Die Umsätze des Bio-Fachhandels zum Jahreseinstieg 2023 setzen zunächst nahtlos die Entwicklung vom Jahresende 2022 fort: Im Januar sinken die durchschnittlichen Tagesumsätze stärker als im Vorjahresmonat (damals minus 9,6 Prozent) um 13,5 Prozent. Im Februar 2022 sanken die Umsätze um 12,1 Prozent, das Minus 2023 beträgt lediglich 7,8 Prozent. Und im März gingen die Umsätze in 2022 um 18,4 Prozent zurück; 2023 sinken die Märzumsätze um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. In beiden Jahren lag die Vor-Oster-Woche übrigens komplett im April. Insgesamt gehen damit in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 die durchschnittlichen Tagesumsätze der am Umsatzbarometer BioHandel teilnehmenden Betriebe flächenbereinigt um acht Prozent zurück.
2,5 Prozent sanken die Umsätze im März 2023 – im März 2022 betrug der Rückgang noch 18,4 Prozent.
Aktuelle Signale der Vorlieferanten und erste Daten aus dem April geben Anlass zu einer optimistischen Erwartung: Dass nämlich die Umsatzentwicklung zum Sommer hin über eine Stagnationsphase wieder zu einem kleinen Plus tendieren könnte. Angesichts einer Inflationsrate von 8,7 Prozent (Januar und Februar) und 7,4 Prozent im März sind die Umsatzrückgänge allerdings weiterhin Zeichen für einen immer noch rückläufigen Stückabsatz; der Naturkost-Fachhandel verkauft weiterhin signifikant weniger Ware. Und die Umsatzrückgänge beruhen im Januar vor allem auf einem Rückgang der durchschnittlichen Bonsumme; im Februar und März wird der Bonwert vom Vorjahr wieder erreicht beziehungsweise leicht überschritten.
Die Auswertungen für das Umsatzbarometer BioHandel stellen flächenbereinigte Entwicklungen im Einzelhandel auf Tagesumsatzbasis dar: Es werden nur solche Betriebe berücksichtigt, die sich bei der Umsatzmeldung im Vorjahreszeitraum in derselben Konstellation von Standort und Verkaufsfläche befunden haben . Wir treffen damit Aussagen über durchschnittliche betriebliche Wachstumsraten.
„Die kleinsten Bioläden und die größten Biomärkte schneiden im ersten Quartal 2023 noch am besten ab.“
Rückgänge ab Februar abgeschwächt
Der Januar 2023 hat einen Verkaufstag mehr als im Vorjahr – der mittlere Monatsumsatz sank um zehn Prozent. Februar und März 2023 haben dieselbe Anzahl von Verkaufstagen wie im Vorjahr; es besteht kein Unterschied in den Entwicklungen von Tages- beziehungsweise Monatsumsätzen.
Weniger Rückgang bei Quartalsumsätzen
Im ersten Quartal 2022 hatte die Tagesumsatzentwicklung bei minus 13,4 Prozent gelegen; es folgten drei Quartale mit Rückgängen von 16,4, 8,6 und 10,6 Prozent. Dies ergab eine durchschnittliche Jahresentwicklung von minus 12,3 Prozent. Das Einstiegsquartal 2023 zeigt einen Rückgang von acht Prozent. Es zeichnet sich also ab, dass die Umsatzverluste sich abschwächen.
Die Geschäfte unter 100 Quadratmetern erzielen im ersten Quartal ein Minus von 4,3 Prozent. Die Betriebe mit Verkaufsflächen von 100 bis 200 Quadratmetern haben ein Minus von 8,1 Prozent. Die Umsätze der Betriebe mit Verkaufsflächen zwischen 200 und 400 Quadratmetern sinken um 8,4 Prozent. Das Minus der flächenstärksten Betriebe (ab 400 Quadratmeter) liegt bei 7,9 Prozent. Somit sind die kleineren Läden von den Umsatzrückgängen nicht so stark betroffen, wie die größeren Betriebe.
Bei den unterschiedlichen Betriebstypen fällt im 1. Quartal 2023 auf, dass die Bioläden und Biomärkte noch am besten abschneiden: Die Bio-Supermärkte hatten im Gesamtjahr 2022 einen Rückgang von 12,9 Prozent. Im ersten Quartal des Jahres 2023 sinken ihre Umsätze um 7,7 Prozent.
Bei einem Minus von 13,1 Prozent lag 2022 die Umsatzentwicklung der kleinen Naturkostläden und Naturkostfachgeschäfte. In den ersten drei Monaten 2023 beträgt ihr Minus 8,2 Prozent. Die Hofläden, deren Umsätze im Vorjahr um 11,1 Prozent gesunken waren, vermelden für das erste Quartal 2023 einen Rückgang von 11,7 Prozent.
