht zu werden. 

Trend 8: „Terrapy“ – Natürliche Ernährung

Die Rückkehr zu unverarbeiteten, natürlichen Lebensmitteln steht im Fokus dieses Trends. Immer mehr Menschen setzen auf hausgemachte, selbst zubereitete Mahlzeiten und meiden stark verarbeitete Lebensmittel. Nachhaltigkeit und Gesundheitsbewusstsein gehen hier Hand in Hand. 

Der DIY-Trend erstreckt sich über Home-Farming, Fermentation und die Herstellung eigener pflanzlicher Alternativen. „Terrapy“ steht für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln und eine nachhaltige Ernährungsweise.

Trend 9: Snacking

Naschen wird zunehmend ein als fester Bestandteil des Ernährungsverhaltens, während klassische Hauptmahlzeiten an Bedeutung verlieren – besonders bei den jüngeren Generationen. Funktionelle Snacks, die gesund und praktisch sind, erleben ein starkes Wachstum. Unternehmen setzen auf proteinreiche, funktionelle Produkte mit einfachen Zutatenlisten, denn die Nachfrage nach Convenience und Snacks mit cleanen Zutaten steigt, den Experten zufolge. 

Trend 10: Achtsamkeit und Bildung

Achtsamkeit in der Ernährung rückt in den Mittelpunkt und Ernährungsbildung gewinnt an Bedeutung, um Menschen zu helfen, sich in der Flut an Ernährungstrends und Fehlinformationen zurechtzufinden. Die Nachfrage nach fundierten, wissenschaftlich geprüften Informationen steigt, während Influencer dabei oft eine problematische Rolle spielen: "Meiner Wahrnehmung nach vertrauen viele Menschen immer weniger wissenschaftlicher Expertise und glauben dafür immer mehr selbsternannten Ernährungsexpertinnen und -experten und deren gefährlichem Halbwissen", so Ökotrophologin Gunda Backes, eine der befragten Expertinnen.

Die persönliche Ernährungsberatung erlebt eine Renaissance, da viele Menschen maßgeschneiderte Unterstützung suchen. Die gesellschaftliche Debatte über Ernährung entwickelt sich zunehmend in Richtung Eigenverantwortung und fundierter Entscheidungen.

Zum Trendreport

Der Trendreport Ernährung 2025 wurde von einem Expertenkonsortium unter der Leitung von Dr. Simone Frey, Nutrition Hub, gemeinsam mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), der Dr. Rainer Wild-Stiftung, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sowie dem EIT Food Region West konzipiert und umgesetzt.

Trendreport Ernährung 2025 zum Download

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