Wegen ihres hohen Anteils an Ballaststoffen, Omega-3-Fettsäuren und Proteinen gelten Leinsamen als Superfood. Doch viele Saaten enthalten auch unerwünschte Inhaltsstoffe. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Ökotest, die 19 braune, geschrotete Bio-Leinsamenprodukte unter die Lupe nahm.
Das größte Problem: In allen Proben wurde Blausäure nachgewiesen, wenn auch in unterschiedlichen Mengen. Diese wird beim Schroten freigesetzt, durch das auch die gesunden Inhalte aus der harten Schale befreit werden. Erhitzt man die Saaten, verflüchtigt sich die toxische Blausäure, weshalb sich auf den Packungen der meisten Produkte der Warnhinweis findet, die Leinsamen nicht roh zu verzehren.
Sechs Produkte mangelhaft
Auf den Verpackungen von Davert, Dennree und Aldi Nord fanden die Tester keinen entsprechenden Warnhinweis und legten deshalb einen noch strengeren Grenzwert für Blausäure an – Davert und Gut Bio von Aldi Nord bewerteten sie mit mangelhaft, ebenso die Produkte von Pural, Reformhaus, Alnatura und Bio-Zentrale.
Alnatura schreibt in einer Stellungnahme zum Testurteil, die Blausäure könne durch Erhitzen „deutlich reduziert und unschädlich gemacht werden“. So sei auf den Produkten der Hinweis aufgebracht: „Nur zum Kochen und Backen verwenden. Nicht roh verzehren!" Aus Vorsorgegründen hat der Gesetzgeber Höchstgehalte für Blausäure in Leinsamen festgelegt. Den gesetzlichen Grenzwert für Blausäure hielten die Produkte von Alnatura. „Wir bedauern, dass die Testredaktion bereits bei Überschreiten der Hälfte des Grenzwertes abgewertet hat“, teilte Alnatura mit.
Auch Reformhaus bezieht Stellung und hält die Bewertungen von Ökotest für nicht repräsentativ, da die erhöhten Anteile an Blausäure bei dem betreffenden Test dadurch zustande gekommen sein könnten, dass sich Blausäure inhomogen im Produkt verteilt habe. „Unsere eigenen Analysen in der Vergangenheit haben ergeben, dass es bei Messungen zu Blausäure zu erheblichen Abweichungen kommen kann, obwohl die Rohware jeweils identisch ist. Diesen Befund haben wir intern durch einen Ringversuch untermauert“, heißt es in einer Reformhaus-Mitteilung.
Pural teilt auf Anfrage mit, dass sowohl die Werte für Cadmium als auch die Mineralölrückstände unter den Höchst- bzw. Orientierungswerten für Leinsamen lägen und somit nicht von einem erhöhten Risiko für die Verbraucher auszugehen sei. In Bezug auf den Nachweis von Blausäure heißt es in der Unternehmensmitteilung: "Durch das Vorhandensein des Erhitzungshinweis auf der Verpackung des Pural Leinsamen geschrotet ‚Nur zum Kochen und Backen verwenden. Nicht roh verzehren‘, wird der Höchstgehalt von 250 mg/kg herangezogen. Mit dem Messergebnis des Öko-Tests von 190 mg/kg wird der Höchstwert somit eingehalten. "
Ungenügend für vier Produkte
Die Leinsamen von Dennree erhielten aufgrund hoher Werte bei Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) und aromatischer Mineralölkohlenwasserstoffe die Note „ungenügend“ – wie auch die Produkte von Bauck, Müller Drogeriemarkt und Aldi Süd.
Bauck, dessen Leinsamen auch bei Geruch und Geschmack abgewertet wurden, teilte auf Anfrage mit, das man dort schon seit längerem „schwankende Qualitäten bei unserer Demeter-Leinsaat in Bezug auf den Geschmack“ erlebe. Man habe bei Leinsamen Braun inzwischen von Demeter- auf Bio-Qualität umgestellt. So könne man die Leinsaat mit „konstant gutem Geschmack anbieten“.
In einer Stellungnahme von Aldi Süd heißt es, man nehme das Testurteil von Ökotest sehr ernst und stehe in engem Austausch mit dem Lieferanten. Außerdem schreibt das Unternehmen: „Bei den genannten Gut Bio Leinsamen werden sämtliche Richtwerte eingehalten. Bei Leinsaat als Pflanze mit einem hohen Ölgehalt sind geringe MOSH-Werte unterhalb der Richtwerte nicht zu vermeiden.“ Zusätzlich sei der Herstellungsprozess bereits Mitte 2024 optimiert worden, der Lieferant habe Ökotest deshalb gebeten, das Produkt nachträglich noch einmal zu testen.
Einzig die Leinsamen der Marke Crownfield von Lidl bewerteten die Tester mit sehr gut, befriedigend erhielten die Produkte von Rapunzel, DM, Rossmann, Penny, und Rewe. Ausreichend erhielten Weiling, Edeka und Kaufland. (nab)
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