Das Angebot von Mehrweg-Behältern wird Anfang 2023 zur Pflicht. So sieht es das überarbeitete Verpackungsgesetz vor. Auch Bioläden mit Takeaway-Angebot müssen dann Mehrweg-Behälter anbieten. Um damit erfolgreich zu sein, sollten sie möglichst frühzeitig dafür sorgen, dass die Alternativen bei ihren Kundinnen und Kunden angenommen werden.
Wie Takeaway-Anbieter mehr Kunden dafür gewinnen, Speisen in einem Mehrweggefäß mitzunehmen, haben Forschende des Ecolog-Instituts für sozial-ökologische Forschung und Bildung in einer Hintergrundstudie zusammengetragen. Am wirkungsvollsten seien „Maßnahmen direkt in der Verkaufsstelle“, schreiben sie, und machen einige Vorschläge, die sich auch für Bioläden eignen.
Mehrweg bewerben
Um Kundinnen und Kunden die Mehrwegvariante nahezubringen, sollten Ladner auf ein entsprechendes Angebot hinweisen. Die Studie des Ecolog-Instituts schlägt Aushänge, Aufkleber und/oder Aufsteller im Schaufenster oder an der Eingangstür sowie an der Bedientheke vor.
Viele Händler experimentieren bereits mit Mehrweg-Lösungen, die dabei helfen könnten, die Einwegverpackungen auf Dauer zu ersetzen. Alnatura, Bio Company oder Vollcorner setzen etwa auf die Pfand-Becher von Recup. Das Münchener Start-up bietet unter dem Namen „Rebowl“ auch Mehrwegschalen an, die unter anderem bei Basic und Vollcorner zum Einsatz kommen.
Rewe wiederum nutzt seit dem vergangenen Jahr an einigen Salatbars die pfandfreien Behälter von Vytal. Die Bio Company bietet für fertig zubereitete Speisen versuchsweise wiederverwendbare Boxen von Pfabo an. Aktuell läuft das Pilotprojekt in fünf Berliner Märkten. Bei einem erfolgreichen Testlauf soll die Pfabo-Lösung in weiteren Filialen angeboten werden.
Mehrwegrabatt gewähren
Etliche Anbieter von Speisen und Getränken zum Mitnehmen gewähren bereits Rabatte auf Getränke in Mehrwegbechern – sowohl große Ketten als auch kleinere Geschäfte. Aber auch Speisen in Mehrwegbehältern sollten weniger kosten als solche in Einwegboxen, raten die Studien-Autoren.
Noch wirkungsvoller als ein Mehrwegrabatt ist den Forschern zufolge ein Preisaufschlag auf Einwegverpackungen. Händler, die sich für eine der beiden Steuerungsvarianten über den Preis entscheiden, sollten ihrer Meinung nach deutlich auf den Mehrweg-Vorteil hinweisen – sowohl im Laden als auch in der Mehrwegkommunikation allgemein.
Mehrweg bevorzugen
Um Mehrweg noch stärker zu fördern, können Händler die wiederverwendbaren Behälter zum Standard in ihrem Laden machen – und Einwegverpackungen nur auf ausdrücklichen Wunsch der Kundschaft verwenden. Ein Schritt, mit dem laut Studie einige Voraussetzungen einhergehen:
- Das Verkaufspersonal muss von dieser Lösung überzeugt sein.
- Die Entscheidung für die Mehrwegverpackung muss gegenüber der Kundschaft offensiv kommuniziert werden.
- Die Mehrwegverpackung muss als zeitgemäße Lösung dargestellt werden, die sowohl gut für die Kunden als auch für die Umwelt ist.
Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze will Mehrweg zum „neuen Standard“ machen. Damit sich Kunden wirklich dafür begeistern können, sollte die Rückgabe der Behälter möglichst einfach und flexibel ablaufen, heißt es in der Studie. Machbar wäre das zum Beispiel dann, wenn alle Takeaway-Anbieter vor Ort ein einheitliches Gefäßsystem verwenden, schreiben die Forschenden. Zu klären wären dann jedoch die Verteilung der Gefäße zwischen den Betrieben und – sofern kein App-basiertes System infrage kommt – der Ausgleich von Pfandeinnahmen und Pfanderstattungen.
Als unkompliziertere Alternative empfiehlt die Studie Rückgabeautomaten an zentralen Orten aufzustellen, die möglichst in der Lage sind, Gefäße verschiedener Systeme elektronisch zu erkennen. Eine solche Möglichkeit bietet etwa FairBox: Die Pfand-Behälter des Start-ups aus Göttingen können deutschlandweit bei allen FairBox-Partnern oder in einem freigeschalteten Leergutautomaten im Supermarkt zurückgeben werden.
Weiterführende Links:
Hintergrundstudie „Mehrweg im Takeaway-Bereich“
Rabatt-Aktion der Kampagne „Mehrweg statt Einweg“ in Berlin
Mehrwegbecher-Rabatt der Deutschen Bahn
Initiative „Einmal ohne, bitte“
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