Als erstes Unternehmen in Deutschland will Lammsbräu Bio-Landwirte nicht nur für gelieferte Rohstoffe bezahlen, sondern auch für deren Leistungen für das Gemeinwohl wie den langfristigen Schutz des Wassers, der Tierwelt und des Bodens auf über 75.000.000 Quadratmetern in der Oberpfalz.
Das Unternehmen kündigte an, ab der nächsten Anbauperiode ein Prozent seines jährlichen Umsatzes von zuletzt 31,7 Millionen Euro den 180 Landwirten seiner Erzeugergemeinschaft für ökologische Braurohstoffe (EZÖB) zugute kommen zu lassen. Die erste Prämie soll es zur Ernte 2025 geben.
„Wir stoßen die Agrarwende in einem entscheidenden Punkt weiter an.“
Johannes Ehrnsperger, Inhaber und Geschäftsführer von Neumarkter Lammsbräu, betont: „Wir bezahlen den Bauern ab sofort nicht nur für die gelieferten Rohstoffe, sondern auch für die von ihnen für die Gesellschaft erbrachten Leistungen. Damit betrachten wir landwirtschaftliche Wertschöpfung ganzheitlich und stoßen die Agrarwende in einem entscheidenden Punkt weiter an.“
Dem Unternehmen gehe es zum einen um die Sichtbarmachung. In der öffentlichen Diskussion werde oft vergessen, dass Bio-Bauern mehr tun als nur Lebensmittel zu erzeugen. „Sie erhalten durch ihr ökologisches Wirtschaften gleichzeitig die Natur und bewahren sie für uns alle – auch für Menschen, die noch nicht von Bio überzeugt sind“, betont Ehrnsperger.
„Zum anderen sind wir der Meinung, dass sich dieser Mehraufwand für die Bauern auch lohnen soll und nicht nur mit einem Schulterklopfen wertgeschätzt werden darf“, so Ehrnsperger weiter. Mit der Prämie wolle das Unternehmen außerdem zusätzliche Anreize für Bauern schaffen, auf eine ökologische Wirtschaftsweise umzustellen.
EZÖB-Bauern erhalten bis zu 20 Prozent mehr Geld als andere Bio-Landwirte
Die Bezahlung der Gemeinwohlleistungen ergänzt die laut Lammsbräu fair kalkulierten Rohstoffpreise. Diese gemeinsam vom Unternehmen und seiner Erzeugergemeinschaft auf jeweils fünf Jahre festgesetzten Preise orientieren sich nicht primär an den Preisen der internationalen Rohstoffbörsen, sondern an den Bedürfnissen der regionalen Bio-Landwirte, so der Getränkehersteller. Laut Lammsbräu erhalten die EZÖB-Bauern bis zu 20 Prozent mehr für ihre Rohstoffe als andere Bio-Bauern und sogar bis zu 200 Prozent mehr als konventionelle Landwirte.
Karl Stephan, Vorsitzender der EZÖB, sagt: „Die Bezahlung der Gemeinwohlleistungen ist der nächste Meilenstein unserer jetzt schon seit dreieinhalb Jahrzehnten erfolgreich praktizierten Zusammenarbeit auf Augenhöhe“. Die Ergebnisse sprächen schon jetzt für sich: „Lammsbräu erhält beste Bio-Rohstoffe für seine Getränke, wir EZÖB-Bauern eine verlässliche sowie wertschätzende Bezahlung und gemeinsam bringen wir den Ökolandbau und den Naturschutz in der Region immer weiter voran“, so Stephan weiter.
So werden die Gemeinwohlleistungen berechnet:
Grundlegend für die Bezahlung der Landwirte ist laut Lammsbräu die laufende Erfassung und detaillierte wissenschaftliche Bewertung aller im jeweils vergangenen Jahr erbrachten Gemeinwohlleistungen der Höfe.
Für die Berechnung der Prämie setzt Lammsbräu nach eigenen Angaben ein Online-Tool ein, das seit 2022 im Unternehmen erprobt und weiter entwickelt wird. Es basiert laut der Brauerei aktuell auf rund 500 Kennzahlen: So werden die Bio-Landwirte nach der Form der Düngung oder der Herkunft von Futtermitteln befragt. Auch Themen wie Arbeitsplatzqualität und regionale Vernetzung spielen eine Rolle.
Als Ergebnis stehe für jeden EZÖB-Hof ein individueller „Nachhaltigkeitsgrad“, der Aufschluss über das entsprechende Engagement der Bio-Landwirte gebe und die Höhe der Vergütung des jeweiligen Hofes mitbestimme.
Für überdurchschnittliche Leistungen gebe es eine zusätzliche Belohnung, das heißt: Ihr Anteil an den von Lammsbräu aufgewendeten Mitteln ist überproportional größer. Diese werden ansonsten zu gleichen Teilen und unabhängig von der Liefermenge unter den teilnehmenden Höfen aufgeteilt, teilt Lammsbräu mit.
Entwickelt und erprobt wurde das Vorgehen der Datenerfassung und Auswertung laut Lammsbräu in zwei zusammen mit Regionalwert-Leistungen durchgeführten Pilotstudien, in denen zunächst die Daten von 16 und anschließend 27 exemplarisch ausgewählten Höfen der EZÖB aufgenommen wurden.
Das sind die zentrale Ergebnisse:
- Die 27 Bio-Betriebe der zweiten Pilotstudie erwirtschafteten Gemeinwohlleistungen von insgesamt 1.442.707 Euro pro Jahr. Bezogen auf die genutzte landwirtschaftliche Fläche entspricht dies rund 750 Euro pro Hektar.
- Die durchschnittlichen Gemeinwohlleistungen pro Bio-Betrieb der EZÖB beliefen sich auf 53.434 Euro. Der durchschnittliche Nachhaltigkeitsgrad betrug rund 70 Prozent.
- Auf den Bereich Ökologie entfielen pro Betrieb durchschnittliche Nachhaltigkeitsleistungen von 40.479 Euro, auf den Bereich Soziales 4.091 Euro und auf den Bereich Regionalökonomie 8.863 Euro.
- Die größten Betriebe erzielen laut Lammsbräu nicht automatisch die größten Gemeinwohlleistungen. Insbesondere kleinere Betriebe leisteten oftmals einen überproportional hohen Beitrag.
„Die Daten sind beeindruckend“, kommentiert Johannes Ehrnsperger die Untersuchung. „Rechnet man die Ergebnisse unserer Pilotstudien konservativ auf unsere gesamte EZÖB hoch, ergibt sich ein Wert von rund 10 Millionen Euro, die der Allgemeinheit kostenfrei zu Gute kommen.“ Übertrage man diese Ergebnisse auf alle 36.535 Bio-Betriebe in Deutschland, könne man sogar von rund 1,95 Milliarden jährlich sprechen, „die uns allen von den Bio-Landwirten geschenkt werden“. (juk)
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