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Jungs Bio

Mit Kochboxen gegen Lebensmittelverschwendung

Mit saisonalen Rezepten und portionsgerechten Zutaten steuert Jungs Bio in Homburg sein Frischesortiment, verhindert so Lebensmittelverschwendung – und führt die Kundschaft obendrein an neue Produkte heran. Von der Idee sollen auch andere Bioläden profitieren.

Seit Mitte des vergangenen Jahres überlegt sich Bioladner Johannes Jung nicht nur, welche Produkte er den Kunden seines Naturkostfachgeschäfts anbietet. Er macht sich auch regelmäßig darüber Gedanken, was sie damit kochen könnten. Zweimal pro Woche kreiert der Junior-Chef von Jungs Bio dafür neue Rezepte und packt die dafür benötigten Zutaten portionsgerecht für ein bis zwei und vier bis fünf Personen in Papiertüten. Die sogenannten „Kochboxen“ können sich die Kunden entweder nach Hause liefern lassen oder direkt im Laden mitnehmen.

In der Coronakrise waren Kochboxen vor allem zu Lockdown-Zeiten ein Verkaufsschlager. Der größte Anbieter Hello Fresh, inzwischen in mehr als einem Dutzend Länder aktiv, konnte seinen Umsatz seit 2019 mehr als verdreifachen. Inzwischen gibt es deutschlandweit etliche weitere Anbieter von Koch-Bausätzen, die sich unter anderem spezialisiert haben auf Bio- und/oder vegane Gerichte. Auch Restaurants haben die praktischen und bedarfsgerechten Boxen für sich entdeckt.

Erst die Ernte, dann das Rezept

Johannes Jung schwebte bei der Einführung seiner DIY-Gerichte nicht das große Geschäft vor. „Hinter den Kochboxen steht nicht die Idee, diese in Massen zu produzieren. Es geht uns dabei in erster Linie um die Kooperation mit regionalen Produzenten“, sagt er im Interview mit BioHandel.

Dabei orientiert er sich an den Fruchtfolgen auf den Feldern. „Wenn der Bauer mir sagt, nächste Woche sind insbesondere Tomaten bereit für den Verkauf, dann mache ich ein Rezept, das abgestimmt ist auf die Tomatenernte. Dadurch kann ich größere Mengen abnehmen und diese im Laden direkt umsetzen. So garantieren wir unseren regionalen Produzenten eine höhere Abnahmemenge.“

Dank der Kochboxen kann der rund 180 Quadratmeter große Naturkostladen in der Homburger Innenstadt, den Johannes Jung gemeinsam mit seinem Vater Rainer führt, sein Frischesortiment besser steuern. „Bevor Gemüse übrigbleibt, bei uns oder beim Bauern, kann es in einer Kochbox angeboten werden“, sagt Johannes Jung. „Zehn Kochboxen pro Tag sind für ein kleines Fachgeschäft wie uns ausreichend, um das Frischesortiment zu steuern.“ Lebensmittelverschwendung und damit Abschreibungen kann Jungs Bio so weitestgehend vermeiden. Gleichzeitig kommen die Kunden durch die Rezepte auf neue Ideen, was sie kochen könnten, und lernen so neue Produkte kennen.

Zweimal pro Woche bietet Jungs Bio ein Rezept inklusive dazugehörenden Lebensmitteln an. „Wir legen Wert auf so wenig Verpackung wie möglich“, sagt Johannes Jung. So komme Gemüse immer unverpackt in die Tüte. „Und da wir im Laden auch Unverpackt-Ware führen, können wir außerdem viele weitere Zutaten bedarfsgerecht abfüllen“. Was nicht als Kochbox verkauft werde, komme wieder in die Ladenregale zurück. Lediglich Küchen-Basics wie Salz, Pfeffer oder Olivenöl kommen bei Johannes Jung nicht in die Tüte. „Da gehen wir davon aus, dass die Kunden das zuhause haben. Wir achten aber darauf, dass die Rezepte für jeden ohne großen Aufwand nachkochbar sind.“

Rezept-Datenbank für interessierte Bioläden

Die Ideen für die Gerichte stammen zum Großteil von Johannes Jung selbst. In Zukunft sollen aber auch Kunden die Möglichkeit haben, Rezepte beizusteuern. Dafür programmiert der 29-Jährige aktuell eine Webseite, auf der es schon bald eine umfangreiche Datenbank mit Rezepten geben soll – für jede Jahreszeit und Ernte. Damit will er Verbraucherinnen und Verbraucher sowie regionale Erzeugerinnen und Erzeuger näher zusammenbringen. „Mit den Rezepten, die ich beisteuere, helfe ich den Landwirten und tue damit in meiner Region etwas Gutes“, sagt Jung.

Der Clou: Auf das digitale Kochbuch sollen später auch andere Läden zugreifen können, um so selbst Kochboxen in Kooperation mit ihren regionalen Erzeuger-Partnern anbieten zu können. „Nicht jeder hat die Kreativität, Lust oder Muse, sich Rezepte auszudenken und aufzuschreiben“, sagt Jung. Sein Kalkül: Je umfangreicher die Datenbank ist, umso leichter werde es auch für viele andere Läden, ein geeignetes Rezept für die Produkte ihrer regionalen Partner zu finden.

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