„Bester Bio-Lebensmittelhändler Europas“: Wem dieser Titel verliehen wird, der darf sich als leuchtendes Beispiel fühlen – das auch als solches weithin wahrgenommen wird. So wie der Bioland-Betrieb Gut Wulksfelde in Tangstedt in Schleswig-Holstein. Er belegt den ersten Platz in dieser Kategorie der EU Organic Awards, die am Montag zum zweiten Mal in Brüssel verliehen wurden. Die Auszeichnung erhält der Betrieb für das Gesamtkonzept aus Hofladen, Lieferservice, Restaurant, Bäckerei und Gärtnerei.
Die EU Organic Awards
Nachdem im Jahr 2021 der EU Organic Day ins Leben gerufen wurde, folgte im Jahr 2022 der EU Organic Award. Vergeben wird die Auszeichnung gemeinsam von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss, dem Europäischen Ausschuss der Regionen, COPA-COGECA und IFOAM Organics Europe. Die Jury setzt sich aus Vertretern dieser Organisationen sowie des Europäischen Parlaments und des Rates der EU zusammen. Als Teil des EU-Öko-Aktionsplans soll die Auszeichnung dazu beitragen, die Vorteile von Bio bekannter zu machen.
„Mit den EU Organic Awards werden inspirierende Beispiele beleuchtet, die eindrücklich zeigen, dass die Ziele der EU-Strategien erreicht werden können."
„Wir sind sehr stolz, dass wir uns gegen eine große Konkurrenz
anderer toller Bio-Händler in Europa durchgesetzt haben”, freuen sich
die beiden Geschäftsführer Hauke Rüsbüldt und Rolf Winter. Ihr Dank gilt
den rund 200 Mitarbeitenden und ihren regionalen Bio-Partnern, die
diese Auszeichnung ermöglicht haben.
Im Hofladen von Gut
Wulksfelde können Kundinnen und Kunden aus 8.000 Produkten auf 600
Quadratmetern Verkaufsfläche wählen. Unter anderem gibt es über das Jahr
verteilt 50 Gemüsesorten direkt vom Hof. Das Restaurant, die Gutsküche,
ist mit einem Grünen Michelin-Stern ausgezeichnet.
„Mit den EU-Organic Awards werden inspirierende und nachahmungswürdige Beispiele beleuchtet, die eindrücklich zeigen, dass und wie die Ziele der EU-Strategien ,Farm to Fork' und ,Biodiversität' erreicht werden können”, sagt Bioland-Vizepräsidentin Sabine Kabath. „Dass in diesem Jahr ein Bioland-Betrieb unter den Gewinnern ist, freut uns unglaublich. Gut Wulksfelde hat den Award mit seinem vorbildlichen Gesamtkonzept, dem leidenschaftlichen Engagement der Mitarbeitenden und den herausragenden regionalen Strukturen mehr als verdient. Gleichzeitig feiern wir heute all unsere Mitglieder für ihren täglichen Einsatz zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen.”
Ziel dieses Wettbewerbs ist es, entlang der gesamten ökologischen Wertschöpfungskette herausragende, innovative und nachhaltige Bio-Akteure zu würdigen. In sieben Kategorien wurden diese für ihren wertvollen Beitrag zum ökologischen Landbau in Europa honoriert. Neben der Kategorie „Bester Bio-Lebensmittelhändler” wurde die beste Bio-Landwirtin, der beste Bio-Landwirt, die beste Bio-Region, die beste Bio-Stadt, der beste Bio-Bezirk, der beste Bio-Verarbeiter, das beste Bio-Restaurant und der beste Bio-Lebensmittelversorger gewürdigt. Die Preise sind nicht dotiert. (juk)
Die Gewinner:
So stellen die EU Organic Award-Veranstalter die Gewinner in Kurzporträts vor:
Kategorie 1: Bester Biobauer (weiblich) und bester Biobauer (männlich):
Preisträgerin: Clara Benito Pacheco (Entrelobas) – Serrada de la Fuente, Spanien
Clara Benito Pacheco betreibt in Serreda de la Fuente, Spanien, eine ökologische Ziegenfarm, in der sich einheimische Rassen ausschließlich von Gras ernähren. Ihre Herde produziert nicht nur gesundes Fleisch und hochwertige Milch, sondern trägt auch zur Wiederherstellung eines Ökosystems bei, das von pyrophilen Sträuchern dominiert wird, die Grasland regenerieren, die Kohlenstoffbindung verbessern und die Artenvielfalt erhöhen. Dank virtueller Zauntechnologien und der Verwendung von GPS-Halsbändern können die erwachsenen Tiere frei grasen, da keine physischen Zäune erforderlich sind.
