Der Grund für die abgebrochene Unterhaltung? Der Chef des Ladens in Sichtweite. Wenn ich so etwas in einem Laden mitbekomme, denk ich: Schade, da hätte eine Bindung an den Laden entstehen können. Stattdessen denkt der Kunde jetzt: Hier gibt’s einen Oberaufpasser und unterbewusst stellt er sich die Frage: Möchte ich mich hier zugehörig fühlen? Wir Menschen haben, evolutionär bedingt, das Bedürfnis uns gegenseitig zu schützen, uns in Gruppen zusammenzuschließen, Verbindungen aufzubauen. Das sichert uns das Überleben. Auch eine Bindung an einen bestimmten Laden ist ein solcher gefühlter Zusammenschluss. Sowohl wenn Mitarbeiter sagen: Das ist auch mein Laden, da arbeite ich gerne, da vertraut man mir, da darf ich auch Mensch sein. Als auch wenn Kunden spüren: Hier werde ich nicht nur als jemand gesehen, der Geld bringt und dafür Ware bekommt, sondern hier bin ich auch als Mensch gern gesehen.
Handel bedeutet heute mehr denn je, den Menschen zu sehen. Bioprodukte gibt’s schließlich auch preiswert und teils sogar in Verbandsqualität beim Discounter und im Drogeriemarkt.
Natürlich sollten Mitarbeiter nicht lange mit Kunden privat reden, wenn gleichzeitig andere Kunden auf Bedienung warten. Doch Kooperation, Teamgeist und gegenseitige Unterstützung basieren auf Vertrauen. Führungskräfte in erfolgreichen Unternehmen haben aus meiner Sicht daher die Aufgabe, den Teamgeist zu stärken und dafür zu sorgen, dass sich der Mitarbeiter als Mensch gesehen fühlt. Vielleicht war das auch einer der wesentliche Gründe, warum die Drogeriemarktkette Schlecker irgendwann verschwand und dm seinen Siegeszug immer mehr fortsetzte. Man fühlt sich in den Läden von dm einfach wohler – und das hat auch viel damit zu tun, wie sich das Personal dort fühlt.
Beste Grüße aus Freiburg und eine schöne Woche
Bernd Schüßler
Nachhaltige Unternehmenskommunikation
Marketingagentur und Unternehmensberatung
Neumattenstraße 12
79102 Freiburg
Tel.: (0761) 20899838
www.berndschuessler.de
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