Zum Auftakt der Biofach, die in dieser Woche in Nürnberg stattfindet, hat der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) positive Branchenzahlen verkündet. Dem deutschen Bio-Dachverband zufolge ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken in Deutschland 2024 um 5,7 Prozent auf rund 17 Milliarden Euro angestiegen. Der Absatz stieg dabei teilweise mehr als der Umsatz.
„Wir wachsen wieder über die Mengen, nicht die Preise“, sagte Diana Schaack, Marktanalystin bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) bei der Vorstellung der Zahlen. 2023 konnte der Bio-Markt beim Umsatz ebenfalls rund fünf Prozent zulegen, das Wachstum war aufgrund der Inflation aber in erster Linie preisgetrieben.
Stärkstes Bio-Wachstum bei Drogeriemärkten
Das stärkste Bio-Wachstum gab es bei den Drogeriemärkten, die mit ihrem Trockensortiment 2024 eine Umsatzsteigerung von rund 20 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro verbuchen konnten. Das Plus bei den Discountern betrug 7,4 Prozent auf 4,64 Milliarden Euro, im LEH waren es 4,7 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Der Naturkostfachhandel legte beim Umsatz im vergangenen Jahr 3,5 Prozent zu und kam den Zahlen zufolge auf einen Gesamtumsatz von 3,26 Milliarden Euro. 97 Prozent aller Haushalte kauften dem BÖLW zufolge Bio-Produkte. Dabei wurden vor allem Bio-Handelsmarken nachgefragt.
Von „starken Zahlen“ sprach Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des BÖLW. „Die Verbraucher bekennen sich immer wieder zu Bio“, sagte sie. Die Käufergruppen seien sehr divers. „Das Angebot droht allerdings hinter der guten Nachfrage herzuhinken. Wir sehen die Gefahr, dass der Handel die steigende Nachfrage nur durch Importe befriedigen kann. Das wäre eine vertane Chance für die heimische Land- und Lebensmittelwirtschaft“, so Andres weiter.
Tatsächlich blieb das Wachstum der ökologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsfläche in Deutschland deutlich hinter dem Umsatzwachstum zurück. Der Zuwachs betrug 0,4 Prozent beziehungsweise 7.432 Hektar auf insgesamt 1,94 Millionen Hektar. Damit macht Bio nun einen Anteil von 11,4 Prozent der Landwirtschaftsfläche aus. Davon werden 66 Prozent nach Verbandsrichtlinien bewirtschaftet.
Außer-Haus-Verpflegung als gewaltiger Hebel für mehr Bio
Insbesondere zwei schwächere Vorjahre beim Bio-Absatz und hohe bürokratische Hürden sorgten 2024 für weniger Umstellungen bei Landwirten auf Bio, so Andres. Bis 2030 müsse sich der Bio-Anteil verdoppeln. Man dürfe nicht zulassen, dass Deutschland zum Importmarkt für Bio-Lebensmittel werde.
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl im Februar forderte Andres: „Die nächste Bundesregierung muss die Umweltleistungen der Bio-Höfe, -Verarbeiter und -Händlerinnen angemessen honorieren, denn sie sparen der Allgemeinheit Milliarden. Allein in Deutschland zieht der Agrarsektor jährlich 90 Milliarden Euro Folgeschäden nach sich – Schäden, die Bio vermeidet.“
Die Politik müsse der Vielfalt, die Bio schafft, den Weg freiräumen, „statt den Unternehmergeist unseres Mittelstands mit immer neuen Vorgaben zu ersticken“, so Andres. Dabei machte die BÖLW-Vorsitzende auf die Außer-Haus-Verpflegung als „gewaltigen Hebel für mehr Bio“ aufmerksam. „Stellt endlich die Kantinen um auf Bio, auf Frische, auf Regionalität“, appellierte Andres an Kommunen, die Länder und den Bund.
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