Bioläden und Bio-Supermärkte haben dem Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) zufolge im vergangenen Jahr 3,83 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspreche einem Minus von 12,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021, teilte der BNN am Donnerstag mit. Der Bio-Großhandel setzte dem BNN zufolge im vergangenen Jahr 2,13 Milliarden Euro um.
„Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blieben die Kund*innen dem Naturkostfachhandel 2022 weit überwiegend treu“, kommentierte BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel die aktuelle Lage. Der Verband verweist auf die Kassiervorgänge im vergangenen Jahr. Wie BioHandel bereits im aktuellen Umsatzbarometer berichtet hatte, waren die Anzahl der Bons um durchschnittlich acht Prozent und die Bon-Summen um durchschnittlich fünf Prozent zurückgegangen.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, eine Rekordinflation sowie gestiegene Kosten bei Energie, Mobilität und Alltagsversorgung hätten dazu geführt, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher „beim Lebensmitteleinkauf deutlich preissensibler geworden sind“, teilte der BNN mit. 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, und teilweise auch 2021 waren die Umsätze dem Verband zufolge mit 4,37 Milliarden beziehungsweise 4,21 Milliarden Euro außergewöhnlich stark gestiegen.
Fachhandel steht für 20 Prozent des Bio-Umsatzes
Trotz des aktuellen Rückgangs von 12,3 Prozent habe der Umsatz rund zwei Prozent über dem von 2019 in Höhe von 3,76 Milliarden Euro gelegen und somit das Vor-Corona-Niveau knapp übertroffen, teilte der Verband mit. Das BioHandel Umsatzbarometer registrierte bei den daran teilnehmenden Betrieben einen Rückgang von zwei Prozent gegenüber 2019. Berücksichtigt man, dass Lebensmittel insgesamt im vergangenen Jahr mehr als 20 Prozent teurer geworden sind – wobei die Preissteigerung bei etlichen Bio-Produkten geringer ausfiel als bei konventioneller Vergleichsware –, wird klar, dass die Läden 2022 deutlich weniger Ware abgesetzt haben als in den Jahren zuvor.
Läden mit einer Fläche von bis zu 100 Quadratmetern konnten dem BNN zufolge ihre Stammkundschaft im vergangenen Jahr weitestgehend halten. Die Kunden hätten dort jedoch deutlich preisbewusster eingekauft als in der Vergangenheit. Größere Bio-Läden und Bio-Supermärkte hätten im Vergleich dazu stärkere Umsatzrückgänge gehabt, die der BNN mit dem höheren Anteil an Wechselkunden begründet, die es dort gebe.
„Die Daten zur Kundenbindung unterstreichen die Bedeutung des Bio-Fachhandels für die Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft und insbesondere für die Erreichung des 30-Prozent-Bio-Ziels der Bundesregierung“, teilte der BNN mit. Dem Verband zufolge entfallen rund 20 Prozent des gesamten Bio-Umsatzes auf die etwa 2.200 Fachhandels-Geschäfte, die wiederum rund sechs Prozent aller Lebensmittelverkaufsstellen in Deutschland ausmachen. „Damit ist der Bio-Fachhandel ein starker Akteur, der weiterhin wichtige Impulse für eine nachhaltig ökologische Lebensmittelwirtschaft setzt“, teilte der BNN mit.
BNN fordert positive Lenkungsanreize
Gleichwohl sieht der Verband die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr verhalten: „Solange sich die aktuellen Rahmenbedingungen nicht ändern, bleibt der Bio-Fachhandel mit seinem 100-Prozent-Bio-Angebot als zentrales Netzwerk der regionalen Wertschöpfung stark gefordert. Es ist davon auszugehen, dass eine anhaltend hohe Inflation auch 2023 die Umsatzentwicklung im Bio-Fachhandel bremsen wird.“ Für zusätzlichen Druck würden bei den überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen, etwa Kostensteigerungen bei Logistik, Energie und Personal.
„Was wir jetzt brauchen, sind Schritte in Richtung positiver Lenkungsanreize“, so Kathrin Jäckel. „Es ist höchste Zeit, dass genau die Unternehmen gefördert werden, die nachhaltig und umweltschonend Lebensmittel und Alltagsgüter produzieren und die Unternehmen stärker belastet werden, die durch ihre Produktion Umweltschäden auf Kosten der Allgemeinheit verursachen.“
Der BNN fordert deshalb unter anderem eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf null Prozent für Produkte mit dem Bio-Siegel, um einen gesunden und nachhaltigen Konsum zu fördern. „Weitere Schritte, wie die Erhöhung des Bio-Anteils in Kantinen des Bundes sowie die längst überfällige Pestizidabgabe sollten folgen“, so Kathrin Jäckel. „Nachhaltigkeit darf auch bei Lebensmitteln kein Nachteil sein“, so die BNN-Geschäftsführerin, weder für die Unternehmen noch für Verbrauchende. (mis)
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