Mittlere Umsatzklassen gehen am stärksten zurück
Betrachtet man die Umsatzentwicklung nach Umsatzklassen, fällt auf, dass zum Jahresanfang 2023 die umsatzschwächsten und die umsatzstärksten Betriebe in der Umsatzgruppe die geringsten Rückgänge haben; die Umsätze der Betriebe in den mittleren Umsatzklassen gehen deutlich stärker zurück.
Noch keine echte Trendwende
- Die Entwicklung im Naturkostfachhandel erfordert massive unternehmerische Anstrengungen, und das dürfte erstmal weiterhin so bleiben: Denn die Tatsache, dass in 2022 das Umsatzniveau von 2019 um zwei Prozentpunkte verfehlt wurde (und im ersten Quartal 2023 die Umsätze zum Vorjahr weiterhin rückläufig sind) zeigt überdeutlich die Schwere der anstehenden Aufgabe.
- Aus der Märzentwicklung – Rückgang gesunken auf „nur noch“ minus 2,5 Prozent – auf eine Trendwende zu schließen ist aus Sicht des Autors Klaus Braun zumindest verfrüht. Die Umsatzentwicklung hat immer noch das falsche Vorzeichen.
- Dennoch gibt es einige Hoffnungsschimmer für eine bessere Entwicklung: Die Anzahl der Bons (also der Kaufvorgänge) liegt nur noch marginal unter jener der Vorjahresmonate, und es gibt eine Reihe von Ökonomen, die in den nächsten Monaten einen anhaltenden Rückgang der Inflationsrate erwarten.
- Es ist durch repräsentative Untersuchungen belegt, dass die Preissteigerungen im Bio-Fachhandel weit geringer ausfallen als bei den konventionellen Lebensmitteln in Supermärkten und Discountern. Dass mittlerweile viele Artikel der einschlägigen Bio-Hersteller in Bioläden und Biomärkten weniger kosten als in den Supermärkten des LEH ist Fakt – diese Tatsache widerspricht den jahrzehntealten Vorurteilen der meisten Konsumenten und sollte gerade deshalb ein un-verzichtbarer Teil der Kommunikation des Biofachhandels und der Biohändlerinnen und -händler sein!
Umsatzbarometer:
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Kommentare
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Hallo lieber Gernot, da kann man sicherlich in beide Richtungen argumentieren - wir haben uns vor Jahren schon für die Tagesumsätze als Basis entschieden. Und das aus einem einfachen (mathematisch aufzeigbaren) Grund:
-> Die langfristigen Ergebnisse zeigen eindeutig, dass ein Monat mit MEHR Verkaufstagen fast IMMER stärker ist als ein Monat mit weniger Verkaufstagen. (Ausnahmen mag es im Einzelfall bei der Verschiebung von Feiertagen geben...) Verschieben sich gegenüber dem Vorjahr Verkaufstage müsste man das bei der Interpretation zumindest immer mit einbeziehen...
Zur Zuordnung der Umsätze sollte man noch beachten, dass im Einzelhandel ja Einkaufs- und Konsumtage auseinander fallen: Ich kaufe beispielsweise VOR dem Osterwochenende für mehrere Tage ein! Das spielt bei allen Monatswechseln oder bei Feiertagen eine kleine Rolle in der Interpretation. Auf Jahresbasis hat sich das dann aber natürlich ausgeglichen.
-> Auf Jahresbasis spielen dann aber die Abweichungen nach Tages- oder Monatsbasis eigentlich keine relevante Rolle mehr, bei 300 Verkaufstagen macht ein Tag mehr noch einen Unterschied von 0,3 Prozent.
Wie gesagt, sicherlich auch eine Frage der Argumentation und Interpretationsebene. Am Ende ist m.E. wichtig eine in sich schlüssige Zahl und Transparenz zu haben, und da arbeiten wir eben seit Jahren auf Tagesbasis.
Die Betrachtung nach Tagesumsätzen finde ich bei Monatsbetrachtung eher verfälschend. Wenn ein Monat z.B. weniger Geschäftstage hat, als der Vorjahresmonat, hat er jedoch nicht weniger Tage, an denen die einkaufenden Konsumenten Essen zubereiten und Lebensmittel verbrauchen. Im Gegenteil, bei weniger geschäftsoffenen Tagen und gleicher Tageszahl in einem Monat liegen mehr Sonn- oder Feiertage in dem Monat, an denen mehr zu Hause gekocht und konsumiert wird. Oder wenn ein Jahr weniger Geschäftstage hat, kommt dadurch ein höherer Durchschnittsumsatz bzw. ein positiverer Vergleichs-%-Satz zum Vorjahr heraus, als wenn ich den gesamten Jahreseinkauf der gleichen Jahre vergleiche.