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Ranking

Das sind die Top 25 der Bio-Hersteller 2024

Nicht nur hohe Preise wie beispielsweise für Olivenöl sorgten 2024 für Umsatzzuwächse im Fachhandel. Es profitierten auch Hersteller, die die verschiedenen Ernährungstrends bedienten.

Das erste Halbjahr 2024 war für die meisten Fachhandelshersteller noch immer geprägt von Inflation und gedämpfter Konsumlaune. Ähnlich wie schon im Jahr zuvor, kaufte die Kundschaft Bio eher im LEH oder bei Discountern und griff verstärkt zu den günstigeren Eigenmarken. Dennoch verzeichneten viele Hersteller im vergangenen Jahr ein Umsatzplus – was sich auch in der durchschnittlichen Umsatzsteigerung von 3,5 Prozent pro Bioladen widerspiegelt. 

Olivenöle waren die Umsatzbringer

Gewinner waren insbesondere Olivenöl-Anbieter, denn in diesem Segment stiegen die Preise im vergangenen Jahr gravierend, wie Fabian Ganz von bioVista berichtet. Dennoch griffen die Kunden zu. So sagt etwa Eva Kiene, Pressesprecherin bei Rapunzel: „Trotz erntebedingter Preissteigerungen liefen die Rapunzel-Olivenöle sehr gut.“ Insgesamt sei das Jahr 2024 aus Sicht von Rapunzel überraschend gut verlaufen“. Das lässt sich auch daran erkennen, dass Rapunzel im aktuellen Ranking der TOP25-Hersteller wieder unangefochten den ersten Platz belegt. Alleine bei den Olivenölen lag die Umsatzsteigerung laut Marktforscher Ganz zwischen 40 und 50 Prozent, bei Mandelmus noch bei zehn Prozent. 

Laut Eva Kiene entwickelten sich auch andere Sortimente stark: „Besonders gut verkaufte sich auch die ‚Heldenkaffee Hausmischung‘. Hier greift der attraktive Preisfokus. Auch einige unserer Schokoladen, die mit unter drei Euro ein gutes Preisbild geben, verkauften sich sehr gut. Außerdem erzielten Kokosmilch und Datteln besonders gute Absätze.“

Vom Umsatzbringer Olivenöl profitierten auch Bio Planète und Byodo – beide Hersteller mischen ebenfalls wieder unter den Top 25 mit. Byodo-Geschäftsführerin Stephanie Moßbacher beobachtet nicht nur bei den Olivenölen aus Griechenland und Italien einen positiven Trend, sondern auch bei Bratöl. Die Gründe dafür seien vielfältig. „Beim Braten mit dem Bratöl Raps steht der Gesundheitsaspekt im Vordergrund, da nicht auf ungesättigte Fettsäuren verzichtet werden möchte“, so Stephanie Moßbacher. Sie wertet diese Entwicklung als „ein gutes Beispiel dafür, dass auch in Zeiten von Inflation und Preissensitivität ein starkes Produkt-Konzept, das Qualität und Genuss auf emotionale Weise verkörpert, nachgefragt wird“.

Gesundheitsaspekt wird immer wichtiger

Auch bei Bio Planète boomten die Olivenöle, doch nicht nur die: „Für die tägliche Küche gehören neben unseren Olivenölen das native Leinöl und Kokosöl zu den beliebtesten Produkten“, so Bio Planète-Inhaberin Judith Faller-Moog. „Wachstumstreiber sind jene Öle, die direkt auf bestimmte Kundenbedürfnisse wie Convenience abzielen – also beispielsweise unsere Serie ,Aus aller Welt’ mit der Ölkomposition für die Thai-Küche.“ Auch Judith Faller-Moog ist sicher, dass der gesundheitliche Aspekt weiter an Bedeutung gewinnen wird und kündigt an: „Mit der Leinöl-Mixtur Omega Silver gehen wir diesen Weg weiter und launchen das weltweit erste Speiseöl mit Calcium. Mit diesem Highlight im Bereich pflanzlicher Speiseöle wollen wir vor allem auch Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen eine Unterstützung bieten.“

Schafs- und Ziegenkäse performten sehr gut

Ein weiteres Sortiment, das laut Fabian Ganz im vergangenen Jahr sehr gut performte, war Schafs- und Ziegenkäse. Davon profitierten neben Weiling auch Isana und die Molkerei Andechser. Letztere konnte zusätzlich mit Natur-Joghurt von Schaf und Ziege punkten.