Preisträger: Thomas Moschos (Moschos Farm) – Kastoria, Griechenland
Thomas Moschos ist ein ökologischer Viehzüchter in Kastoria, Griechenland, der sich auf die Aufzucht von Schafen und die Herstellung von Milchprodukten spezialisiert hat. Er führt einen Familienbetrieb und arbeitet an der Verbesserung des Bodens und der Erhöhung der Kreislaufwirtschaft. Der Betrieb verwendet den Dung der Schafe und der benachbarten Betriebe zur Düngung seiner Felder, wodurch die organische Substanz des Bodens verbessert und höhere Erträge erzielt werden.
Kategorie 2: Beste Bio-Region
Burgenland, Österreich
Die burgenländische Landesregierung in Österreich ist dank der wissenschaftlichen Umsetzung der „Bioland Burgenland"-Strategie zu einem Vorbild in der Bio-Umstellungsszene geworden. Ziel dieser Strategie ist es, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen bis 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen. Die Region hat einen Fördermechanismus für die ökologische Umstellung eingerichtet und den Anteil an Bio-Lebensmitteln in regionalen Kantinen, Buffets und Schulen auf 100 Prozent erhöht. Sie arbeitet außerdem an der Verbesserung der gesamten ökologischen Lieferkette, unter anderem durch den Schutz fruchtbarer Böden und die Ausbildung junger Landwirte.
Kategorie 3: Beste Bio-Stadt
Wien, Österreich
Die österreichische Hauptstadt Wien hat ein weitreichendes Bio-Konzept „vom Hof auf den Tisch" für ihre Einwohner entwickelt. Sie bewirtschaftet rund 44.000 Hektar Wald und landwirtschaftliche Flächen. Die biologischen Agrarprodukte von diesen stadteigenen Feldern werden zu einem erschwinglichen Preis an die Bevölkerung verkauft. Dies gewährleistet eine sichere Lebensmittelversorgung und bietet den Einwohnern erschwingliche, qualitativ hochwertige Bio-Lebensmittel, die über die regionale Wertschöpfungskette auch die lokale Wirtschaft stärken.
Kategorie 4: Bester Bio-Bezirk
Idanha-a-Nova, Portugal
Die ökologische Erzeugung im Bio-Bezirk Idanha-a-Nova hat stark zugenommen und ist damit die portugiesische Gemeinde mit der größten ökologisch bewirtschafteten Fläche. Die Ökoregion unterstützt Projekte, die kurze Lieferketten stärken und das Angebot an Bioprodukten erhöhen. Dazu gehören die Food4Sustainability Collaborative Laboratories, die mit dem Ziel gegründet wurden, Wissen zu schaffen und zu teilen, das sich auf die Nachhaltigkeit, Regeneration und Kreislauffähigkeit der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion konzentriert.
Kategorie 5: Bestes KMU der ökologischen Lebensmittelverarbeitung
The Merry Mill Luftburg – Vicarstown, Irland
The Merry Mill ist ein familiengeführter Bio-Bauernhof, der in Irland eine Reihe von glutenfreien Bio-Lebensmitteln produziert. Die Familie betreibt auf ihrem Bio-Bauernhof ein geschlossenes Kreislaufsystem. Sie bauen Bio-Hafer an und haben auf ihrem Hof eine eigens gebaute Hafermühle errichtet, die erste glutenfreie Bio-Mühle in Irland. Sie kontrollieren den gesamten Prozess von Anfang bis Ende, um sicherzustellen, dass keine Kreuzkontamination mit anderen Getreidesorten auftritt. Alle Nebenprodukte und Abfälle der Mühle werden auf dem Hof als Tierfutter und Einstreu verwendet.
Kategorie 6: Bester Einzelhändler für Bio-Lebensmittel
Gut Wulksfelde (Bioland) – Tangstedt, Germany
Das Gut Wulksfelde (Bioland) mit Sitz in Tangstedt (Deutschland) betreibt einen 600 m² großen Hofladen, in dem die Produkte des eigenen Biohofs verkauft werden. Es bewirtschaftet 450 Hektar Land. Neben dem Verkauf von mehr als 8.000 Bioprodukten werden Fleisch verarbeitet, Eier produziert und eine Bäckerei betrieben. Das Restaurant wurde mit einem grünen Michelin-Stern für sein Konzept „Vegetarisch zuerst" ausgezeichnet. Gut Wulksfelde ist eines der Freizeitziele in der Region und unterrichtet jedes Jahr über 7000 Kinder über gesunde Ernährung und ökologischen Landbau.
Kategorie 7: Bestes Bio-Restaurant/-betrieb
Luftburg – Kolarik im Prater, Wien, Österreich
Luftburg – Kolarik im Prater ist ein Restaurant in der österreichischen Hauptstadt Wien. Es ist das größte vollständig zertifizierte Bio-Restaurant der Welt und stellt die ökologische und soziale Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt seiner Philosophie. Das mit mehreren österreichischen Preisen ausgezeichnete Restaurant nutzt erneuerbare Energien und ist bestrebt, seinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Es veröffentlicht jährliche Nachhaltigkeitsberichte über seine Aktivitäten: Wassersparen, Lebensmittelabfallvermeidung und Baumpflanzungen.
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