Die Biobranche lebt von lokalem Unternehmertum. Nur so kann die Vielfalt und die Energie inhabergeführter Betriebe auch in Zukunft erhalten bleiben. Doch was passiert, wenn es in der Familie niemanden gibt, der das Unternehmen übernimmt?
Bei vielen Übergaben geht es auch um den wirtschaftlichen Bestand des Betriebes und deren Inhaberinnen und Inhaber. Nicht selten stecken am Ende der Pionier-Generation Vermögen und Alterssicherheit in den Anlagen des Betriebes.
Umso mehr braucht dieses durchaus traditionsbeladene Thema neue Wege. Immerhin werden in Deutschland laut der KfW-Bank aktuell 28 Prozent der kleinen und mittelständischen Betriebe durch mitarbeitende Leistungsträger übernommen.
Diese Form der Übergabe, in Managementkreisen als „Management-Buy-Out“ (MBO) bezeichnet, kommt immer häufiger zum Zuge. Fünf Punkte sind dabei essenziell für gutes Gelingen.
Fünf Elemente eines erfolgreichen „Management-Buy-Out“-Prozesses
- Eigenkapital: Nachfolger sollen auch mit begrenztem Eigenkapital und Schritt für Schritt in ihre Unternehmerrolle hineinwachsen können.
- Verlobungszeit: Falls sich das Modell als nicht passend erweist, sollte eine Zeit vereinbart werden, vergleichbar mit einer Verlobungszeit, in der beide Seiten die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen.
- Verantwortung übergeben: Die Übergeber geben ihre Verantwortung nach und nach ab, während sie weiterhin Eigentümer bleiben und vom Unternehmenserfolg profitieren.
- Altersvorsorge: Die Altersversorgung der Übergebenden sollte in einem Konzept beziehungsweise Vertrag von Beginn an geregelt werden.
- Schritt für Schritt: Eine sukzessive Übergabe ermöglicht es den Nachfolgern in ihrem eigenen Tempo in die unternehmerische Verantwortung hineinzuwachsen.
Über diese fünf Punkte hinaus gibt es weitere Maßnahmen, mit denen eine Unternehmensweitergabe erfolgreich vorbereitet werden kann:
- Kosten und Ertrag sollten transparent kommuniziert werden, um potenziellen Nachfolgern Verantwortungsbereiche anbieten zu können.
- Die Übergebenden eines Betriebs sollten klar machen, was zu welchen Konditionen und wann übergeben werden soll.
- Das Unternehmen muss fähig zur Übergabe gemacht werden, inklusive klarer Strukturen und der Aufarbeitung von Bestandsthemen. Hier geht es um Themen wie Rechtsform, langjährige Verträge und Verpflichtungen, sowie um die Belange langjähriger Mitarbeitenden.
- Es muss die Bereitschaft geben, Nachfolge als einen Weg zu sehen, der in mehreren Schritten erfolgt.
„If you can dream it, you can do it“: Getreu dem Motto von Trickfilmzeichner und Filmproduzent Walt Disney wachsen junge Mitarbeitende auf diese Weise Schritt für Schritt in ihre zukünftige Rolle als Unternehmer hinein. So schaffen sie sich nach und nach eine optimale Basis für ihre spätere Rolle als Teilhaber oder Übernehmer.
Zum Autor
Günter Kugler ist Inhaber von Kugler & Rosenberger (K&R), einer Unternehmensberatung für den Bio- und Nachhaltigkeitsbereich. Der Gastbeitrag ist Teil 1 einer dreiteiligen Serie, bei der es um Unternehmensentwicklung geht. Disclaimer: K&R und der bio verlag kooperieren bei der Veröffentlichung von Stellengesuchen auf BioJobs.de.
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