Bei Isana mit der Marke Bio Verde liefen laut eigener Aussage auch die veganen und vegetarischen Produkte wie beispielsweise Brotaufstriche und frische Pasta besonders gut, was Marktforscher Ganz bestätigt: Bei den frischen Nudeln lag das Umsatzplus im zweistelligen Bereich. Für 2025 sieht Isana „hier weiter Potenzial, den Absatz zu vergrößern, da die Nachfrage unserer Meinung nach weiter steigen wird“.

Mit dem Trend hin zu einer zuckerfreien und gesünderen Ernährung, der sich schon länger hält, dürfte sich auch die starke Nachfrage nach Kefir und Skyr erklären. Die Molkereien Schrozberg und Berchtesgadener Land verzeichneten hier gute Umsätze. Letzteres Unternehmen brachte Kefir neu und erfolgreich auf den Markt. Das übrige Sortiment konnte laut bioVista die Umsätze zwar halten, wuchs aber nicht so stark wie andere.

Thema Darmgesundheit als Wachstumstreiber

Die Molkerei Schrozberg bestätigt die gute Entwicklung bei Kefir und Skyr sowie bei anderen Naturjoghurts im Bereich ABC Joghurt und Sahne Joghurt griechischer Art. Auch bei Schrozberg beobachtet man „einen deutlichen Trend zur zuckerfreien und gesünderen Ernährung“. Zudem entwickelten sich alle Produkte, die die Darmgesundheit unterstützen sehr positiv: „Dieses Thema sehen wir als einen großen Wachstumstreiber.“ 

Bestätigt wird diese Einschätzung vom aktuellen Trendreport Ernährung 2025: Die Bedeutung einer gesunden Darmflora werde immer stärker wahrgenommen, da sie mit Verdauung, Immunsystem und mentaler Gesundheit zusammenhängt. Auch eine stabile Blutzuckerregulation wird als zentrales Gesundheitsziel immer wichtiger, darüber hinaus gewinnen Low-Carb- und High-Protein-Ernährungskonzepte an Popularität.

Insgesamt habe das Jahr 2024 laut Schrozberg einen „recht positiven Trend in der Umsatz- und Absatzentwicklung aufgezeigt, den wir Anfang 2025 konstant fortsetzen konnten“. Aktuell sei die Rohstoffverfügbarkeit zentrales Thema. So hätten sich die Rohstoffe nicht nur bei Milch sondern auch bei Schokolade und Kaffee preislich sehr stark entwickelt und seien auch in der Verfügbarkeit knapp geworden. „2025 sehen wir hier aktuell keine Erleichterung sondern eine Zuspitzung dieser Herausforderungen“, so das Unternehmen.

Umsätze pro Laden 2024 und 2023 sowie Gesamtumsätze, Mitarbeiterzahlen (ggf. der Konzerne) und Ausbildungsquoten. Erfasst sind alle Marken eines Herstellers/Inverkehrbringers, die im Naturkostfachhandel verkauft werden. 

Naturkosmetik ist nach wie vor das Sorgenkind

Vor Herausforderungen steht auch der Bereich Naturkosmetik im Fachhandel. So bewegen sich die Umsätze von Weleda laut bioVista hier größtenteils im Minusbereich. Die Marke Dr. Hauschka verzeichnet ebenfalls Umsatz-Rückgänge, denn Kosmetik tut sich nach Beobachtung von Fabian Ganz im Fachhandel schwer – das betrifft insbesondere höherpreisige Produkte. Die Bedeutung von Kosmetik ist für den Fachhandel in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Als Beleg dafür nennt Ganz die Entwicklung des Umsatzanteils in den Läden: Der schrumpfte von 5,5 Prozent im Jahr 2009 auf 3,1 Prozent. 

Schwierig war das Jahr 2024 auch für das Streich-Sortiment, das keine gute Umsatzentwicklung aufweisen konnte. Und so tritt etwa Zwergenwiese laut bioVista-Zahlen etwas auf der Stelle. Dennoch gibt es auch hier Lichtblicke, wie etwa den Top-Artikel Zwiebelschmelz, und das Unternehmen erklärt: „Besonders gut liefen die würzigen Brotaufstriche. Das ist begründet im Erstarken des Biofachhandels und einer sehr starken Markenpositionierung im Fachhandel.“ Doch Teuerungen im Bereich Tomaten hätten zu Absatzschwächen im Tomatensortiment geführt, was bis zum letzten Quartal 2024 jedoch wieder aufgefangen werden konnte.

Auch das Tee-Sortiment hatte es im vergangenen Jahr etwas schwer. Das bekam unter anderem die Marke Lebensbaum des Herstellers Ulrich Walther zu spüren. Der Hersteller konnte das aber mit anderen Sortimenten auffangen und sich somit auf Rang fünf halten. Das Unternehmen bestätigt: „Unsere Neuheiten aus dem vergangenen Jahr, wie zum Beispiel unsere Veggie-Küche und das Tofu-Gewürz, wurden sehr gut angenommen, was wir mit Freude beobachten.“ Besonders die beiden Gewürzzubereitungen für die vegan-vegetarische Küche hätten eine starke Nachfrage erfahren, da immer mehr Menschen bewusst pflanzliche Zutaten in ihre Küche integrierten, so der Hersteller. Innerhalb des Teesortiments habe sich die Wohfühltee-Serie etabliert. Hier zähle die Sorte „Zeit zum Glücklichsein“ zu den Favoriten.

Erfolgreich mit Gewürzen und Sirup

Gewürze liefen nach Angaben von bioVista auch bei Sonnentor sehr erfolgreich, besonders die sortenreinen, gemahlenen: Safran, Zimt und Kardamom. Bei den Mischungen hat Umami den Umsatz sogar verdoppelt. Gut liefen laut Sonnentor auch die Sirupe. Geschäftsführerin Manuela Raidl-Zeller erklärt: „Wir haben fest an den Erfolg dieser Produktlinie geglaubt und in den vergangen Jahren in einen Relaunch investiert sowie neue Kreationen entwickelt. Dass Neuheiten wie die Wilde Lilli die Herzen unserer Fans derart im Sturm erobern, übertrifft aber selbst unsere Erwartungen.“ Den Grund für den Erfolg sieht sie darin, dass die Sirup-Linie an ein Bedürfnis der Kundschaft anknüpft. Diese wünsche sich „alkoholfreie Getränke, die Genuss bringen und sich auch für einfache Cocktail-Rezepte eignen“. Eine Einschätzung, die auch der Trendreport Ernährung 2025 bestätigt. Er hat ermittelt, dass immer mehr Menschen bewusst auf Alkohol verzichten oder ihren Konsum zugunsten der Gesundheit reduzieren.

Auch Fabian Ganz sieht an den Umsatzzahlen, dass Wein im vergangenen Jahr deutlich weniger nachgefragt wurde – wie alkoholische Getränke generell. „Alkohol kommt aus der Mode“, so Ganz, was das Unternehmen Riegel bestätigt: „Insgesamt entwickelt sich der Weinmarkt in Deutschland rückläufig. Es wird weniger getrunken und die Konsumenten sind aufgrund der in vielen Bereichen sehr stark gestiegenen Preise beim Genussmittel Wein spürbar zurückhaltend.“ Gut entwickelt hätten sich Weine mit stimmigen Konzepten, beispielsweise Prosecco in auffälligen Flaschen oder bekannte Rebsorten aus Italien mit einem sehr gefälligen Weinstil. „Der Trenddaumen zeigt bei alkoholfreien Weinen und Glühweinen deutlich nach oben. Für 2025 erwarten wir eine leicht positive Entwicklung insbesondere in der Kategorie der entalkoholisierten Weine“, so das Unternehmen.

Der Trend zu alkoholfreien und gesunden Getränken könnte auch dafür gesorgt haben, dass die Shots von Voelkel „alles abräumen“, wie Marktforscher Ganz es formuliert. Im Umsatz stark gestiegen sind auch der Blutorangensaft sowie Pink Grapefruit, während sich die Haferdrinks im vergangenen Jahr etwas schwer getan haben – sie müssen sich allerdings gegen ein inzwischen sehr breites Angebot behaupten.

Convenience wird weiter an Bedeutung gewinnen

Auf ein durchwachsenes Jahr mit Höhen und Tiefen, aber einem guten vierten Quartal blicken nach eigenen Angaben Demeter Felderzeugnisse zurück: „Besonders erfreulich war die sehr positive Entwicklung der Produkte der Marke Hänsel&Gretel. Sie hat unsere Erwartung weit übertroffen.“ Auch das Eissortiment der Marke Rachelli konnte sich – trotz schlechten Wetters während der Eissaison –  sehr gut entwickeln. Hier waren laut bioVista vor allem die Trendsorten Schoko und Pistazie am beliebtesten.

Der Marke Natural Cool haben Demeter Felderzeugnisse gerade eine neue Markenidentität verliehen. Sie setzt auf einen weiteren Ernährungstrend: schnelles Kochen mit gesunden und nachhaltigen Zutaten. So hoffen Demeter Felderzeugnisse „auch dieses Jahr wieder auf ein leichtes Plus bei Umsatz und Absatz“. Wie übrigens die meisten der von BioHandel befragten Unternehmen, die zum großen Teil optimistisch in das laufende Jahr blicken. 

Hintergrund

Datenbasis des Bio-Fachhandelspanel von bioVista sind 260 selektierte Bioläden und 24,1 Millionen Kassenbons.

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